Jägersein als Hobby / Lernort Natur
Kostebrau (ysr). Zum klassischen Bild vom Jäger gehören grüne Kleidung, Hut, eine Flinte und ein Jagdhund. Hans-Joachim Koroll muss dabei immer etwas schmunzeln. Für ihn bedeutet das Jägersein mehr als jagen im passenden Outfit. „Kaum einer kann heute noch davon leben. Jagen gilt vielmehr als Hobby, allerdings eines mit hohem Anspruch an Wissen und an Zeit“ sagt der gelernte Ingenieur. Nicht von ungefähr nennt der Volksmund die Jagdprüfung das „Grüne Abitur.“
Waidmann Koroll liebt es, in der Natur zu sein, und das zu jeder Jahreszeit. „Auf dem Hochsitz kommen mir immer die besten Ideen,“ lacht er.
Auf seinen Rundgängen durch den Forst sieht er die unterschiedlichsten Menschen. „Vom Liebespaar über Dieseldiebe bis hin zum Jogger mit Stirnlampe habe ich alles schon erlebt“, sagt Hans-Joachim Koroll. Aber er warnt: „Nach Einbruch der Dunkelheit sollte sich aus Sicherheitsgründen niemand mehr im Wald aufhalten.“
Das Waldgesetz besagt, dass jeder Bürger hier Erholung suchen kann. Der richtige Umgang mit Flora und Fauna sollte dabei nicht außer Acht gelassen werden.
Auf der Jagd ist jeder sicherheitsbedingt ein Einzelgänger. Jeder Jäger hat ein ihm vorgeschriebenes Jagdgebiet. Auch in Brandenburg gibt es dafür klar geregelte Gesetze.
Hans-Joachim Koroll ist Begehungsschein-Inhaber und für die Wildbewirtschaftung auf gut 150 Hektar Wald zuständig. Zu seinen Aufgaben gehören neben der Wildbestandskontrolle auch die Organbeschau und die Entnahme von Schweißproben (Jägersprache für Blut). „So leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Seuchenschutz“, erklärt der qualifizierte Naturschützer. Auch Unfallwild beseitigen Jäger von den Straßen. Autofahrern rät er, bei Wild am Straßenrand einfach ruhig und langsam weiter zu fahren. „Das Wild sieht im Dunkeln kaum mehr als wir, es orientiert sich einfach über seinen Geruchssinn“, erklärt der Fachmann.
Das Jägerhandwerk wurde ihm praktisch in die Wiege gelegt. Sein Vater war Oberförster, Onkel und Opa waren ebenfalls in diesem Bereich tätig.
Jagd spielt heute keine existentielle Rolle mehr. Für die meisten ist es mehr als ein Hobby. „Es ist eine echte Passion“, sagt der Naturliebhaber.
Die rund 320 000 Jagdscheininhaber in Deutschland sind größtenteils in Jagdverbänden organisiert. Auch Hans-Joachim Koroll gehört dem Jagdverband Senftenberg an. 10 bis 15 Prozent der Waidleute, schätzt er, sind Frauen. Der Verband bietet beispielsweise für Schulklassen Informationsveranstaltungen und Waldführungen unter dem Motto „Lernort Natur“ an. „Immer mehr Kinder kennen den Unterschied zwischen den verschiedenen Baum-arten nicht oder wissen nicht, welche Tiere bei uns heimisch sind“, so der Jäger. Interessierte können sich bei der Verbandsvorsitzenden Elke Faber melden. Sie koordiniert Anfragen, organisiert Ausflüge.
Übrigens: Für die meisten Wildarten (außer Schwarzwild, also Wildschweine) ist jetzt in Brandenburg Schonzeit. „Auf den Bock“ gehen die Jäger ab 1. Mai. Dahin fiebern sie jetzt schon. Schließlich träumt ein jeder von vorzeigbaren Trophäen – also Gehörnen.
Mehr Informationen unter www.jv-sfb.de
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