Wendische Passionslieder und Osterchoräle

Alter Brauch des Ostersingens lebt in der Region fort.

Ostersängerinnen
In der Werbener Kirche wird das Osterlicht an die Ostersängerinnen verteilt. Foto K. Möbes

Region (MB). Am Karfreitag, dem „Śichy pětk“, dem „Stillen Freitag“ wie er im Wendischen heißt, findet ein besonderes Konzert in der Dissener Kirche statt. Angelehnt ist er an den alten, eindrucksvollen Brauch des Ostersingens. In Werben ist er am Ostermorgen zu erleben.

Noch bis in die 1950er Jahre war das Ostersingen in vielen Niederlausitzer Dörfern weit verbreitet, bei dem von den Mädchen der Spinte alte wendische Trauerlieder und Osterchoräle gesungen wurden. An den Passionssonntagen, am Nachmittag des Karfreitags und am Ostermorgen zogen sie singend durch das Dorf und die Fluren. Nach altem Glauben soll, so weit das Lied ertönt, der Bannkreis gegen die bösen Geister reichen und für eine gute Ernte sorgen.

Nach diesem Vorbild singt der Chor „Łužyca“ am Karfreitag, 18. April, in der Dissener Kirche diese alten Lieder, die die Frauen früher in der Spinnstube gelernt haben, und die über viele Generationen weitergegeben wurden. Sie sind nur in der evangelischen Niederlausitz zu finden. Das besondere Konzert mit Andacht beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten.

In Werben ziehen die Sängerinnen am Ostermorgen (Sonntag) noch vor Sonnenaufgang durch das Dorf, um die Osterbotschaft zu verkünden. Dabei tragen sie die Halbtrauertracht. In diesem Jahr beginnen sie etwa um 4.30 Uhr. Zum Sonnenaufgang treffen sie an der evangelischen Kirche in Werben ein, wo um 5.30 Uhr mit dem Osterlicht still in das noch dunkle Gotteshaus zur Andacht eingezogen wird. Anschließend werden ab 5.56 Uhr die Osterglocken läuten und Posaunenklänge im Kirchhof erklingen. Um 6.30 Uhr folgt die Andacht zum Sonnenaufgang.
In Ruben findet ebenfalls ab 5 Uhr das Ostersingen statt und auch in Maust gehen am Ostersonntag zum Sonnenaufgang die Ostersängerinnen durch das Dorf und verkünden mit wendischen und deutschen Chorälen die Auferstehung Jesu Christi. Sie tragen die wendische Kirchgangstracht in den Farben Grün, Schwarz und Weiß.

Eindrucksvoll ist der wendische Kirchgang am Ostersonntag in Burg: Die Burger Frauen ziehen in ihren erhabenen schwarzen Kirchgangstrachten, die zum Teil seit mehreren Generationen in den Familien gehütet werden, in die evangelische Kirche ein. Die Chorgemeinschaft Concordia leitet das Auferstehungsfest bereits um 9.30 Uhr mit dem Ostersingen vor der Kirche ein, begleitet vom Bläserchor. Anschließend wird zum Familiengottesdienst eingeladen.

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