
Initiative kämpft Seite an Seite mit den Industrie- und Handelskammern um bessere Anbindungen an das Nachbarland Polen / Wrocław (Breslau) ist 2016 Europäische Kulturhauptstadt:
Region (mk). Die Liste der Investitionen in eine Infrastruktur, welche Polen und Deutschland auf den Schienen verbindet, ist kurz. Die Liste der Verbindungskappungen hingegen lang.
Im März wurde der Dresden-Wrocław-Express ersatzlos gestrichen, bereits im Dezember 2014 ist die Verbindung von Hamburg über Cottbus nach Breslau, der Eurocity „Wawel“, eingestellt worden, und auch die einstige Verbindung von Guben nach Zielona Gora ist längst Geschichte. Anja Schmotz will das nicht länger hinnehmen. Im Referat Internationales an der TU Dresden tätig, fuhr sie auch oft nach Breslau zur dortigen Universität. Als die Verbindung gestrichen wurde, organisierte sie eine spontane Demonstration und gründete die Initiative Deutsch-Polnischer Schienenpersonenverkehr mit. „Alle reden von europäischer Integration, und dann schaffen wir die Infrastruktur für dieses Zusammenwachsen ab. Das ist doch paradox“, kritisiert sie.
Kommendes Jahr ist Breslau die Europäische Kulturhauptstadt. Auch deshalb fordert die Initiative unter anderem vehement eine Wiederaufnahme der Strecke Dresden-Breslau aber auch Berlin-Cottbus-Breslau. Die Erfüllung beider Forderungen scheint in keinem schlechten Licht zu stehen. So soll die Strecke von Dresden aus schon ab Dezember wieder befahren werden. Erste Ticketpreise, so Anja Schmotz, sickern bereits durch. Der Bund beschloss zudem vergangene Woche, diese Strecke im kommenden Jahr mit
250 000 Euro zu unterstützen und will so aus der Verbindung einen Kulturhauptstadtexpress machen. Bereits im Juni erklärte das Land Sachsen, für die Elektrifizierung der Strecke von Dresden bis nach Görlitz zehn Millionen Euro Planungsgeld zur Verfügung zu stellen. Ein positives Signal für die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan.
Eine ähnliche Positionierung wünscht sich Jens Krause, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Cottbus, auch vom Land Brandenburg. Die Kammer unterstützt die Initiative ausdrücklich. „Die Verbindung nach Polen ist ein Herzenswunsch der Wirtschaft“, sagt er. Die Strecke von Berlin über Cottbus und Horka nach Breslau wird derzeit favorisiert. Die Kammern des Landes analysieren aktuell bei den Brandenburger Unternehmern, welch Potenzial der Güterverkehr in Richtung Breslau haben kann. Für Krause ist klar, dass in diese Strecke vom Bund nur investiert wird, wenn die Relation zwischen Kosten und Nutzen stimmt. Hier könnte der Güterverkehr die entscheidende Rolle spielen. Das Problem: die Strecke von Cottbus nach Horka ist nur eingleisig. Steffen Streu, Sprecher des Brandenburger Infrastrukturministeriums, erklärt, dass kommendes Jahr Züge von Berlin nach Breslau fahren werden. Derzeit wird mit polnischer Seite besprochen, welche Strecke die Züge nach Halt in Cottbus nehmen.
Die Initiative macht sich aber nicht allein für Breslau stark. So wird auch die Wiederaufnahme des regelmäßigen Personenverkehrs zwischen Guben und Zielona Gora, aber auch die Erhöhung der Taktfrequenz von Forst über Zagan nach Legnica (Liegnitz) gefordert. Über Unterstützer aus dem Raum Südbrandenburg freut sich die Initiative deshalb. Zu finden ist sie im Internet
https://bahndepl.wordpress.com
Schreibe einen Kommentar