Rund 65 Kilometer nehmen wir auf uns, um endlich genau zu erkunden, was es links der Autobahn kurz hinter Vetschau mit diesem “Elefantenklo” auf sich hat. Das spannende Ziel und ein wunderbarer Weg dorthin und erst recht zurück sind es wert, diese herrliche Sonntagstour zu wagen.
Wir beginnen von Ströbitz aus Richtung Zahsow, fahren dann auf Radwegen oder an Wochenenden wenig befahrenen Nebenstraßen links am Kolkwitzer Friedhof vorbei über Dahlitz, Kunersdorf, Milkersdorf und Babow bis Märkischheide. Der Reiz der freundlichen Vorspreewalddörfer liegt in den gepflegten Häuschen mit üppigen Gärte, vielen alten Obstbaumbeständen und schönen Beispielen der einfachen bäuerlichen Backsteinarchitektur vieler Nebengebäude. Erstaunlich viele Pferde werden auf den Koppeln gehalten, und jedes Dorf hat seine Storchenpaare.
Märkischheide ist Ortsteil von Vetschau und empfängt uns an der ersten Abzweigung mit drei Gasthäusern und einer Carl-Blechen-Straße. Der Spreewaldmaler Wilhelm Schieber hat hier gewirkt, und so ist wohl die Neigung des sonst solide bäuerlich wirkenden Vororts zu erklären. Geradezu geht es in die Stadt Vertschau, die sich allenthalben schmückt für ihre 700-Jahr-Feier im August. Wir merken uns das Thema vor, radeln aber heute zügig am Ratskeller und auch an der Deutsch-Wendischen Doppelkirche vorbei zur Ernst-Thälmann-Straße hin, die an der katholischen Kirche und dann an der Bahn endet. Aber für Radler gibt es einen Übergang, und flugs lassen wir die Stadt hinter uns und radeln auf einem Wiesenweg immer spreewaldtypischer nach Stradow. Das Dorf hat einen Park mit Gutshaus und lädt kommendes Wochenende zum Fest ein – das Weg lohnt sich gewiß, schon wegen des weithin bekannten Spargelwirts mit seinem steinernen Pferd.
Raddusch ist nun zum Greifen nahe – ein sehr engagiertes Spreewalddorf mit Hafen, gut organisiertem Fremdenverkehr und ausreichend Angeboten für einige Urlaubstage. Aber DIE Sehenswürdigkeit dieser Saison ist ganz unbestritten die Slawenburg.
Eigentlich ist sie noch Baustelle – schon ge- aber noch nicht eröffnet.
Die Burg ist ein eindrucksvoller Kopiebau einer wirklichen Burg, deren Reste hier noch zu DDR-Zeiten vor dem nahenden Tagebau geborgen wurden. Dann kam der Tagebau aber nicht so weit, und es blieb die einzigartige Möglichkeit, dieses “Museum zu zehntausendjähriger Menschheitsgeschichte der Lausitz” genau da zu eröffnen, wo die Vorfahren heutiger Sorben/Wenden, die alten Lusitzi, ihren wehrhaften Wall errichteten. Sie taten das aus Eichenstämmen, die kreuzweise geschichtet und verhakt und mit Sand verfüllt waren. Man kann sich das heute genau ausehen, wenngleich die Stämme in Wahrheit nur einen Betonwall umhüllen. Denn die Slawenburg von heute soll ja niemanden mehr schützen im Sumpf, sondern erzählen von den anderen 40 ähnlichen Burgen und dem Leben der Menschen damals. Im Wall entstehen dazu Ausstellungsräume und auch ein Gasthaus gibt es schon mit der Empfehlung der Saison: Schwarzbier-Bowle.
Köstlich! Für Radler sowieso.
Die Raddusch-Burg – neun Meter hoch und 58 Meter im Durchmesser – ist ab 10 Uhr geöffnet, letzter Einlaß 17.30 Uhr und manchmal später – das wenige Personal ist ungewöhnlich besucherfreundlich, obgleich vom ersten Öffnungstag schon reichlich zu tun ist. Selbst bei Regen kommen Radler, und für Schulwandertage gibt es kaum ein besseres Ziel.
Auch, weil der Rückweg ein Traum ist. Wir fahren zurück bis in die Ortsmitte und schlängeln uns dort nach rechts Richtung Dubkowmühle und weiter nach Burg. Wir sind hier gleich im Millieu der Slawenburg-Bewohner: sumpfige Wiesen, heiles Biotop, schönstes Konzert der Stimmen der Feuchtgebiete, vom Rollen der Frösche bis zum dumpfen Röhren der Dommel.
Wir radeln neben den bekannten und beliebten Weg über Werben zurück, der je nach Ziel in Cottbus mündet.
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