Die Elbe: Melnik liegt am Zusammenfluss…

Von der Quelle bei Spindlermühle sind wir dem Fluss über Königgrätz (Hradez Kralove) bis Jaromer immer nach Süden, entgegen seiner späteren Hauptrichtung, gefolgt.

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Das schöne Jugendstiltheater in Pardubice bietet grad Boulevard: „Die drei Veteranen“. Links das Grüne Tor, Teil einstiger Stadtbefestigung

Wir halten den Kurs und erreichen auf guten Straßen, die manchmal aus unersichtlichen Gründen mautpflichtig sind und später wieder nicht,
Pardubice. Bis hierhin gilt die Elbe flussauf offiziell als schiffbar und wurde bis 1996 auch kommerziell genutzt; seither verhindern das Umweltverbände. Die Universitätsstadt (90 000 Einwohner) führt einen galoppierenden Schimmel im Wappen; ihre Attraktion sind seit 1874 alljährliche Galopp-Rennen, die als die härtesten, zumindest in Europa, gelten. Wir erfreuen uns des üppig und farbenfroh verzierten Jugenstil-Theaters, das gerade mit „Tri Veterani“ (Drei Veteranen) die Kassen füllt. Die vielen Straßencafés sind gut besucht; fröhliches Stimmengewirr und Tschechen-Pop erfüllt breite Straßen, Parks und enge Passagen.
Nun entschließt sich die Elbe doch zu einer Richtungsänderung, strebt, leicht mäandernd, nach Kolin, wo sie Prag auf 60 Kilometer nahe kommt. Vom riesigen, rechteckigen Markt sind die Türme der St.Bartholomäus-Kirche zu sehen, ein für die Gegend auffallend protziger gotischer Bau, zu dem schmale Gassen steil hinauf führen. Noch bemerkenswerter sind hier die erhaltene Synagoge, Teile des jüdischen Ghettos und ein jüdischer Friedhof aus dem 15. Jahrhundert mit 2 600 Steinen.
Unser Fluss nimmt im flachen Lauf nordwestliche Richtung. Podebrad, Nymburk, Brandeis/Altbunzlau folgen noch vor Melnik dicht aufeinander. Schon 1946 war die Elbe bis Podebrady schiffbar. Eigentlich aber war hier die Furt von Bedeutung. Die Trosse von Prag in Richtung Schlesien und umgekehrt zogen durchs flache Wasser. Der Ortsname enthält die entsprechende Deutung. Heute steht eine mächtige Burg mit ihren Grundmauern im Fluss und oben zum Markt hin reitet noch der König; er gilt – neben Franz Kafkas Mutter – bis heute als prominentester Bewohner dieser Stadt.
Ihr folgt wenige Kilometer nördlich das etwas kleinere Nymburk, wo wir direkt an der Fähre übernachten. Von flussab klingen bis spät in die Nacht die vertrauten Gesänge, wie sie früher an Lagerfeuern auf Campingplätzen für Stimmung sorgten. Es hört sich nach Abschied von der Schule an.
Auf dem Markt gibt es nach Ausschankschluss ganz freundlich noch lokales Bier und Erzählungen über das Woher und Wohin. Nuenburch hiess der Ort zuerst, als der böhmische König hier deutsche Kolonisten ansiedelte. Mit den Hussiten nahm dann das Tschechische zu. Heute gibt es nur noch wenig Altes. Vorgezeigt wird gern das Renaissance-Rathaus aus dem 16. Jahrhundert.

„Blanice“, das Fährschiff, legt pünktlich 7 Uhr ab; wir starten nach Brandeis-Altbunzlau.
Schleuse und Wehr machen die Elbe breit, es gibt eine Rennstrecke für Wildwasser-Kanu und hoch drüber das Schloss Brandys. Hier trafen sich 1813 Kaiser Franz I., Preußens Friedrich Wilhelm III. und Zar Alexander I., um ihr Vorgehen gegen Napoleon I. abzustimmen. Das geschah dort, wo früher auch Prager Boten Richtung Lausitz passieren durften. Im katholischen Boleslav gegenüber war das nicht möglich. Beide Städte sind seit 1960 eins.
Nun nähern wir uns Melnik, dem Touristenmagnet schlechthin.

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Marek sammelt in Altbunzlau Treibholz aus der Elbe und trocknet es in der Sonne: „Ich habe einen großen Kachelofen.“
Auch der böhmische König Georg von Podiebrad ließ wohl sein Schloss (hinter dem Denkmal) mit Holz heizen, was vermutlich rund um Podebrady ganze Wälder kostete

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