Spremberg: Lausitzer Wasser ist mit Nitraten belastet

Ökotoxikologe Dr. Werner Kratz zeichnet beim Spremberger Naturschutztag düsteres Bild.

Spremberg (trz). Wasser ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt. Allerdings nur, wenn es frei von Schadstoffen ist. In der Lausitz kann dies nicht immer garantiert werden. Besonders Nitrate, also Stickstoffverbindungen, bereiten Probleme. Der Wissenschaftler der Freien Universität Berlin, Dr. Wolfgang Kratz berichtete während des jüngsten Spremberger Wasser- und Naturschutztages, welche Auswirkungen Schadstoffe im Wasser haben können.

 

Drei Schadstoffgruppen

 

Der Experte, der auch stellvertretender Vorsitzender des NABU-Landesverbandes Brandenburg ist, erklärte, dass drei Hauptgruppen an Schadstoffen das Wasser hierzulande belasten. Konkret in der Niederlausitz seien an erster Stelle Nitrate zu nennen. Für die Stickstoffverbindungen gibt es ein brandenburgweites Messnetz mit insgesamt 57 Punkten. An 41 Punkten seien die Werte in Ordnung, der „Rest“ bewege sich darüber. Davon befinde sich eine ganze Anzahl im Süden des Landes. „Wir beobachten in den letzten Jahren keine Verschlechterung der Nitrat-Situation, aber eben auch keine Verbesserung“, resümierte Wolfgang Kratz. Selbst wenn man von heute auf morgen sämtliche Nitrat-Quellen abstellen würde, müsste man sich noch jahrelang mit diesem Thema auseinandersetzen.
Rund zwei Drittel der Nitrate stammen aus der Landwirtschaft. Ein Hauptgrund sei die Massentierhaltung. Bundesweit kämen Jahr für Jahr rund 310 Millionen Kubikmeter Gülle als Haupt-Nitratquelle zusammen. Eine Zahl, die fast 100 000 bis zum Rand gefüllten Schwimmbecken entspricht. Kein Wunder also, dass sich in Brandenburg lediglich zwölf bis 13 Prozent der Gewässer in einem guten ökologischen Zustand befinden. Als Grenzwert für Nitrate sind 50 Milligramm je Liter Wasser festgelegt, doch bereits ab 25 Milliliter müsse gehandelt werden.

 

Arzneimittel

 

Darüber hinaus bilden Arzneimittel-Rückstände im Wasser ein großes Problem. Die Substanzen könnten nicht ohne weiteres von den Kläranlagen herausgefiltert werden. Dies habe nicht selten zur Folge, dass gewisse Keime resistent gegen Antibiotika werden. Außerdem bereiten Pflanzenschutzmittel im Wasser Schwierigkeiten. Hinzu geselle sich die sogenannte Mikroplastik, also winzige Plasteartikel im Wasser.
Bernd Schmied, Verbandsvorsteher des Spremberger Wasser- und Abwasser-zweckverbandes (SWAZ), erklärte, dass er die Problematik des verschmutzten Wassers genauso sehe. Er forderte, dass die Schadsubtanzen gar nicht erst in die Natur gelangen dürften. Nicht zuletzt habe gerade die Produktion von Pestiziden etwas mit Lobbyismus zu tun, so Wolfgang Kratz. „In unserer Zeit wird einfach zu viel am ökonomischen Erfolg gemessen. Der Naturschutz spielt dabei nur eine Randrolle“, resümierte der Ökotoxikologe.