Schwarzheide: Die Brabag-Siedlung soll geschützt werden

Schwarzheide Siedlung 1
Blick über das Schwarzheider Bürgerhaus auf einen Teil der Werkssiedlung Foto: T. Richter-Zippack

Schwarzheider erstellen Erhaltungssatzung Historisches Ensemble wird verkauft.

Schwarzheide (trz). Die Schwarzheider begehen in diesem Jahr nicht nur die 50. Wiederkehr der Stadtwerdung, sondern auch 80 Jahre Industrieort. Denn ab Mitte der 1930er-Jahre wurde zwischen den Vorgängerorten Zschornegosda und Naundorf das riesige Brabag-Werk, heute BASF Schwarzheide GmbH) errichtet. Dort erfolgte die Verarbeitung von Braunkohle zu Benzin. Zeitgleich entstand eine der größten Werkssiedlungen in der Lausitz, die fortan den Namen des neuen Betriebes tragen sollte, nämlich Brabag-Siedlung. Der auf dem Reißbrett entworfene Komplex, der heute die Stadtmitte bildet, umfasst rund 800 Wohnungen. Im Zentrum des Ensembles steht die Wasserturm-
siedlung, die Ende der 1990er-Jahre saniert worden war.
Das Gebiet soll jetzt in Teilen dauerhaft geschützt werden. Die Schwarzheider Stadtväter planen dazu eine Erhaltungssatzung. Dieses Dokument legt klar fest, dass die Siedlung in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben muss. Dem Eigentümer wird vorgeschrieben, welche Eingriffe zulässig sind und welche nicht. Dabei geht es unter anderem um mögliche Neubauten innerhalb des zu schützenden Gebietes, um die Gestaltung von Dächern und Fassaden, wie vorhandene Grünflächen auszusehen haben und manches mehr.

 

Satzung kann dauern

 

Nach Angaben des Schwarzheider Rathauses ist die Erarbeitung einer solchen Satzung ein langwieriger Prozess, der nicht ohne Bürgerbeteiligung und entsprechende Infoveranstaltungen beschritten werden kann Die Hoheit liege bei der Stadt. Laut Sprecherin Ute Kolanowski wird die Kommune einen Satzungsentwurf erarbeiten, der die Ausschüsse passieren muss. Für diesen Prozess könne ein Jahr veranschlagt werden. Demzufolge sei wohl im Sommer 2018 mit einer Beschlusslage zu rechnen.
Einen Hauptgrund für die Satzung bildet der avisierte Eigentümerwechsel der Werkssiedlung Der dazugehörige Abwägungsbeschluss befindet sich in der Vorbereitung von Bestandsanalysen. Die Stadt selbst ist nicht Eigentümer der Siedlung. Nach Angaben der Bewohner gehört das Ensemble einem bundesweit tätigen Immobilienfonds.
Einige Bewohner tragen sich mit der Sorge, dass nach einem Verkauf die bis dato kostengünstigen Mieten der Vergangenheit angehören könnten. Nicht minder schwer wiegen Bedenken bezüglich eventueller baulicher Eingriffe in gewachsene Strukturen. Daher fordern viele Anwohner die Erhaltungssatzung.
Nicht verschwiegen werden soll, dass es in jüngster Vergangenheit Widerstand gegen die nunmehr erfolgte Bebauung des Siedlerplatzes innerhalb der Brabag-Siedlung gegeben hatte. Dort wurde eine Grünfläche in einen Eigenheimstandort umgewandelt.

 

Kein Denkmal

 

Indes, so erklären die Bürger, solle die Brabag-Siedlung keineswegs ein Denkmal werden, sondern fachgerecht modernisiert werden. Daher werden viele Hoffnungen auf die kommende Erhaltungssatzung gelegt, erklärt beispielsweise Hans Jank. Der Schwarzheider engagiert sich schon seit Jahren für den Fortbestand des historischen Werksensembles. Darüber hinaus befürwortet Jank, dass mittelfristig auch weitere Werkssiedlungen in der Stadt, so am Wandelhof und der Bürenhof/Hugo-Wolfram-Platz entsprechend geschützt werden.
Das Niederlausitzer Kohlenrevier ist ohnehin reich an Werkssiedlungen. Oftmals ließen die Bergbau- und weitere Unternehmen diese neuen Orte aus dem Boden stampfen, um den neuen, teils aus der Ferne kommenden Arbeitskräften eine neue Heimat bieten zu können. Beispielsweise sind unter anderem die Gartenstadt Marga in Brieske, die Klettwitzer Treuhandsiedlung, die Glaswerksiedlung Annahütte, der Grundhof Lauchhammer sowie die Gartenstädte von Laubusch (Grube Erika) und Lauta-Nord zu erwähnen.