Am 22. April stehen vier Kandidaten zur Wahl / Erster Kandidat: Fred Mahro (CDU)
Guben (MB). Gleich vier Kandidaten wetteifern am 22. April um die Gunst des Wählers bei der Gubener Wahl des Bürgermeisters: Peter Stephan (parteiloser Kandidat für Die Linke), Harald Knoll (FDP), Fred Mahro (CDU) und Daniel Münschke (AfD). In dieser Woche antwortet Fred Mahro auf die Fragen. In den kommenden Wochen folgen die anderen drei Kandidaten.
Herr Mahro, Welche Themen stehen aus Ihrer Sicht im Mittelpunkt der Arbeit in Guben der kommenden Jahre und warum?
F. Mahro: „In der Stadt Guben laufen gegenwärtig viele Prozesse parallel. Über das zuletzt beschlossene integrierte Stadtentwicklungskonzept werden diese unterschiedlichsten Aufgaben gesteuert. Als Beispiele möchte ich dabei die Fortsetzung des notwendigen Stadtumbaus und die Wirtschaftsförderung nennen. Im Rahmen des Stadtumbaus geht es dabei um die Erhaltung der vorhandenen öffentlichen und privaten Substanz, aber auch um die Fortsetzung von Anpassungsmaßnahmen vorrangig in der Infrastruktur „Wohnen“. Gemeinsam mit den privaten, genossenschaftlichen und kommunalen Vermietern müssen wir den unterschiedlichsten Ansprüchen der Mieter nachkommen. Das vorrangige Zielgebiet ist und bleibt dabei die Altstadt Ost und die Altstadt West. Im Bereich der Wirtschaftsförderung müssen die ortsansässigen Unternehmen weiter unterstützt werden und die Bereitstellung einer ausreichenden Anzahl qualifizierter Fachkräfte ist dabei in den letzten Jahren als neue Herausforderung dazugekommen. Darauf haben wir uns in der Stadt Guben unter anderem mit dem Projekt „Schule & Wirtschaft“ vorbereitet. Auch die technische Infrastruktur im Industriegebiet wurde deutlich verbessert. Neben der Erschließung weiterer Industrieflächen sehe ich auch eine Verbesserung der Logistik für diesen Standort als dringend notwendig an. Dazu gibt es aktuell bereits vorbereitende Aktivitäten.
Wo sehen Sie als Bürgermeister Möglichkeiten auf die Entwicklung der regionalen Wirtschaft Einfluss zu nehmen?
Die übergroße Anzahl der regionalen Arbeitsplätze werden durch die Industriebetriebe und das Handwerk gestaltet. Als Stadt Guben sind wir dabei für die Vorbereitung der Arbeitskräfte von morgen zuständig und d.h. wir müssen unseren Kindern attraktive Voraussetzungen für das Lernen in unterschiedlichsten Schulformen bieten. Darüber hinaus habe ich zuletzt die Wirtschaftsförderung wieder direkt an die Funktion des (amtierenden) Bürgermeisters gebunden. Ich habe es damit direkt zur „Chefsache“ erklärt. Ich habe in den vergangenen Jahren unzählige Gespräche mit den Arbeitgebern hier in Guben geführt, insofern sind mir die Forderungen, aber auch die Sorgen unserer Unternehmer bestens bekannt. Eine stabile und transparente Steuerpolitik, individuelle Anreize bei Geschäftsfelderweiterungen und eine permanente Unterstützung bei der Akquisition von Fördermitteln sehe ich dabei als wichtigste und machbare Unterstützungen aus Richtung der Verwaltung an. Die vor zehn Jahren (leider) errichtete Institution eines Unternehmerstammtisches werde ich wieder einrichten. Die Fortsetzung der individuellen Gespräche ist davon natürlich unbenommen.
Guben ist Schlusslicht im Bezirk der Arbeitsagentur Cottbus was die Zahl der Arbeitslosen betrifft. Wo sehen Sie Chancen, Arbeitsplätze zu schaffen?
Viele Faktoren spielen bei der Feststellung der Arbeitslosenquote eine Rolle. Ich verstehe diese Quote für mich als Potenzial für die Zukunft. Wir werden Möglichkeiten schaffen, durch eine direkte Verbindung zwischen den Arbeitssuchenden und den Unternehmern, dieses Arbeitskräftepotenzial in befristete oder unbefristete Arbeitsverhältnisse zu integrieren. Ich setze auf punktuelle Neuansiedlungen, aber in aller erster Linie auf den Ausbau von neuen Arbeitsplatzkapazitäten durch die ortsansässigen Unternehmen. Unsere Arbeitslosenquote wird auch durch den steigenden Einfluss polnischer Arbeitskräfte beeinflusst. Auch das stellt für mich eine große Chance dar. Gleichwohl sehe ich mich in aller erster Linie den in Guben wohnenden Menschen
verpflichtet.
