FCE-Fanclub: Eifriges Fahnennähen im Würfelblock

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Die Jungs vom ersten Energie-Fanclub erinnern sich noch ganz genau, wie sie die Fahne im Flur genäht und gestaltet haben Fotoarchiv: Mario Leske

Mitglieder des ältesten FCE-Fanclubs erinnern sich an turbulente Jahre:
Cottbus (mk). Präsidenten, Trainer, Spieler, Platzwarte. Ein  Kommen und Gehen bestimmt den Lauf des Fußballs. Wer auf Dauer bleibt, sind die Fans. Zu den treuen Daumendrückern am Spielfeldrand gehören auch Volker Grimm und Mario Leske. Im Alter von 13 Jahren begann ihre Liebe zum Cottbuser Fußball und mündete 1979 in die Gründung des 1. Energie Fanclubs. Wohlgemerkt im Alter von 15 Jahren. „Cottbuser Bier“ heißt dieser Männer-Verbund fortan. Die Jungs wollten keine Regulation. Sie wollten nicht, dass ihre Namen vom Verein erfasst werden. Sie wollten nicht überwacht sein. Was sie wollten ist, etwas Besonderes zu sein.
Unvergessen ist das Nähen der ersten Fan-Fahne. Sieben Meter lang war das rot-weiße Stoff-Bekenntnis. Der Würfelblock-Flur von „Wundi“ musste für diese Näharbeit herhalten. Auch „Wundis“ Mutter half. „Unsere Eltern waren doch genauso fußballverrückt wie wir“, sagt der heute 51-jährige Volker Grimm.
Das Fan-Sein von einst und heute trennt Welten. Die beiden Clubmitglieder erinnern sich noch an Zeiten, als lediglich eine Handvoll Fans zu den Auswärtsspielen mitgereist sind. Sie erinnern sich daran, wie sie einmal auch im Mannschaftsbus wieder mit nach Hause genommen wurden oder gar der Präsident in seinem Wartburg einen Platz für sie bereithielt. „Stolz wie Bolle waren wir damals“, sagt Mario Leske. Um mit dem Zug nach Plauen zu kommen, wurde früh um 6 Uhr aufgestanden. Mitternacht waren sie wieder in Cottbus, gibt Volker Grimm ein Beispiel. Der Zug wurde später durch Wohnmobile ersetzt, die stets für die Auswärtsspiele angemietet wurden. Es wurde geholfen, den Rasen in der Halbzeitpause einzutreten oder Fußballturniere zu organisieren. Auch nach dem Fußball wurde sich getroffen. Bauchschupsen, Staffeltrinken oder Biederdeckelbeißen waren einige der nicht unsportlichen „Disziplinen“. Natürlich wurde auch richtiger Sport getrieben. Die Fanclubs traten gegeneinander an. So trug der Fanclub „Cottbuser Bier“ auch Hallenturniere aus. Die RAW-Handballer, die Frauen der SV Eiche-Branitz oder des Energie-Fanclubs aus Drebkau waren hier unter anderem Gäste. Dass hier nicht nur gespielt wurde sondern auch die Geselligkeit im Mittelpunkt stand, belegt ein Hinweis aus dem Ansetzungsheft des Turniers vom 17.2. 1990: „Der Wirt der Friedensburg bittet eindringlich darum, Tische und Stühle nicht zu besteigen!“
Der Kontakt zu den Spielern war einst direkter. Nach dem 3:1 Bundesliga-Sieg gegen Werder Bremen am 17. Dezember 2000 feierten Fans und Spieler wie Detlef Irrgang (Irre) oder Jens Melzig (Melle) gemeinsam im Cottbuser Stadtwächter. „Wir haben bis 4 Uhr auf den Tischen getanzt“, sagt Volker Grimm. „Die Stimmung an diesem Abend werde ich nie vergessen“, sagt Mario Leske. Nicht aus dem Kopf geht den beiden auch der Tag, als ein Clubmitglied mit der Hochzeitskutsche in das Stadion einfahren durfte. Das Stadion hat getobt. „Dass uns Energie das zugesagt und auch gehalten hat, war echt O.K.“, lobt Mario Leske.
Heute gibt es kaum noch einen Bezug zu den Spielern. Nach der Ära Geyer kam für sie ein Schnitt. Die Fanszene lebt vom Erfolg der Mannschaft, erklären die Clubmitglieder. Die Stadt hat sich immer mit den Zuschauerzahlen schwergetan. Mit den Aufstiegen kam auch das Verwöhntsein. Der Aufstieg in die 2. Liga wäre für die beiden Fans heute ein kleiner Zuschuss. Sie sind auch stolz auf Liga 3.