Gedanken zur Zeit: Von offenen Trosträumen
Region | Von CGA Verlag | 27. November 2020Von Theresa Rinecker, Generalsuperintendentin der Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Der November verlangt uns einiges ab. Die Tage bringen weniger Licht und werfen uns auf uns selbst zurück. Wir vermissen die üblichen Spielräume für Spontanität und das Durchlüften der Seele. Wir vermissen den Kinobesuch und den Schwatz beim Italiener um die Ecke. Wir vermissen Live-Musik und Konzerte und das, was hilft, sich selbst auch einmal hinter sich zu lassen, das „einende Singen, Zuhören, Weinen und Jauchzen.“ wie es Herbert Grönemeyer beschreibt.
Wie kommen Sie durch diese Tage? Was hilft, die Novemberwochen nicht wie einen Dauernebel zu erleben? Viele suchen nach dem, was jetzt tröstet und hoffen lässt.
Offene Räume können trösten. Ich trete ein und sehe auf einem Tisch 5 Kerzen brennen. Fünf also waren heute mindestens schon da. Fünf, die Suchen und Bitten, Danken und Hoffen hier vor Gott gebracht haben.
Mein Blick wandert weiter und fällt auf das Kreuz. Das Zeichen für den in Jesus Christus mitleidenden und zutiefst solidarischen Gott. Und ich denke an ein Wort aus der Bibel, in dem Gott zusagt: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet!“
In einen zweiten Trostraum trete ich mehrmals täglich ein, wenn ich dem selbstverständlichen Alltag anderer begegne. Also dem Tun der Zahnarzthelferin und der Blumenfrau, dem des Hausmeisters und der Postbotin, der Fernsehmoderatorin und des Busfahrers. Sie verkörpern ein Stück Normalität, die gut tut.
Und der Advent kann in sich trösten. Weil er uns nicht nur vor Augen führt, was alles derzeit nicht geht. Sondern weil er uns auch
in Erinnerungsräume „entführt“. Räume, in denen es duftet und alles in ein sanftes Licht getaucht ist. Räume, in denen Wünsche und Erwartungen schon immer einen besonderen Platz haben. Mit dem Erinnern werden wir unsere Wohnräume und Büros schmücken. Und so zu Hoffnungsräumen machen. Das erste Licht werden wir entzünden und in seinem Schein ahnen, dass wir zu Weihnachten den feiern werden, der trösten will, „wie einen seine Mutter tröstet.“ Er hält seinen Trostraum dauerhaft offen.
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