Wie kann die Stadt aus Ihrer Sicht attraktiv für junge Menschen sein?- Stichwort Demografie
Es gibt viele, vielleicht sogar zu viele, statistische Erhebungen im Bereich der Demographie. Wenn wir dabei speziell die Situation in Guben betrachten werden jährlich ca. 100 Mädchen und Jungen geboren. Dazu kommen Jugendliche aus der Region für die Guben ein direkter Bezug darstellt. Es muss weiter gelingen, von frühester Kindheit an eine generationsübergreifende Kommunikation herzustellen. Die Erfahrungen von uns älteren Menschen trifft dabei auf die Unbekümmertheit und auf die in die Zukunft gerichteten Handlungen junger Menschen. Neben der Vorhaltung von Kindertagesstätten in freier Trägerschaft und aller im Land Brandenburg möglicher Schulformen sind attraktive Jugendeinrichtungen nicht nur ein Wunsch der Kinder und Jugendlichen, sondern sollten für uns auch eine Verpflichtung sein. Die Ansprüche gerade der Jugendlichen sind ständigen Veränderungen unterworfen. Das haben wir möglicherweise in der Vergangenheit unterschätzt. Korrekturen, die diese Dynamik berücksichtigt, sind bereits eingeleitet. Ich werde zukünftig auch stärker auf die Unterstützung des privaten Engagements in der Freizeit setzen.
Wo sehen Sie die Stärken der Stadt und wo Schwächen?
Die Stärken unserer Stadt sind für mich zweifelsfrei die Menschen die hier leben, wohnen und arbeiten. Wir haben wieder stabile Unternehmen im Industriegebiet und eine seit fünf Jahren konstante Anzahl an Gewerbebetrieben. Darauf müssen wir aufbauen. Eine weitere Stärke unserer Stadt ist die über viele Jahrhunderte gewachsene Stadtstruktur. Wir können dabei auf eine vielfältige Substanz und Verkehrsinfrastruktur bauen. Auch der Tourismus und die unmittelbare Lage zum Nachbarland Polen bieten Chancen. Gleichzeitig ist die direkte Einflussnahme von nur 180° auf unsere Stadtfläche ein großes Handikap. Dieses kann nur durch eine abgestimmte und in erster Linie auch den Zielen der Gubener Entwicklung dienende Kooperation mit unseren Nachbarn langfristig abgebaut werden. Auch hier haben wir in den vergangenen Jahren Fortschritte erzielt.
Warum kandidieren Sie?
Ich bin jetzt seit über 25 Jahren in und für die Stadt Guben tätig. Ich konnte viele Erfahrungen, positive aber auch negative, gemeinsam mit den in dieser Zeit aktiven Bürgermeistern Gottfried Hain und Klaus-Dieter Hübner sammeln. Mit dieser Erfahrung traue ich mir zu, unsere Stadt weiter voranzubringen. Gerade in den letzten sieben Jahren habe ich mit der Vertretung unserer Stadt als amtierender Verwaltungsleiter nach innen aber auch als amtierender Repräsentant nach außen arbeiten dürfen und dabei die Stadt Guben und meine Person wie es neudeutsch heißt „vernetzt“. Das war anfangs in unserer „Gubener Konstellation“ sicherlich nicht ganz einfach, aber ich bin mittlerweile in Potsdam, Berlin und darüber hinaus bekannt. Ein weiterer Grund ist für mich die Loyalität. Sowohl Herr Hain als auch Hübner haben mich zu ihrem Stellvertreter bestimmt. Diese Funktion und dieses Vertrauen waren für mich sehr eng mit dem Begriff von Loyalität verbunden. Wer mich kennt weiß, dass ich während meiner gesamten beruflichen Entwicklung dabei immer den „Chef“ unterstützt und respektiert habe. Darauf brauche ich in der gegenwärtigen Situation keine Rücksicht mehr zu nehmen und möchte deshalb nicht mehr nur amtieren, sondern mit einem gewählten Mandat der Gubenerinnen und Gubener dieses Amt ausführen.
Was ist das Thema dass die Menschen in der Stadt am meisten umtreibt und welchen Einfluss wollen Sie hier nehmen?
Diese kurze Textpassage reicht bei weitem nicht aus um alle Themen aufzuführen. Der Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen, die weitere Zurückdrängung und Bekämpfung der Kriminalität, die Förderung des Ehrenamtes, die Beachtung und Unterstützung sozial Schwächerer, der Erhalt unserer Stadt als Mittelzentrum, die Behauptung dieser Funktion in Konkurrenz benachbarter Städte, die Bewahrung und die Dokumentation unserer Stadtgeschichte, die Neuausrichtung des Einzelhandels, aber auch die Möglichkeit gemeinsam zu feiern sollen dafür als Beispiele genannt werden. Ich möchte einfach gesagt, dass es weiter und wieder Spaß macht in unserer Stadt zu leben und werde das als Bürger und hoffentlich gewählter Bürgermeister vorleben.
Es fragte Mathias Klinkmüller
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