Gereimter Quark im Cottbuser „Black Rider“ von Malte Kreutzfeldt

Cottbus (Hnr): Es erfordert größte Meisterschaft, ein Theaterpublikum mit Nonsens zu begeistern oder zumindest nicht zu langweilen. Aus Nicht-Sinn darf niemals Unsinn werden, und keinesfalls sollte den Leuten respektlos in einer fremden Sprache gerührter Quark serviert werden. Auch dann nicht, wenn technischer Spektakel das Spielen fast überflüssig macht und die Darsteller kopfüber im Schnürboden hängen oder anderweitig durch die Gegend schweben. „Black Rider“, erste Inszenierung dieser Spielzeit – wir ertrugen die wohl sechste oder siebente – will das Leitmotiv der Schauspielsparte „Zukunft, Heimat, Identität“ bedienen. Kulminiert hierin der Nonsens-Anspruch?
Das Stück der Amerikaner Tom Waits (sein Sound ist nicht annähernd zu erahnen), William S. Burroughs (der sich im Drogenrausch für Wilhelm Tell hielt und seine Ehefrau erschoss) und Robert Wilson greift Carl Maria von Webers „Freischütz“-Freikugel-Magie auf. Sie trifft hier das rührend singende Käthchen (Maxine Kazis, ein neues Gesicht im Ensemble). Der als Jäger unbegabte Schreiber Wilhelm (Markus Paul, ebenfalls neu, ausgebildet in Schauspiel und Gesang) muss seinen Rivalen ausstechen, um die Försterstochter zu bekommen. Sonst geht es um groß Gereimtes wie „Die Taube gurrt, der Magen knurrt…“ und so weiter. Malte Kreutzfeld hat allen Witz in sein Bühnenbild investiert und bleibt inszenatorisch seicht. Im Brennpunkt steht Stelzfuß, wie schon bei „Arturo Ui“ in Kreutzfelds Regie wieder die grandiose Sigrun Fischer in einer Hosenrolle. Sie lässt ahnen, wie „Black Rider“ vibrieren muss, um, wie einst in Hamburg, große Kunst zu sein. Die Band aus bekannten Solisten um Hans Petit tat ihr Bestes und bekam vom höflichen Applaus, der den Darstellern und den Musikern, weniger dem Stück und seiner Interpretation galt, das Ihre ab.
Dem Schauspiel des Hauses ist zu wünschen, dass es uns mehr zu sagen hat, als solchen Gesang.
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