Realitätsnah: Printschitsch verabschiedet sich mit deftigem Boulevard.
Cottbus. Den Vogel möchte niemand auf dem Teller haben. Er macht schon im Topf (ungerupft!) eine jämmerliche Figur, von beißend scharfer Füllung ganz zu schweigen. Gerhard Pritschitsch (Regie) hat den Koch-Braten saisongerecht hinzugedichtet. Beim Pariser Autor Pierre Sauvil gibt es nur „Schwarzgeld und weiße Tauben“ – aber auch er geht beißend scharf zu Werke. Das tragische Bett, in dem sich die Komik wälzt, ist typisch für die klassische französische Komödie, in der es der studierte Philosoph zur Meisterschaft brachte. Diese Geschichte hier in der TheaterNative C hat er schon 1995 geschrieben, noch etwas ungelenk, was Ursachen und Wirkung betrifft, aber doch schon guter Boulevard.
Ein Minister und sein Parteigänger aus einem Stadtparlament stehen im Focus. Peter Hartmann mimt den abgebrühten Franzosen, dessen aktueller Regierungschef leicht fahnenverhängt das Wohnzimmer schmückt. Sein devoter Referent (Hannes Lindenblatt) schmückt singend den Weihnachtsbaum und preist eifrig seinen Herrn, der sinnleere Parteitagssprüche probt. Die Weihnachtsüberraschung tritt durchs Fenster ein: Stadtverordneten-Freund Bouladon – Gerhard Printschitsch höchstselbst als jugendlicher Liebhaber. Seine kleine Erpressung zielt nicht allein auf Geld und Karriere, sondern wohl vor allem auf die recht attraktive Ministergattin (anfangs recht zurückhaltend Juli Graf), die schon die Reizwäsche für das Vorspiel zur „Japanischen Schubkarre“ zurechtlegt. Natürlich hat auch der Alte Fuchs seine Mätresse (Victoria Forberger), die ihn ebenso reinlegt, wie am Ende der geprügelte, aber durchaus lernfähige Referent. Sauvil und Printschitsch scheinen keine guten Erfahrungen mit großer und kleiner Politik gemacht zu haben. Die Figuren sind hemmungslos korrupt, und Peter Hartmann atmet ganz tief durch, ehe er versichert: So sind sie alle. Alle sind so! Zu lachen gibt es jede Menge, aber eigentlich auch zu weinen. Bloss gut, dass die Gans der küchenuntauglichen Ministergattin nicht wirklich serviert wird. Es wird heftig applaudiert, zumal in der Kleinen Komödie während des Spiels auch ganz gemütlich Glühwein geschlürft werden darf. Das macht dieses Theater auch so besonders interessant für die Abende „zwischen den Jahren“ und selbst zu Silvester. Das letzte Stück unter Printschitsch-Hoheit (Intendantenwechsel zu Hauke Tesch ist mit dem Silvesterfeuerwerk) läuft am 26. Dezember um 17 Uhr, am 27.,28. und 30. um 19.30 Uhr und zweimal Silvester (15 u. 19:30, dann mit anschließender Feier) Hnr.
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