Unterwegs: Mit Sindbad durch Wüste und Meer

Unterwegs moschee
Nach einer grandiosen Aufführung von „La Traviata“ mit Placido Domingo – das Royal Opera House Muscat, erbaut ohne finanzielles Limit nach den Wünschen von Sultan Qaboos Fotos: J. Heinrich

Advent ist Zeit für Märchen und Düfte. Letztere kommen heute mit kleinen Räucherkerzen aus dem Erzgebirge. Das aber ist nur Imitation des orientalischen Originals, des Weihrauchs. Seine Heimat ist der südliche Oman. Dort beginnt unsere Reise zu Tausendundeiner Nacht und in die Übermorgenländer am Persischen Golf. Der trennt, salzig und jetzt um die 28 Grad badewannenwarm, den Iran von der Arabischen Halbinsel.
Der Oman gehört nur mit seiner Exklave oben an der Straße von Hormuz zum Golf, aber er bietet in maßvoller Moderne am meisten vom Zauber des Orients. Längst durchziehen auch hier vielspurige Autobahnen das bis zu 3000 Meter aufragende Hajar-Gebirge bis hinunter an die jemenitische Grenze, wo das duftende Harz blutet, früherer Reichtum des Sultanats. Der alte Mann auf halbem Wege könnte Sindbads Nachfahre sein. Als Junge segelte er noch in der hölzernen Dauh des Vaters bis Indien oder Sansibar. Sind etwa die wunderbaren Dinge im Souk von Muscat (auch Maskat geschrieben), Omans Hauptstadt, mit solchen Schiffen hier hergekommen? In Sur, weiter östlich, wurden Teakholzschiffe mit Holznägeln gezimmert. Jetzt liegen dort nur noch Wracks. Ein Handwerksbetrieb hat sich erhalten und baut Schiffe, manchmal auch nur winzige im Taschenformat für Touristen. Die Dauhs setzen keine Segel mehr, sondern brummen mit starken Dieseln durch die Buchten. Bei Khasab, an der engen Straße von Hormuz, sind die meisten unterwegs, und die Passagiere haben Freude an den spielerischen Delphinen in der Bugwelle. Sie begleiten auch die blauen Tankschiffe, die in die winzigen Dörfer bis in abgelegenste Buchten tuckern. Sie bringen Trinkwasser aus der zentralen Entsalzungsanlage. Zweimal pro Woche. Den Landeskindern von Sultan Qaboos, der 1970 sein Vater ablöste und in 14. Generation regiert, fehlt es an nichts. Vom arabischen Mittelalter brachte er das Land in die Moderne, verstaatlichte Öl- und Gasquellen, sorgte für Schulen für alle – auch für Mädchen, an den Hochschulen bilden sie die Mehrheit – organisierte ein kostenfreies Gesundheitswesen und gab jedem ein auskömmliches Einkommen. Dennoch blieb viel Traditionelles bewahrt. Auch die Zucht der Dromedare, die gute Milch geben und Fleisch, aber auch als Sporttiere wertvoll sein können. Die Beduinen haben sich mit den Sindbads verbündet, und fahren auch mal aufs Meer. Sie fischen Sardinen, garen sie im heißen Wüstensand und füttern ihre Kamele damit. „Das gibt Kraft und beste Milch“, sagt Achat und klopft einem sandgelben Dromedar-Fohlen den langen, wolligen Hals.
Wolkenkratzer wie nebenan in Dubai gibt es hier nicht. Der Sultan hat angeordnet, dass nicht höher als sechs Stockwerke und immer in osmanischer Art gebaut werde. Auch bei der weltweit bestaunten Großen Moschee und bei der prächtigen Oper, beides in Muscat, ist das gelungen. Den Tourismus entwickelt der Oman sanft, im gehobenen Level. Der orientalische Traum lebt noch.
Nächste Folge: Die Skyline der Expo 2020

Unterwegs Panorama
Die Heimat der Bergbauern und Beduinen: steinige Gebirge mit kleinsten Dörfern, die heute alle Strom und genügend Wasser haben, dahinter riesige Sandwüsten mit edlen Dromedaren, teils als Renntiere gezüchtet, die in Trockenzeiten mit Sardinen gefüttert werden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterwegs boot
Ausgesprochen fröhlich unterwegs mit Tee, Trommeln und Gesang sind die Omanis an einem der fünf freien Tage aus Anlass des Geburtstags des Sultans

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Unterwegs alter mann
Der alte Mann der Wüste erinnert sich an Zeiten, als die Teakholz-Dauhs der Omanis noch unter Segeln nach Indien und bis Sansibar über die Ozeane kreuzten.

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