Was heißt Christsein im rauen Geschäft der Politik?

Vor der Wahl: Markus Niggeman auf öffentlicher Suche nach gültigen Antworten zu Wertefragen.

Markus Niggemann
Im Gespräch: Marcus Niggemann (CDU, i.B.) als Kandidat für den Deutschen Bundestag, Foto: Hnr.

Cottbus (h.) Der Wahlkampf nimmt Fahrt auf. Junge Helfer zurren nachts Plakate an die Lichtmasten, tagsüber sind Versprechen zu hören, eindringliche Ansagen, vieles besser zu machen…
Auch die C-Partei verspricht trotz herber Vertrauensrückschläge im längst nicht beigelegten Maskenstreit „eine gute Zukunft für Deutschland und Europa.“
In Cottbus und Spree-Neiße heißt der CDU-Direktkandidat Markus Niggemann, katholischer Christ, Finanzbeigeordneter im Cottbuser Stadtrat, verheiratet und Vater von vier Kindern. Er hat sich entschlossen, politisch über das Lokale hinaus zu treten und bewegt sich nachdenklich, suchend. Ihn beschäftigt die Frage, wie Christsein und Politik zusammengehen. Er hat sie jetzt in einem öffentlichen Gespräch in der Cottbuser Oberkirche an die Theologin Ulrike Menzel und den Berufspolitiker Jan Redmann gerichtet. Nur eine kleine Runde Interessierter hört, was Niggemann über Kirche sagt: In 2000 Jahren habe die geherrscht, gefehlt und Gutes getan, aber auch da und dort ihre Lehre im Verborgenen vermitteln müssen. Glaube und Staat – das birgt Konflikte, obgleich klar ist: Glaube gehört zum Göttlichen, Staat ist irdisch. Anders gesagt: Religion ist privat, Politik ist öffentliches Leben. Kann und soll der Christ Politiker sein?
Jan Redmann spürt die Anspielung auf den schlechten Ruf der Politprofis und wiegelt ab: „Politik ist weitaus kooperativer, als das medial vermittelt wird.“ Man verständige sich über Parteigrenzen hinweg, in wichtigen Angelegenheiten auch mit allen Gruppen der Opposition. „Aber ich frage: Kann man guter Christ und totalitär sein?“ Redman antwortet selbst: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“ Und „Anmaßend wäre, dass der Christ per se ein besserer Mensch ist.“
Er selbst frage sich: Bin ich erfolgreich und werde ich höherem Anspruch gerecht?
Das hört sich dann doch an, als müsse ein C-Politiker ein Heiliger sein.
Die Theologin Ulrike Menzel sortiert: „Es gibt keine christliche Politik, aber es gibt Christen, die Politik machen“ Glaube und Politik seien Dimensionen des menschlichen Lebens. Der Christ habe (über den Debatten) etwas, das ihm heilig ist, sagt sie, und fügt hinzu: „Das können aber auch Nichtchristen haben“
Unser gutes Grundgesetz hat einen christlich-jüdischen Hintergrund – allein daraus leíte sich der höhere Anspruch an jeden Politiker ab, erklärt die Theologin. Im Praktischen bleibt, etwa was die Zuzüge aus fremden Kulturen betrifft, für Markus Niggemann die Frage: Wie vielen Menschen können wir helfen? Kann ich als Christ Hilfe versagen.
Hier wird Theorie für den Cottbuser Kämmerer unmittelbar praktisch: 9,1 Prozent Ausländeranteil hat Cottbus. Das ist für Deutschland nicht viel, für Brandenburger Verhältnisse aber schon. Es gab viel Ärger in der Stadt, aber es habe sich beruhigt. Integration beginnt zu gelingen. Aber, sagt Niggemann: Es sei immer zu fragen, was kann erfolgreich gelingen und was überfordert die Gesellschaft.
Ein christlicher Satz lautet: Man lässt Menschen nicht ertrinken. Das ist der kathegorische Imperativ. Wie wird er von der Kanzel gepredigt, fragen Zuhörer. Darf Kirche politisch sein? Wie formuliert sie, biblisch fundiert, Zeitgeist?
Nicht nur die C-Politik verzeichnet Verluste. Die Kirche selbst hat ihre Chance hier im Osten nach 1990 zu wenig genutzt.
Markus Niggemann aber will der Region als Christ und Bundestagsabgeordneter helfen.

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