Stadtverwaltung sorgt für Zeitnot

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Jetzt schlägt´s 12! Oder doch nicht? Der Turmuhr kann man nicht vertrauen | Foto: M.K.
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Seinen 65. Geburtstag feiert heute (Sa.) der Turmuhrenbaumeister Karl-Heinz Schlodder. Wo er seine meisterliche Hand anlegt, ist auf die Zeitangabe Verlass | Foto: CGA-Archiv

Uhr am Wahrzeichen Spremberger Turm geht – aber permanent falsch
Cottbus (h). Nicht pünktlich, nicht ehrlich. Die Stadtverwaltung Cottbus hat die Cottbuser durch engstirnige Vergabepraxis in anhaltende Zeitnot versetzt. Die Uhr am Wahrzeichen von Cottbus, dem Spremberger Turm, geht permanent falsch, seit sie nicht mehr, wie sich das gehörte, von einem Cottbuser Uhrmacher gewartet wird.
Die Stadt hat mit „unehrlichen“ Uhren 300-jährige Erfahrung. In dem Buch „Alte Uhren“ von Landrock ist nachzulesen: Der Rathausturm von Cottbus erhielt 1650 eine neue Uhr, deren Werk bis 1699 von den Uhrmachern der Stadt betreut wurde. Die Stadt zahlte dafür einen Jahreslohn von 10 Talern, 6 Groschen und 2 Scheffeln Brotkorn. 1700 ist die Betreuung der Uhr dem Gerichtsdiener übertragen worden. Als dieser nun eines Tages wegen einer Verfehlung in das Stockhaus gesperrt wurde, weigerten sich die Uhrmacher, die Betreuung der Uhr wieder zu übernehmen. Da Gerichtsdiener, Marktmeister und Scharfrichter allgemein als unehrlich galten, war die Uhr nach Ansicht der Uhrmacher „unehrlich“ geworden. Der hochwohlweise Rat der Stadt stand vor einem schwierigen Problem. Nach langer Beratung wurde der Beschluss gefasst, dass ein Ratsherr den Turm besteigen solle, um eigenhändig die Uhr aufzuziehen. Auf diese Weise wurde die Uhr wieder „ehrlich“ gemacht. Daraus können wir entnehmen, dass eine Uhr auch damals schon manche großen Probleme brachte.
Wer mag wohl heute die unehrlich-unpünktliche Uhr der Stadt wieder ehrlich machen?