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Die schneeweiße Scheich-Zayid-Moschee scheint, wenn die Morgenluft flirrt, auf der Landschaft zu schweben und erinnert mit diesem Eindruck an das indische Taj Mahal Fotos: J. Heinrich

 

Wenn Superlative steigerbar sind, dann hier. Abu Dhabi, das größte der sieben Vereinten Emirate, stellt, was Reichtum, Glanz und kulturellen Anspruch betrifft, das touristisch bekanntere Dubai noch in den Schatten.
1761 entdeckten Beduinen auf der Insel eine Süßwasserquelle und siedelten hier. Als Fischer und Perlentaucher lebten sie bis ins 20. Jahrhundert genügsam in Hütten unter Palmwedeln.
Das Öl änderte ab den frühen 1960er Jahren alles. Kein Staat ist heute reicher als das Emirat von Chalifa bin Zayid Al Nahyan. Er ist, wie der Name sagt (bin = Sohn des…), der älteste Sohn des 2004 verstorbenen Scheichs Zayed bin Sultan Al Nahyan, erster Präsident der VAE und mit vier Frauen Vater von 19 Söhnen und (im Arabischen inoffiziell) 22 Töchtern. Er hat maßgeblich für konfliktfreie Verhältnisse am Golf, auch gegenüber dem Iran, gewirkt und die schwächeren der sieben Emirate unterstützt – eine bis heute übliche Gepflogenheit.
Abu Dhabi verkauft täglich Öl für 2 Milliarden US-Dollar; nach Abzug von 25 Prozent für Förder- und Fremdleistung bleiben 1,5 Milliarden. Pro Tag. Der Reichtum kommt Millionen Menschen zugute, auch den „Gastarbeitern“, die fast 90 Prozent der Einwohnerschaft ausmachen. Gerade entsteht eine Vorstadt für 370 000 Menschen mit Komfortwohnungen, einer weiteren Universität, modernster Gesundheitsinfrastruktur, Handels- und Dienstleistungsgassen, Schulen, Kindergärten sowie Sport- und Freizeit-
zentren. In der Wüstenstadt wurden neun Millionen Bäume gepflanzt. Sie trinken Wasser aus Entsalzungsanlagen. Das kostet pro Baum elf Euro im Jahr, knapp 100 Millionen Euro für alle – die vielen Hecken und unzählbaren Blumen in den Rabatten noch nicht berechnet. Parks, straßenbegleitende Grünanlagen und farbenfroher Blütenflor lassen vergessen, dass hier in der Wüste im Sommer über 50 Grad brennen. Es fühlt sich eher an wie Europa, wenn es ähnlich viel Geld hätte.
Der besondere Stolz Abu Dhabis ist die Scheich-Zayid-Moschee mit Platz für 40 000 Gläubige. Ihren 47 Tonnen schweren Teppich haben tausende Frauen in Isfahan (Iran) zwei Jahre lang geknüpft und vor Ort zu einer 5 627 Quadratmeter großen Fläche verwoben – zum größten prächtigen Teppich der Welt.
Die Wolkenkratzer entlang der Corniche (Küstenstraße) recken sich phantasievoll in allen Handschriften der besten Architekten dieser Welt in den Himmel. Mögen sie in Dubai höher sein – die hiesigen wirken origineller. Der Capital Gate Tower etwa übertrifft mit 18 Grad Neigung den Schiefen Turm von Pisa um das Vierfache in seiner Abnormität.
Flach am Boden bleibt das Kunstwerk des französischen Stararchitekten Jean Nouvel, das kreisrund ein Museum überspannt – den „Louvre“ von Abu Dhabi. Auf der Basis eines Staatsvertrages darf die Einrichtung für 30 Jahre diesen Weltnamen führen und sich mit hohem Ankaufetat profilieren. Die Idee des Universalmuseums ist, in zwölf Kapiteln die Menschheitsgeschichte mit ihrer Parallelität der Kulturen und Religionen darzustellen. Das gelingt schon mit überwiegend Leihgaben, die so kostbar sind, dass sie den weitesten Weg lohnen. Die „Zwei Köpfe“ aus der frühneolitischen Siedlung Ain Ghazal nahe Amman in Jordanien wurden 6.500 vor Christus geschaffen. Jünger ist das frühe Porträt eines als Christ erkennbaren Mannes mit Ölzweig, der als Römer in Ägypten begraben wurde. Das ausdrucksstarke Bild entstand zwischen 225 und 250. Beides wird heute bewahrt und beschützt im bestaunenswerten islamischen Emirat.

Nächste Folge: Die Presslufthammer-Zukunftssynphonie.

 

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Wachsen aus dem Grün: die Etihad Towers, Sitz der prosperierenden Fluggesellschaft

 

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Inmitten von Palmen wölbt sich die flache Kuppel des „Louvre“ von Abu Dhabi über weiße Betonwände zum Himmel. Sie hat einen Durchmesser von 180 Metern

 

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In acht Schichten aus Stahl und Aluminium sind 7850 transparente Sterne so angeordnet, dass sie Lichtpunkte „regnen“ lassen

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