Die Elbe: Grenzfluss im Westen Brandenburgs

Vom Riesengebirge sind wir dem Fluss durch Tschechien, in die Sächsische Schweiz und nach Dresden gefolgt. Ab Meißen strebt die Elbe nach Nordnordwest, ab Magdeburg ganz streng nach Norden.

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Blick aus dem Elbe-Havel-/Mittellandkanal hinab auf die gemächliche Elbe

Unmittelbar nördlich Magdeburgs erreicht die Elbe, weit in die Wiesen fingernd, das Jerichower Land. Ihr steht Aufregendes bevor: Bei Hohenwarthe queren hoch über ihr schwere Kähne im Mittellandkanal. Das Flusskreuz, technisches Wunderwerk und auch landschaftliches Kleinod, Anfang der 1940er Jahre schon im Bau, ist für den Ost-West-Schiffverkehr in den frühen 2000er Jahren endlich fertiggestellt worden. Touristen lassen sich über die Wasser-Acht mit ihren Schleusen schippern.
Wir staunen, folgen aber unten der hier nicht sehr tiefen Elbe. Sie fließt ruhig durch ein weites Tal und reibt sich erst bei Ferchland an einer etwa 30 Meter hohen östlichen Steilküste. Hier bauten die Preußen 1874 den Ferchländer Pegel aus Sandstein mit Porzellanmarken auf einer Eisenstange. Bis 1963 wurde nahe der Fähre täglich der Wasserstand abgelesen. Der 0-Punkt liegt hier bei etwa 30 Meter ü.NN. Die Fähre Ferchland-Grieben gibt es seit Juni nicht mehr. Sie war Jahrzehnte privat, ging dann in Gemeinde-eigentum über, aber die Gemeindevertreter haben die Fördergeld- Termine verpasst und können nun die fällige Wartung nicht finanzieren. Der verwaiste Platz am Fährpunkt wird unser Übernachtungsort am regnerischen Abend.
Stromab an der Straße der Romantik zieht sich die flächenmäßig riesige Gemeinde Jerichow weit am östlichen Elbufer hin. Ein paar Kilometer landein liegt das prächtige Kloster aus dem 12. Jahrhundert, eine romanische Anlage mit Basilika, Klausur und Wirtschaftshöfen, alles seit 2004 zusammengefasst in einer Stiftung und für Besucher beispielhaft eingerichtet. Wir verweilen mit Audioguide einige lehrreiche Stunden.
Gut zehn Kilometer nördlich überquert eine moderne Straßenbrücke das Flusstal; wir fahren jenseits ein Stück zurück nach Süden und gelangen ins mittelalterliche Tangermünde. Es ist Sonntag und alle, aber auch alle Läden, Cafe´s und Restaurants haben geöffnet. „Was sollen wir tun“, fragt eine Wirtin im uralten Lokal an der Stephanskirche, „die Touristen sind das einzige, wovon wir noch leben. Wenn sie da sind, schont sich hier keiner.“ Und wie freundlich das alles geht! Anhaltinische Gelassenheit. Die Stadt ist ein Architektur-Bilderbuch in Backstein. Burg und Befestigung fallen tief hinunter zum Fluss und blieben komplett erhalten, weil sie gleich Hochwasserschutz sind. Unten liegen die abgestellten Fluß-Kreuzfahrtschiffe. Sonst verweilen sie einen halben Tag auf der Tour von Dresden nach Hamburg, jetzt aber lähmt Corona auch dieses schöne und traditionsreiche Geschäft.
Kurz vor der Hansestadt Werben wechseln wir zurück auf die östliche Elbseite und erreichen Havelberg. Hoch oben steht trutzig das Kloster. Hier trafen sich 1716 Russlands Zar Peter der Große und Preußens Soldatenkönig Friedrich-Wilhelm I., um ihre Strategie gegen die streitlustigen Schweden zu besprechen. Friedrich Wilhelm schenkt dem Zar bei der Gelegenheit neben einer Yacht das legendäre Bernsteinzimmer, das gleich vom Berliner Stadtschloss nach Zarske Selo bei St. Petersburg wechselte. Wo mag es wohl heute sein?
Tief unterm Dom schiebt sich die Havel der Elbe zu; ein Vorfluter sogt für geregelten Zusammenfluss. Am Wehr mit Aussichtspunkt ist unsere letzt Station dieses Abschnitts vor Wittenberge.
Wir pausieren im weitesten Westen Brandenburgs. Eine friedfertige Gegend beim Ort Gnevsdorf im Landkreis Prignitz. Die Elbe markiert bis hinter Wittenberge die Grenze zu Sachsen-Anhalt. Sechseinhalb Schlingen weiter erreicht sie Niedersachsen. Die Orte und Büsche am Strom waren 40 Jahre deutsch-deutsches Grenzgebiet.

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Kloster Jerichow mit sehenswertem Kräutergarten im Wirtschaftshof. Links Detail: spätromanisches Kelchblattkapitell mit Akanthus, Weinlaub und Lilie

Wir entdecken sie in der nächsten Folge:
Wehr- und Wachtürme

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