Hosenaer Familienunternehmen übernimmt Theaterkantine / Bald Essen für jedermann:
Hosena/Cottbus (trz). „Der Kunde bestimmt. Ansonsten haben wir keinen Erfolg.“ Das ist das einfache wie wirksame Rezept des Unternehmens „Fleisch & Wurst Ziegenbalg GmbH“ aus Hosena. Und es funktioniert. Erst Ende August hat die Firma die Kantine im Cottbuser Staatstheater übernommen. Jetzt sind die Ziegenbalgs in der Lausitz bereits an fünf Standorten präsent.
Inhaber Olaf Ziegenbalg ist indes kein Mann der großen Worte. Sondern ein Macher mit Leib und Seele. Kein Wunder, hat er das Unternehmer-Gen quasi mit der Muttermilch aufgesogen. „Als unser Geschäft am 1. März 1966 in der Hosenaer Rosa-Luxemburg-Straße eröffnet wurde, stand meine Mutter hochschwanger mit mir hinter dem Verkaufstresen“, sagt der heute 49-Jährige. Die Philosophie von damals gilt noch heute: „Wir produzieren und verkaufen unsere Waren selbst“, weiß Olaf Ziegenbalg. Er selbst habe im Alter von zwölf oder 13 Jahren erstmals in der Produktion mitgeholfen. „Fleisch zerlegen“, wie sich der Unternehmer erinnert. Sein Lebenslauf war quasi vorgezeichnet: Das Handwerk von Vater Günter von der Pieke auf erlernt. Nach der Schule bei den Eltern in die Lehre gegangen. Kurz vor der Wende die Prüfung als Fleischermeister erfolgreich abgelegt.
„Wir expandieren!“
Die neuen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse zwangen auch die Ziegenbalgs zur Neuorientierung. „Wir standen damals vor einer Entscheidung: Entweder wir verkümmern in Hosena, einem Ort, in dem die Industrie großteils zusammengebrochen war und die Leute wegzogen, oder wir expandieren“, sagt Olaf Ziegenbalg. Klare Sache, dass letztendlich Alternative zwei vorgezogen wurde. So eröffnete das Unternehmen bereits Anfang der 1990er-Jahre seine zweite Filiale in Lauta. Die gibt es bis heute. Später folgten weitere Standorte in Finsterwalde, Großräschen und Senftenberg. In der Kreisstadt kam erstmals ein neues Konzept zum Tragen. „Wir haben uns im früheren Ratskeller mit dem dortigen Bäcker zusammengetan, quasi eine Art Kombigeschäft“, weiß Ziegenbalg. Im Jahr 2011 ging das Experiment direkt im Herzen der Seenland-Hauptstadt an den Start. Die Bilanz vier Jahre später: durchweg positiv. Der Mittagsimbiss laufe hervorragend. An manchen Tagen sei kaum mehr ein freier Platz zu haben. Auch der Bäcker profitiere von der Zusammenarbeit.
„Als Unternehmer muss man bereit sein, öfter neue Wege zu gehen“, stellt Olaf Ziegenbalg klar. Dass seinen Worten stets Taten folgen, zeigt seit neuestem die Cottbuser Theaterkantine. „Wir wollen mit den Schauspielern und weiteren dort tätigen Menschen schnell ins Gespräch kommen. Wenn sie Wünsche äußern, werden wir alles versuchen, diese auch zu erfüllen.
Kunde schreibt Gesetz
Es sei aber anzunehmen, dass den Künstlern die schmackhafte Hausmannskost aus Ziegenbalgs Küche zusagt. Falls nicht, gebe es aber auch kein Problem. „Was der Kunde will, ist bei uns Gesetz“, gibt der rührige Firmenchef die Marschrichtung vor.
Bislang stehe die Kantine nur Theaterleuten zur Verfügung. Das solle sich aber bald ändern. Die Hosenaer planen eine öffentliche Gastronomie. Und zwar ab dem Frühjahr auch draußen. Rund 40 Plätze mit Panorama-blick auf Theater und den Springbrunnen im Herzen des Schillerplatzes stünden zur Verfügung. In der Kantine selbst kämen noch mal 80 Plätze hinzu. „Wir wollen uns gemeinsam mit dem Theater nach außen öffnen“, erklärt Olaf Ziegenbalg das Konzept. Übrigens hat die Unternehmerfamilie im August nicht nur die neue Filiale eröffnet. Sondern steht jetzt auch der 19-jährige Sohn im Dienst des Unternehmens mit seinen mittlerweile 34 Mitarbeitern. Der gelernte Fleischer werde voraussichtlich eines Tages die Firma fortführen. Dann bereits in dritter Generation. „Wir sind und bleiben bodenständige Leute, tief in der Lausitz verwurzelt“, resümiert Olaf Ziegenbalg. Nicht zuletzt geht ein großer Dank auch an seine gesamte Mannschaft: „Was wären wir ohne unsere tüchtigen Mitarbeiter?“ Hervorragende Qualität, der Respekt vor den Kunden, Bescheidenheit und Zurückhaltung: Tugenden, die den Ziegenbalgs damals wie heute den Weg zum Erfolg geebnet haben. Und ganz sicher auch am neuen Standort im Herzen von Cottbus.
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