Klima- und anderer Spreewälder Gurken-Kummer

Gemüsebauern im Spreewald hatten 2020 eines der schlechtesten Gurkenjahre seit Generationen / Traditionsreiche Golßener Konserve wird wohl französisch.

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Sie sind immer seltener zu sehen – die einst im Spreewald landschaftsprägenden Gurkenfelder, auf denen im Sommer die „Gurkenflieger“ (im Hintergrund startbereit) ihre Schwingen zur personalintensiven Ernte ausbreiten Foto: CGA-Archiv/Haberland

Region (hnr.) Die typischste aller Spreewaldkulturen macht den Landwirten zwischen Burg und Lübben große Sorgen: die Gurke.
Wir berichteten während der Meerrettichernte Anfang Dezember auch darüber. Andreas Traube vom Spreewaldverein in Lübben widersprach daraufhin der Aussage eines Bauern, dass die Gurken für die Konservenbetriebe heute großenteils aus dem Ausland kämen. Er verweist auf Anstrengungen der Mitglieder der Schutzgemeinschaft „Spreewälder Gurken“ beim Anbau und bei der Verarbeitung der Gurken. Nur die echten „Spreewälder Gurken” dürfen das Logo der Dachmarke Spreewald und das Gemeinschaftszeichen der Europäischen Union tragen. Seit März 1999 sind die „Spreewälder Gurken“ von der EU-Kommission als geografisch geschützte Angabe (g.g.A.) anerkannt. Traube sagt: „Jede Gurke, die in einem Glas steckt, das mit dem blau-gelben Gütesiegel gekennzeichnet ist, stammt garantiert aus dem Spreewald.“
Unüberhörbar hallt aber aus dem alten Jahr das Stöhnen nach: „Das war das mieseste Jahr, seitdem wir Gurken anbauen“, sagt ein Landwirt eines Familienbetriebes mit langer Tradition. Im Spreewald haben letztes Jahr neun Betrieben auf circa 520 Hektar Gurken im ökologischen Anbau produziert. Insgesamt, so Traube, habe die Ernte 24 000 Tonnen Einleger und Schälgurken eingebracht. Das waren 2000 Tonnen weniger als im mäßigen Vorjahr. So konnten die vertraglich gebundenen Liefermengen an Verarbeitungsbetriebe nicht erfüllt werden. Insbesondere bei den Einlegern gab es Defizite.
Nach offizieller Begründung aus dem Spreewaldverein war das von Klimaaktivisten als viel zu warm bezeichnete Jahr 2020 für die Gurken zu kalt. Landwirte hingegen begründen ihre Ausfälle vor allem mit den straffen EU-Regeln im Pflanzenschutz und vergleichen mit den guten Ernten im benachbarten Polen bei gleichem Wetter. Die Gurken-Aussichten bleiben – auch im Schatten der Corona-Pandemie – trübe, schätzt Andreas Traube für die Branche ein. Im Februar kommen die Mitglieder der Schutzgemeinschaft „Spreewälder Gurken“ zusammen, um darüber zu sprechen wie die Anbaubetriebe auf die aktuellen Bedingungen reagieren können.
Die Nachfrage seitens des Lebensmitteleinzelhandels nach Gurkenkonserven sei enorm, konstatiert der Branchenverein. Das sorgte für einen raschen Abbau der Lagerbestände, so dass die Bestände vielleicht nicht bis zum Ernteanschluss reichen.
Noch unklar ist, wie sich der Eigentümerwechsel beim derzeit größten Hersteller von Spreewaldgurken auswirkt. Der soll französisch werden, falls die Kartellbehörden dem Verkauf zustimmen. Die Inhaber des Golßener Betriebes, die vom Niederrhein stammenden Geschwister Karin Seidel (67) und Konrad Linkenheil (66), wollen verkaufen, weil sich die nachfolgende Generation für einen anderen Weg entschieden hat. Die hier für Premium-Konfitüren bekannte französische Firma Andros will Spreewaldkonserve Golßen, deren Produkte unter “Spreewaldhof” bekannt sind, übernehmen. Das beträfe rund 200 Mitarbeiter und 220 Saisonkräfte. Das Geschäft mit Obst- und Gemüsekonserven gilt als wenig gewinnträchtig, das spürte zuletzt auch die Spreewaldkonserve mit 109 Millionen Euro Umsatz aus 2018/19. Die Produktpalette umfasst insgesamt 250 Artikel.

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Lausitzer Feinschmecker bevorzugen seit Jahrzehnten die Produkte von Rabes oder Krügermann, die auch in vielen Marktketten gelistet sind Hnr.

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