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Es ist der Ort der Superlative, der größte und meistbesuchte am Golf und der mit den meisten Wolkenkratzern. Fast rituell fragen fassungslos staunende Europäer: Und was passiert, wenn das Öl versiegt? Das haben sich die Emeratiris längst überlegt. Ihren Aufstieg von schlichten Perlenfischern zu bestaunten Ölmagnaten ließen sie nicht kleingläubig geschehen. Dubai, zweitgrößtes der vereinten Emirate, hat nur noch für etwa fünf bis sieben Jahre Öl; das schwarze Gold macht nur noch 5 Prozent des Wirtschaftsvolumens aus. Den größten Teil bringt die Finanzwirtschaft, gefolgt vom Tourismus. 17 Millionen Menschen werden dieses Jahr nach Dubai kommen, weit mehr 2020/21, wenn hier die Expo auf 440 Hektar allen Glanz der Welt vereint. 192 Länder stellen aus, und die Millionen-Metropole selbst wird sich ein weiteres Mal übertreffen. Statt der Dubai-Mall mit 1 600 Geschäften und Lokalen, die oberflächliche Touristen abwinken lassen: „Nichts als Shopping“, wird es dann eine noch größere geben mit 4 000 Läden, Eislaufhallen und Skipaläste mit Abfahrtpisten in der Wüste werden florieren, Hotels atemberaubenden Komfort bieten in Suiten für 20 000 Dollar pro Nacht – mit Frühstück, versteht sich.
Es sind die besten Ideen der Welt, die hier von Menschen vom ganzen Globus umgesetzt werden. Fast 90 Prozent der Einwohner sind „Gastarbeiter“, vom Straßenfeger bis zum Arzt, Architekten und Spitzenmanager. Deswegen flimmert das islamische Down-
town jetzt auch in christlichem Weihnachtsglanz. Das sind wir den Menschen schuldig, die unseren Wohlstand erarbeiten, sagen die Araber, und werden Advent-Superlativisten. Herrlich tanzen Fontänen zu Musik unterhalb des höchsten Hauses der Welt, und am Rande des schönen Platzes „schwimmt“ die Oper, umflirrt von Weihnachtssternen. Drinnen wird Tschaikowskis „Nussknacker“-Ballett getanzt, draußen fährt eine Eisenbahn für Kinder um den Weihnachtsbaum. Das Opernhaus ist architektonisch einer Dauh (historisches Schiff) nachemfunden, und damit das in der Wüste überzeugt, ist sie von Wasser umspült. Auch neben der Freitreppe plätschert das kostbare Nass in Kaskaden abwärts. Nein, Dubai genügt sich nicht in protzendem Überfluss; alles hat Stil, und zur Lebenskultur gehören Religionsfreiheit und Achtung für die Frauen, die nur ausnahmsweise verhüllt sind und zahlreich auch in Führungspositionen arbeiten.
Am Creek, der viele Kilomenter ins Land reichenden Bucht, siedelten Beduinen seit 1833, und diese Dynastie herrscht hier bis heute. So kommt das Traditionelle nicht zu kurz. Die alten Schiffe kreuzen hier, und Teile der Altstadt mit ihren Windtürmen, die einst das Klima in den Häusern regelten, sind zur touristischen Nutzung aufgebaut. Wer ein Stück Orient sucht, findet ihn im alten Souk oder auch im Gold-Souk, der das Auge blendet. Obwohl kein Polizist auftaucht, ist er sicherer als Dresdens Grünes Gewölbe. Man klaut einfach nicht in Dubai. Kein Tourist muss ängstlich seine Tasche an sich klammern. Allein das ist Lebensqualität, die vielleicht manch Befremdendes aufwiegt. Etwa das Schicksal der Gastarbeiter. Denen geht es, wenn sie qualifiziert sind, gut bis sehr gut. Sie bewohnen mit ihren Familien Villen zu 4 500 Dollar Miete, verdienen also steuerfrei mindestens das Dreifache. Sie partizipieren auch vom für Einheimische kostenfreien Gesundheitswesen. Falls sie aber chronisch krank werden oder ihr Arbeitsleben beenden, müssen sie sofort das Land verlassen. Das Land, das dann ihre Heimat ist. Das schmerzt vermutlich. Denn Dubai ist einzigartig schön.
Nächste Folge: Abu Dhabi – Reichtum im Grünen
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