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Slawenburg als offenes Fenster in Fürstenalltag

Region | Von | 8. April 2022

Slawenburg Raddusch

Die Slawenburg Raddusch hält neben ihrer wissenschaftlichen Ausstellung zu Ostern und danach ein vielfältiges Angebot für die ganze Familie bereit. Letztes Wochenende war sie Gastgeber der Frühjahrstagung der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde. Archäologe und Publizist Jens Lipsdorf (l.) als Kurator der Burg erläuterte einigen der Teilnehmer das Modell der Kopie dieser Wallanlage, deren genaue ursprüngliche Funktion bis heute nicht genau erforscht ist. Foto: J. Heinrich

Vetschau (MB) „Hier ist der Ort für Geschichte, Landeskultur und Streitkultur“, definierte Vetschaus Bürgermeister Bengt Kanzler das Karma der Slawenburg im Ortsteil Raddusch. Und er fügte hinzu: „Wir wollen uns als Stadt hier gern einbringen in eine offene Entwicklung.“
Die Burg ist kein mit üppigen Landes oder gar Bundesmitteln gefördertes Museum, sondern ein „Betriebsteil“ der regionalen Entwicklungsgesellschaft. Ein Kleinod in guten Händen, spürten die Teilnehmer der Frühjahrtagung der Niederlausitzer Gesellschaft für Geschichte und Landeskunde. Neben einem Vortrag über die Vetschauer wendisch-deutsche Doppelkirche vom dortigen Kirchenältesten Hartmut Bott hörten sie spannende Ausführungen des langjährigen Direktors des Brandenburgischen Landeshauptarchivs, Prof. Dr. Klaus Neitmann, über spätmittelalterliche Niederlausitzer Stände und die Privilegien der böhmischen Könige. Zugesichert hat die ihnen Kaiser Karl IV., der die Lausitz kaufte, um sie gemäß einer Urkunde von 1370 „unlösbar und auf ewig“ an Böhmen zu binden. Diese „Inkorporation“, wie Neitmann interpretiert, sollte die „Zeit der Pfandschaften und Kommerzialisierung der Herrschaften“ beenden. Die Mark war damals finanzieller Spielball ihrer Nachbarn Meißen und Brandenburg. Rittergüter durften fortan weder vom böhmischen König noch von ihren Besitzern oder deren Beauftragten nach außerhalb verkauft werden. Wie regionale Geschichtsforscher aus ihren lokalen Befunden wissen, blieb Karls Privileg ein Traum. Die Lausitzer Stände beanspruchten Rechte und Freiheiten unter böhmischer Krone und nahmen spätestens, als der König im fernen Ofen (heute Teil von Budapest) saß, über den Niederlausitzer Landvogt in Lübben uneingeschränkt das Zepter in die Hand.
Der Senftenberger Dr. Rudolf Lehmann hat schon 1939 vor Mitgliedern dieser Gesellschaft zum gleichen Sachverhalt referiert. Dennoch, weiß Prof Neitmann, bleibt viel zu erforschen. Er arbeitet an einem Buch über den Urkundenbestand der Niederlausitzer Stände von 1370 bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, das 2023 erscheinen soll.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es hier in der Slawenburg präsentiert wird, denn in der Diskussion zur Perspektive der traditionsreichen Gesellschaft, die jetzt vor allem mit dem Namen des Vorstands Steffen Krestin verbunden ist und ihren Sitz im Stadtmuseum Cottbus hat, fasste der Gedanke Fuß, diesen Sitz nach Raddusch zu verlagern. Vetschaus Bürgermeister Kanzler würde diesen Prestigezuwachs begrüßen.
Jens Lipsdorf, Mitherausgeber des NIEDERLAUSITZER Jahrbuchs, stellte die Slawenburg als Ausstellung der Braunkohlen-Archäologie vor und betonte die bereits enge Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Cottbus, wo 450 000 (!) einschlägige Objekte ohne wissenschaftliche Betreuung ruhen. Immerhin 400 Positionen bereichern als Leihgaben die Slawenburg-Ausstellung. Die ist gut aufbereitet und verspricht Jung und Alt ein nachhaltiges Erlebnis.

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