Anfang der Woche stellte der Georgenbergverein seine Pläne öffentlich vor / Bedenken bleiben.
Spremberg (hnr.) Im kommenden Jahr erinnert sich Deutschland des 150. Jahrestages der Reichsgründung – ein Ergebnis des deutsch-französischen Krieges 1870/71. In Spremberg ist das schon jetzt ein Thema – so aktuell wie kaum ein anderes. Im neuen Heimatkalender bringt Andreas Lemke den 3. Teil seiner Chronologie der Gefechte. Er war selbst an den Schauplätzen und jüngst zu Gast bei dortigen Feiern. Er fehlte auch Montag nicht bei der öffentlichen Sitzung des Georgenbergvereins. „Unsere Geschichte muss uns gehören“, sagte er als Minimalforderung zur Begründung einer nicht unumstrittenen Denkmalhebung.
Seit 14 Jahren haben die Enthusiasten nach Sprembergs „Siegessäule“ – so hießen diese Stelen in großen Städten Deutschlands – gesucht. Schließlich wurde der nur leicht lädierte Obelisk dank Georadar 2018 gefunden und von Hand ausgeschachtet. Wie es in einem erst spät entdeckten Protokoll stand, ist er 1946 „an Ort und Stelle“, also am westlichen Ende des Georgenberges, vergraben worden. Die Absicht, ihn genau dort wieder aufzustellen, musste der Verein verwerfen, weil das die obere Denkmalbehörde ablehnt. Man einigte sich darauf, den Obelisken an den Kreisverkehr auf dem ehemaligen Wilhelmsplatz zu stellen. Dem sollen die Stadtverordneten einstimmig ihr Ja gegeben haben. Werner Kadach, Ehrenobermeister des Fleischerhandwerks, ist verwundert, dass auch die Linke solchen für junge Menschen schwer verständlichen Signalen zustimmte. Aber immerhin hat der Verein, so Vorsitzender Andreas Kottwitz, die volle Unterstützung von Landrat Harlad Altekrüger (CDU) und Raik Nowka, Landtagsabgeordneter der CDU.
Wieland Böttger, in Spremberg als leidenschaftlicher Bewahrer der Umwelt bekannt, ist besorgt: „Das war ein Eroberungskrieg, von Bismarck geschickt eingefädelt. Die Spremberger Bürgerschaft hat im Taumel der Reichsgründung solch ein Monstrum von Denkmal aufgestellt. Der Obelisk gehört heute bestenfalls ins Museum.“
Mehrere Unternehmen haben den Georgenbergverein bei seiner Rettungsaktion für den Obelisken gut unterstützt, und Alt-Bürgermeister Egon Wochatz, der diesen Verein einst gründete, sagt diplomatisch. „100 Prozent schafft man selten. Wenn 80 Prozent rauskommen, ist das gut.“
Kottwitz hat auch einen Plan, wie es gelingt, kein falsches Licht auf den Vorgang zu lenken: „Wir stellen den Obelisken im Mai auf und laden dazu Gäste aus Frankreich ein. Das wird ein richtig gutes deutsch-französisches Event. Da hat auch die Jugend, die vielleicht die Sprache lernt, etwas davon.“
Natürlich ist das Ganze eine teure Angelegenheit. Der Stein wurde aufwändig restauriert, Metallteile nachgegossen. Wer Spenden will, kann Buchstaben „kaufen“, 11 Euro das Stück.
Inzwischen geht der Verein seiner üblichen Arbeit nach, pflegt Grabstellen auf dem Berg, besonders solche mit militärischen Zeichen. Am 17.10. ist nächster Einsatz.
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