Szenenwechsel: Krieg und Krise machen den Deutschen Angst, titelt die üblicherweise gut informierte WELT AM SONNTAG.
Reisen kann helfen, dem Druck wenigstens zeitweilig zu entkommen. Zu vielen Orten sind die Wege noch frei.
Folgen Sie uns in Städte, Wüsten und auf das weite Meer… – I
Von Petra und Jürgen HEINRICH

Auch hier großes politisches Theater: Trump feuert Südafrikas Botschafter. Aber wir fliegen nicht nach Pretoria zu regierenden Nachfolgern des unvergessen versöhnlichen Nelson Mandela, Präsident von 1994 bis ’99. Unser erstes Ziel heißt Cape Town – Kapstadt – eines der weltweit beliebtesten Reiseziele. Zwischen 26 und 30 Grad schmeicheln uns hier die Herbsttemperaturen, gut zu ertragen bei sanfter Brise. Ein Großteil der fünf Millionen Einwohner haust, wie wir sehen, vor der Stadt in Blechbuden, die anderen erstreben westeuropäischen Komfort mit Hochhaussuiten oder in meist kleineren Villen am Hang, stabil ummauert, mit Stacheldraht und Strom bewehrt. Angst vor denen…







In den malerischen Weingütern, die jetzt am Ende der Lese gut besucht sind, ängstigt sich keiner. Touristen wie Einheimische wissen: Wo gute Weine warten, sind versierte Köche nicht weit. Fleisch vom Kalb, vor allem aber Fisch wird serviert aus den Ozeanen. Zwei treffen sich ganz in der Nähe – der Indische und der Atlantische. Unten am Kap der Guten Hoffnung, eine Busstunde vom Tafelberg, packen Touris Sektpullchen und Becher aus, um anzustoßen auf ihr Treffen an diesem magischen Ort. Ihnen sind zuvor im Gefels die Klippschliefer vor die Handylinsen gelaufen. Wer Zeit hat, wandert ein Stück die Steilküste hinauf und schaut von oben den Walen zu oder ein Stück weiter den kleinen Angebern im Frack, den Brillenpinguinen, die ihren Artgenossen in Cottbus und Lübbenau ähneln.
Der Himmel bleibt wolkenlos – also hinauf zum Tafelberg! 1.067 Meter hoch, steckt sein Plateau meist im Dunst. Schöne Wanderwege führen nach oben; wer’s bequem mag, nimmt die Seilbahn. In kühler, stürmischer Höhe belohnt ein herrlicher Ausblick – zum Cup nach
Süden, über die weite Stadt und das Hafenbecken, in dessen Mitte, wie das Gelb im Spiegelei, Robben Island liegt. Nelson Mandela (1818-2013) saß dort, schon als promovierter Anwalt, 18 Jahre in einer Zelle von vier Quadratmetern. Täglich legen jetzt Fähren drüben an, bringen Besucher aus aller Welt zur nationalen Gedenkstätte. Zurück vom bedrückenden Ort, markiert der Clocktower am Landesteg den Zugang zur Waterfront, der permanenten Stadtfestzone Kapstadts. Zwischen Hochhäusern, schaukelnden Yachten, Katamaranen, Piratenseglern und Booten aller Größen entfaltet sich grell-heiteres Südafrika. „Die ganze Welt in einem Land“, heißt ein touristischer Werbeslogan. Es sind alle Facetten der Sonnenseite dieser Welt, die sich hier begegnen.
In den Boutiquen glühen Stoffe in Afrika-Rot oder leuchtendem Blau und Gold, an den Tischen der Cafés werden Säfte, Cocktails oder Cappuccino zu feinen Eclairs oder Obstschalen gereicht. Unweit messen sich Gesangstalente in applaudierfreudiger Arena, und scheinbar artistisch tummeln sich pelzige Robben in grüppchenweisem Reigen im sonst stillen Wasser. Mitunter erklettern sie zur Freude der Fotografen auch Bootsstege.
Dicht und doch nicht bedrängt flanieren die Menschen zwischen Lokalen, Geschäften, Galerien und makellos gepflegten Grünanlagen im Sonnenlicht oder auch im Schatten hoher Bäume. Bestechend ist bei all dem Gewimmel die absolute Reinlichkeit. Kein Zigarettenstummel oder gar Knüllpapier oder anderer Abfall trübt das Bild. Und auch ein paar Ecken weiter außerhalb der Waterfront glänzt Kapstadt sauber. Selbst in den TownShips fanden wir die Wege besenrein und Gastfreundschaft in ärmsten Hütten.
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