HWK-Präsidentin appelliert an Politik / Ministerpräsident zu Gast beim Neujahrsempfang / Unklare Gesetze, Bürokratie, Energie, Material und Demografie belasten Betriebe.
Region. Rund 200 Gäste haben beim Neujahrsempfang der Handwerkskammer Cottbus (HWK) über die aktuellen Herausforderungen für das Jahr 2024 diskutiert. Fachkräftegewinnung, stabile und bezahlbare Energieversorgung, frühzeitige Berufsorientierung und der faire Umgang miteinander waren die zentralen Themen, über die sich die Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Beisein von Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke austauschten. Das Hin und Her in der Bundespolitik hat viele Handwerksbetriebe in Südbrandenburg stark verunsichert. Sie sorgen sich angesichts von hohen Kosten für Energie, Kraftstoffe, Material, Transport und Bürokratie um ihre Wirtschaftlichkeit. „Hier muss entschlossen nachgesteuert werden. Die Unternehmen erwarten Orientierung, Planungssicherheit und vor allem pragmatische Lösungen“, sagte Corina Reifenstein, Präsidentin der Handwerkskammer Cottbus, beim Neujahrsempfang am 4. Januar. Die knapp 9.400 Unternehmen im Kammerbezirk beschäftigen rund 45.000 Mitarbeiter und über 1.700 Lehrlinge. Sie erwirtschafteten 2023 mehr als vier Milliarden Euro Umsatz. „Wir brauchen starke Handwerksbetriebe für die Modernisierung unseres Landes. Doch etliche Unternehmerinnen und Unternehmer haben den Eindruck, dass nicht wertgeschätzt wird, was sie Tag für Tag für unser Land leisten – und sind der Meinung, dass die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft sich um alles Mögliche kümmern, nur nicht um die Sorgen der kleinen und mittleren Betriebe. Sie fühlen sich nicht genügend ernst genommen oder sogar im Stich gelassen”, so die HWK-Präsidentin.
Der Obermeister der Installateur- & Heizungsbauerinnung Finsterwalde Mario Kuhla bestätigt: „Auftragsmäßig brauchen wir uns nicht beschweren, aber die Lieferschwierigkeiten und die unübersichtliche Gesetzeslage fordern uns Handwerker enorm. Dazu kommt die stetig zunehmende Bürokratie. Trotz allem blicke ich optimistisch in die Zukunft.” Auch der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Maik Brunzel blickt auf ein forderndes, arbeitsreiches und erfolgreiches Jahr zurück. Für das Jahr 2024 hat er sich einiges vorgenommen: „Wir investieren kräftig und errichten neue Produktions- und Lagerräume. Dadurch werden wir zukünftig noch individueller und umfangreicher unsere Leistungen anbieten können.” Für das Handwerk wünscht er sich im neuen Jahr einen noch stärkeren Zusammenhalt. Stolz ist der Steinmetzmeister auch auf seinen Sohn, der in diesem Jahr seine Lehre als Steinmetz beenden wird. Die Fachkräftesicherung war auch beim diesjährigen Neujahrsempfang ein bestimmendes Thema. „Die Handwerksbetriebe investieren viel Kraft und Geld in die Bildung junger Menschen. Auf Dauer wirtschaftlich stark können die Unternehmen nur sein, wenn es ihnen gelingt, junge Menschen für ihre Arbeit zu begeistern. „Deshalb wollen wir im Norden unseres Kammerbezirks eine Bildungsstätte bauen“, sagte Kammerpräsidentin Corina Reifenstein und ergänzte: „Wir stärken damit unsere Mitgliedsunternehmen bei den Themen Aus- und Weiterbildung und bei der Berufsorientierung.” Die Fachkräftesicherung hat auch im Unternehmen IK-Bau von Maurermeister Ingo Krüger Priorität. „Ich bin wirklich stolz auf unsere derzeitigen vier Lehrlinge. Zwei weitere Mitarbeiter absolvieren eine Meisterausbildung. Gefordert haben uns auch im vergangenen Jahr noch Material- und Lieferengpässe. Glücklicherweise hat sich dieses Thema doch im Verlaufe des Jahres etwas beruhigt.” Insgesamt nimmt der Bauunternehmer die Herausforderungen sportlich. Von der Politik fordert er, dass diese vernünftige Rahmenbedingungen schafft.
„2024 wird ein gutes Jahr”, meint auch Kerstin Bialas von der Bau- und Möbeltischlerei Bialas. Von der Politik wünscht sie sich trotzdem weniger Bürokratie, klare Richtlinien und damit auch mehr Planbarkeit. „Durch Gesetze und Regulierungen werden wir im Tagesgeschäft mit oft sinnfreien Sachen beschäftigt, die mit unserer eigentlichen Arbeit nichts zu tun haben”, so die Unternehmerin. Davon kann auch Bäckermeisterin Diana Lewandowski von der Bio-Bäckerei Schmidt ein Lied singen. „Das Handwerk gibt alles was es kann, aber häufig bremst uns die Bürokratie an der Arbeit.“ Herausforderungen sieht sie zudem in den steigenden Lohn- und Energie- sowie Rohstoffkosten. Über eine gute Auftragslage freut sich auch Orthopädietechnik-Meister Jörg Zimmermann, allerdings bleibe bei steigenden Kosten und recht starren Preisen immer weniger übrig. Auf ein turbulentes Jahr mit hohen Papier- und Energiepreisen blickt Druckereichef Frank Schiemenz zurück. Im Laufe des Jahres habe sich 2023 doch noch recht gut entwickelt. Für 2024 bleibt er gut gelaunt und geht mit Zuversicht in dieses Jahr. Geplant sind einige Investitionen in den Maschinenpark; aber auch privat sollen Familie und Sport nicht zu kurz kommen.
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