Großkmehlen: Wo jedes Dorf sein eigenes Schloss hat

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Das prächtige Großkmehlener Wasserschloss ist ein begehrtes Ziel für Radtouristen, weiß Bürgermeister Dr. Gerd Müller-Hagen Fotos: T. Richter-Zippack

 

Mit`s Rad diesseits und jenseits der Oberlausitzer Westgrenze auf Achse / Eisbein & Milchtankstelle.

 

Großkmehlen (trz). Es sind Jahreszahlen, die beeindrucken: „Abgebrandt den 14. Juny 1749. Aufgebauet 1752 et 1758“. Mit einer mindestens zweieinhalb Jahrhunderte alten Tradition darf sich Richter’s Gasthof schmücken, berichtet die über der Eingangstür eingravierte Historie. Der idyllisch gelegene Dreiseithof am Großkmehlener Anger bietet sich als Startpunkt einer Radtour zu den Schlössern diesseits und jenseits der Oberlausitzer Westgrenze an. Ordentlich gestärkt mit gutbürgerlicher Küche, Spezialität des Hauses ist Eisbein, geht es auf die Räder.
Aufwendig saniert
Das erste Ziel ist bereits zum Greifen nah. Denn es rollt sich schnell bergab zum trutzigen Wasserschloss Großkmehlen. Das Ensemble existiert seit rund 800 Jahren. Sein heutiges Erscheinungsbild erhielt das Kmehlener Schloss Mitte des 16. Jahrhunderts. Seit Ende der 1990er-Jahre wird es durch die Brandenburgische Schlösser GmbH aufwendig restauriert. Inzwischen kann die Gemeinde Räume nutzen, es gibt ein stuckverziertes Hochzeitszimmer, ein Malatelier sowie eine Restaurationswerkstatt. Touristen können laut Bürgermeister Dr. Gerd Müller-Hagen das Schloss von außen besichtigen. Zudem lockt ein Besuch im vier Hektar großen Park. Und gleich nebenan befindet sich die St. Georgs-Kirche mit der Silbermann-Orgel, die anno 2018 genau 300 Jahre alt wird.
Über den Pfad der tausend Eichen geht es in den Lindenauer Park mit dem berühmten Schloss. Der einstige Lynarsche Besitz, zu DDR-Zeiten als Kinderheim genutzt, verfällt seit Jahren. Der Park kündet jedoch noch viel von alter Pracht. Besonders jetzt im Frühsommer lohnt ein Besuch, da dann die vielen Rhododendren und Azaleen blühen.
Von Lindenau geht es über die Landstraße nach Frauendorf. Gleich am Ortseingang grüßt der hölzerne Glockenturm. Vor fast 100 Jahren (1920) erhielten die Frauendorfer das Bauwerk von der Aktiengesellschaft Lauchhammer geschenkt. Wer mal frische Kuhmilch zapfen will, ist an der Frauendorfer Milchtankstelle genau richtig. Seit 2016 lockt dieses originelle Angebot im Hofladen der Agrargenossenschaft. Von der Milchtankstelle ist es nur noch ein Katzensprung bis in die Frauendorfer Teichlandschaft. Der Louisenteich, der Jungfernteich sowie der Straßenteich bilden einen herrlichen Ruhepool. Man hört nur das Quaken der Frösche, Vogelsang und bei Ostwind auch mal die nahe Autobahn.
Bahnhof mit Kultur
Die nächste Station heißt Ortrand. Brandenburgs südlichste Stadt besticht mit einer gut erhaltenen Altstadt. Recht steil geht es die Bahnhofstraße zum namensgebenden Gebäude hinauf. Rechts daneben lädt der „Kulturbahnhof“, eine Veranstaltungsstätte erster Klasse, ein. Am Bahnhof selbst zieht das Lingenthal-Wappen die Blicke auf sich. Es erinnert an den begnadeten Gutsherren von Lingenthal, der einst die Cottbus-Großenhainer Eisenbahn nach Ortrand holte.
Entlang der Pulsnitz, die die Grenze zwischen der Oberlausitz und der alten Mark Meißen markiert, wird Kroppen erreicht. Das Dorf ist für seinen wunderschönen Landschaftspark bekannt, den Pückler-Schüler Eduard Petzold (1815 – 1891) schuf. Einst befand sich dort das Schloss, das aber im Jahr 1948 den kommunistischen Verbrechern zum Opfer fiel. Heute erinnern mehrere größere Steine an jene Stelle, wo es einst stand.
Volle Kapelle
Von Kroppen geht es durch die Teiche ins nächste Dorf. Der Jannowitzer Gasthof von Familie Schwarze fährt zur bevorstehenden Himmelfahrt (25. Mai) wieder die volle Kapelle auf. Geboten wird eine Auswahl an Speisen und Getränken und Livemusik. Südlich des Jannowitzer Forsthauses erstrecken sich die sogenannten Kunstwiesen. Die durch Wiesenbaumeister Patzig im 19. Jahrhundert begründeten Wiesen dienten viele Jahre als Lehrobjekt. Knackpunkt bildet die ausgeklügelte Verteilung des Wassers in der Fläche.
Nächste Station ist Schloss Lipsa. Das Ensemble diente zuletzt als Seniorenheim,jetzt steht leer. Immerhin darf dort geheiratet werden. Das Schloss im benachbarten Hermsdorf existiert nicht mehr, dafür aber der Röhrentrog von 1857, der einst das Gutshaus mit Wasser aus dem Feuchtgebiet der Wuppen versorgte.
Wer viel Zeit hat, nimmt auch noch die zehn Kilometer über Guteborn nach Hohenbocka unter die Räder. Dort warten ein weiteres prächtiges Schloss mit Park sowie die Bucksche Schweiz, ein Elbsandsteingebirge im Miniaturformat. Vom nahen Hosenaer Bahnhof geht es über Ruhland zurück nach Ortrand und Großkmehlen zum Ausgangspunkt der Tour.


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