
Seit dem 27. September 2002 zeigt Gebrauchsgrafiker Manfred Müller, Jahrgang 1933 und Cottbuser Urgestein, im Ärztehaus Leipziger Straße eine Auswahl eigener Werke und der seiner Kinder. Auf sie vererbte er sein Talent, das er lange bei der Dewag als Portrait-, Plakatmaler und Gebrauchswerber einsetzte. Beim Kulturbund leitete er in den 60er Jahren den Zirkel im Freihandzeichnen. 1972 wurde er Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Dabei hatten er und seine Kinder mit der sozialistischen Gesellschaft eher Schwierigkeiten. Nicht ohne Grund: Manfred Müllers musisches Talent stellte er als Chorleiter auch in den Dienst der evangelischen Kirche. Aus Glaube und Überzeugung – die christliche Erziehung formte auch seine Kinder, die deswegen nicht selten beruflich zurückstecken mussten. Evangelische Familienrüstzeiten führten die siebenköpfige Familie oft ins Schlaubetal. Ein wunderbares Aquarell von ihm aus dieser Zeit hängt in der Ausstellung. In Bleistift- und Rötelzeichnungen hielt er auch längst abgerissene Häuserzeilen im Cottbus der 60er Jahre fest. Portraitzeichnungen zeigen typische Köpfe der damaligen Zeit. Ein Auftragswerk für den Rat der Stadt – Autobahnschilder mit typischen regionalen Assoziationen – war bereits ausgeführt, als die Wende dazwischen kam und die Aufstellung verhinderte. Die Druckvorlagen werden ebenfalls gezeigt. Für eine besondere Überraschung sorgen aber die Werke seiner Kinder.
Eckhard Müller, geboren 1955, arbeitet als Krankenpfleger und zeigt Pastell- und Aquarellzeichnungen mit Landschaften, die ernsthafte Beschäftigung mit der Kunst nachweisen. 2000 stellte er sie in den Brandenburgischen Kunstsammlungen aus. Ute Michel (1958) ist Revierförsterin im Elbsandsteingebirge. Sie zeigt ornithologische Grafiken, ebenso Aquarelle aus ihrem landschaftlichen Umfeld. Für ihre akribischen Vogeldarstellungen ist sie 1998 ausgezeichnet worden; sie illustrierte auch Fachbücher. “Manchmal sitze ich eine Stunde an einer Feder”, gibt sie zu. In den letzten Jahren stellte sie in Decin, Bad Schandau und Cottbus aus.
Elke Ullmann (1961), Krankenschwester in Frankfurt/Oder, überwand manche persönliche Krise mit fantasievollen Mandala-Zeichnungen, die sie hier zeigt. Erst mit 39 Jahren versuchte sie sich erstmals an Aquarellen.
Gudrun Röhl (1963) lernte Gebrauchswerberin, ist heute Kinderdiakonin in Cottbus und hat als solche das Gestalten nie ganz aus der Hand gelegt. Mit dem Zwiebel-Aquarell hat sie ein wunderschönes Werk in die Ausstellung eingebracht. Mutter Ingeborg Müller steckte ihr Talent in große Wandteppiche, die schon jahrzehntelang in der Peitzer Kirche und in den Gemeinderäumen der Klosterkirchgemeinde zu sehen sind. Doch liegt ihr Verdienst vor allem darin, die Talente ihrer Kinder mit Zuspruch und Lob gefördert zu haben. Hätte es einen Aufstellplatz für Keramik gegeben, dann wären wohl auch die irdenen Gestaltungskünste der jüngsten Tochter Gisela Müller-Mohaupt ausgestellt worden.
Familie Müller beweist mit der Exposition vor allem eines: Auch unter Meiers, Müllers, Schulzes – unter uns ganz Normalen – sind kreative Künstler. Malen und Gestalten ist kein elitäres Hobby, sondern Bestandteil eines kreativen Familienlebens. Mit der Ausstellung wollen sie andere ermutigen, ihr Talent nicht unter den Scheffel zu stellen. Sie ist noch bis Februar 2003 zu besichtigen.
G.G.

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