Nein, zum Klein Ströbitzer Badesee zieht es uns heute noch nicht. Das Wetter ist trüb und feucht. Die wenigen Bauern, die’s noch gibt, reiben sich die Hände: Ist der Mai kühl und naß, füllt’s dem Bauern Scheun’ und Faß. Golden blüht also der Raps an der Klein Ströbitzer Straße bis hinüber zum Friedhof. Wir radeln über den Priorgraben, die Birken entlang, links und rechts saftige Wiesen mit hellen Tümpeln aus Wiesenschaumkraut. Die erinnern an den Schaum des Bieres, der so wichtig wird in dieser Phase des grünen Erwachens – es ist wieder Vatertag…
Hinterm letzten Siedlungshaus weist der Wanderweg-Pfeil nach rechts Richtung Koselmühle; wir aber halten uns geradeaus, folgen dem Weg vorbei an der Gartenanlage “Moorgraben”, halten uns später halblinks, überqueren die Bahn und biegen scharf rechts zum Wäldchen hin neben dem Stellwerk, und dann sind wir doch noch an einem Badesee – am Sachsendorfer nämlich.
Die Stadt hat seine Bewirtschaftung 1994 aufgegeben, und so wirkt der Bierbüchsenstrand kläglich. Wir können den See nach links umradeln oder das Rad durch tiefen Sand geradeaus schieben. Drüben geht’s den Steilhang hoch, wieder heraus aus der Kiesentnahmestelle, die zum Gewässerort wurde, ebenso übrigens wie der Madlower See, den wir später erleben und der konsequenter nach dem Seenkonzept des unvergessenen Landschaftsgestalters Dr. Otto Rindt geformt wurde.
Bald gelangen wir an einen kleinen Waldfriedhof und weiter des Wegs in den zugehörigen Ort: Klein Gaglow. Wir überqueren die laute Bundestraße, bewundern ein Musterhaus mit Teichanlage und biegen hier nach links Richtung Groß Gaglow. Ehe der Ort durch seine Einkaufsriesen berühmt wurde, war er der Cottbuser Obstgarten mit riesigen Plantagen. Ein kleines Süßkirschen-Areal sehen wir noch, dann kommt das Baumschulgelände. Wie eh und je kaufen viele Leute vorzugsweise ihre Gehölze hier bei Floralia; sicher hat das außer mit Tradition auch mit Qualität zu tun. Sogar sonntags ist hier ab 9 bis 12 Uhr offen. Wo die alte Eichenallee spitz auf die Chaussee zuläuft, wechseln wir hinüber ins alte, sehr modernisierte Dorf. Wir kommen bald an das “Bürgerhaus”. Drin deckt Günter Mielke gerade die Tische für eine sonntägliche Familienfeier. Er ist stolz auf dieses Haus, in dem die Chorsänger dienstags proben und die Billardspieler deutsche Meister ihrer Sportart sind. Gert Kunz hat sogar in Argentinien um die Weltmeisterschaft am grünen Tisch gespielt und ist immerhin 20. geworden.
Herrliche Kastanien und immer wieder üppig blühende alte Apfelbäume machen Groß Gaglow zu einem Frühlingsparadies, das wir aber Richtung Gallinchen verlassen. Wir könnte es die Chausseestraße entlang tun und – bei Fahrrad-Reimann vorbei kommend – dem fast wie ein Feriendorf angelegten Autohaus Schulze eine Besuch abstatten, oder wir können vom einstigen Gasthaus Wassermann geradeaus dem Radweg-Pfeil folgen. Bald erreichen wir Gallinchen, und auch hier gibt es neben der Hauptstraße einen Radweg, der an manchen Schaufenstern, Autoparaden und Gasthäusern vorbeiführt. Ihm konsequent folgend, erreicht man das Gewerbegebiet “Am Telering” links der Bundesstraße.
Hier führt der Weg talwärts zu den beiden Mühlen. Wir hätten auch schon etwas eher abbiegen und dem leider recht ungepflegten Waldrand folgend zum Kutzeburger Mühlengelände kommen können. Mit Pferden tummeln sich hier Lamas auf den Koppeln und Mädchen trainieren die Reitkunst. Leider hat die Gaststätte geschlossen. Sie will sich neu orientieren – auf afrikanische Kost. Aber natürlich hat zum Vatertag der Biergarten offen.
Wer Alternativen sucht, findet eine im Jahrmarkthof – spreeab gut ausgeschildert. Der Abstecher lohnt sich schon wegen eines Blicks auf eine malerische Ruine einer weiteren Gallinchener Mühle. Kindern kann man hier die schönsten Märchen erzählen, denn der Ort atmet Romantik.
Unser Weg bleibt malerisch an der Spree. Wir unterqueren die Autobahn und kreuzen dann die Kiekebuscher Straße, die von Madlow kommt. Hier beginnt der Priorgraben, den wir ganz am Anfang dieser Tour in Klein Ströbitz überquerten. Einige Wegkurven und schon öffnet sich die Landschaft für die alte Martinskirche, die frisch saniert in den Madlower Wiesen steht.
Der Weg geht zurück zum Fluss und dann in den Madlower Volkspark, der mit seiner spannenden Hügellandschaft immer wieder erstaunt. Den Asphaltweg bedecken Nadeln wie ein Teppich und es duftet nach Kiefer und ein bisschen auch nach Pilzwald. Wir nehmen die würzige Stimmung mit auf unserem weiteren Weg in die Stadt, der nun nicht mehr zu verfehlen ist. h.
Weitere Beiträge aus Cottbus und Umgebung finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar