Vom Riesengebirge sind wir dem Fluss durch Tschechien, in die Sächsische Schweiz und nach Dresden gefolgt. Ab Meißen hält die Elbe, mäßig mäandernd, konsequent die Richtung Nordnordwest ein.
Die Stadt des Porzellans klettert steil hinauf zur Albrechtsburg mit dem Meißner Dom. Das ist die Wiege Sachsens. Gegenüber liegen die Weinberge des Bischofs, teils seit 300 Jahren von den Vorfahren von Dr. Georg Prinz zur Lippe bewirtschaftet, dessen Familie 1945 enteignet wurde. Seit 1990 erwarb er große Teile zurück und hat der Lage wieder Weltruf verschafft.
Einfachere Landweine (aber auch Bier) schenken die Wirte der Dörfer in der lieblichen Garten- und Weinberglandschaft stromab aus. „Wie an der Mosel“, jubeln Touristen selig unter Weinlauben auf blumengeschmückten Steinterrassen.
Elbstraße, An der Weinstraße und später Meißener Straße heißen die Wege durch Nieschütz, Seußlitz, Merschwitz und Leckwitz. Fast alle Orte …itzen hier, auch der nächste, Nünchritz, heute Standort chemischer Industrie mit 1500, demnächst 2000 Beschäftigten. Kleine Zahlen im Vergleich zu denen, die diese Gegend vor 290 Jahren ins europäische Blickfeld zogen: Mit 27 000 Mann Truppe richtete August der Starke damals zwischen Zeithain, Glaubitz und Wülknitz ein Legende gewordenes Lustlager aus. Unter den 48 geladenen Fürsten war Preußens Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I., der mit seinem Tross aus Potsdam auf Havel und Elbe angeschippert kam, der wichtigste. Heinrich Graf Brühl, noch als Page, war Cheforganisator des Festes und legte sich genau hier mit Kronprinz Friedrich an. Der spätere „Große“ und Sachsens Premier blieben Todfeinde, bis Brühl am Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 starb. Friedrich, der sich hier auch am Riesenstollen von Dresdens Bäckermeister Andreas Zacharias (1 800 Kilo schwer, auf 24.000 Portionen verteilt) gelabt hatte, marschierte 26 Jahre später zerstörend in Dresden ein. Er hat sich dafür später selbst in notierten Gedanken gescholten.
Manche Quellen sprechen auch vom „Lager bei Zeithayn und Radewitz in der Mühlberger Gegend“. In der Tat endet Sachsen bei den ersten Gartenzäunen Mühlbergs und wir erreichen, nun in Brandenburg, die alte Schiffer- und Bomätscher-Stadt. Bömätscher sind die Wolga-Treidler der Elbe. Wir campen direkt am Fährhaus und sehen sie gedanklich an langen Seilen Lastkähne schleppen. Zuvor haben wir am Deich die Tafel passiert, die an das Jahrhundertwasser von 2002 erinnert, als bei 9,98 Metern Pegel schon ein weiterer Zentimeter das Ende der „schwimmenden“ Deiche bedeutet hätte. Die acht Meter hohe Welle hätte wenig von dem Architekturdenkmal mit seinen großartigen Maßgiebeln und dem Kloster aus dem 13. Jahrhundert gelassen. Hunderten Helfern der Bundeswehr, des THW, der Feuerwehr, vom DRK und anderen, aber auch Platzecks Stab, bleibt Mühlberg immer dankbar.
Abseits vom Fluss steht nördlich von Mühlberg das Barockschloss Martinskirchen. Früher reichte ein Elbarm bis an seine Mauern, und so konnte Bauherr Friedrich Wilhelm von Brühl, älterer Bruder des Premiers, hier 1751-56 reichlich sächsischen Sandstein einsetzen. Heute lädt in einigen Räumen dauernd eine Puppenausstellung mit über 500 Persönchen ein.
Wir passieren nach wenigen Kilometern das stolze Renaissanceschloss Hartenfels von Torgau, lassen die vernachlässigte „Lichte“ (Lichtenburg) von Prettin liegen (wie schön dagegen ist Annaburg!), besuchen die rissige, vereinseigene Burg Klöden, wo der Cottbuser Maler Günter Friedrich (1930-86) ein Atelier unterhielt, und erreichen bei der Elb-Fähre am Gasthaus „Zum Anker“ die Schwarze Elster.
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Die Lutherstadt und Wörlitz
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