HWK-Ehrenpräsident Peter Dreißig feiert 70. Geburtstag

Peter Dreißig
Nach über 20 Jahren aktiver, vor allem ehrenamtlicher Tätigkeit hat sich HWK-Ehrenpräsident Peter Dreißig in den – noch nicht ganz- Ruhestand verabschiedet. Foto: HWK Cottbus

Stolze 20 Jahre prägte der Gubener Unternehmer, Bäckermeister und heutige Ehrenpräsident der Handwerkskammer Cottbus, Peter Dreißig, die Geschicke der Handwerkskammer Cottbus. Anlässlich seines 70. Geburtstages führte Frank Heinrich ein Gespräch mit ihm:

Denken Sie noch oft an den Start Ihrer Handwerks-Laufbahn?
Peter Dreißig: Ja, schon. Ich konnte nicht ganz so gelassen beginnen, wie zum Glück junge Leute heute. Im Juli 1973, mit 21 Jahren, hatte ich meinen Meisterbrief in der Tasche. Vater war gestorben, und ich musste ran. Ein reichliches Jahr später übernahm ich am 1. Januar 1975 das Familienunternehmen mit Ladengeschäft in Guben.
Das Jahr 1975 wurde dann ein glücklich-prägendes: Ich heiratete meine Frau Cornelia und unser erstes Kind erblickte die Welt.

Wie erlebten Sie als Handwerker die 1980er Turbulenzen?
Wie heute, arbeiteten wir auch damals hart. Es herrschte jedoch Mangelwirtschaft, man billigte uns vor allem nicht genug Mitarbeiter zu, um Versorgungsengpässe zu lösen. Statt 9 000 Brötchen, die wir an einem Freitag schafften, wären 12.000 notwendig gewesen. Gubens damaliger Bürgermeister Schmidt nannte mich „ein Kind des Sozialismus“; die Zukunft gehöre jedoch Großbäckereien.
Danke dafür. Mit der Wende besuchte ich in den alten Bundesländern so viele große Bäckereien wie möglich und 1991 errichteten wir mit enormem finanziellen Risiko eine neue Produktionshalle im Gubener Industriegebiet.
Nachdem wir dort aus allen Nähten platzten, wechselten wir 1999 schließlich zum heutigen Standort in das Gubener Gewerbegebiet.

Was leistet die Bäckerei Dreißig heute?
Wir sind ein modernes Familienunternehmen, das Innovation und Handwerkstradition verknüpft. Über 800 engagierte Mitarbeiter in 85 Filialen und Cafés sorgen für Gaumenfreuden zwischen Dresden, Berlin und Seelow. Das Herz unserer Bäckerei schlägt nach wie vor im brandenburgischen Guben.

Zwei Jahrzehnte haben Sie als Präsident der Handwerkskammer ehrenamtlich vorgestanden. Wie kam es dazu?
Seit 1996 engagierte ich mich im Vorstand der Handwerkskammer Cottbus, damals unter Präsident Werner Schröter. 2001 rückte ich als Vizepräsident auf. Kurz darauf wurde eine erneute Wahl notwendig. Es gab dabei mehrere Kandidaten; mir wurde schließlich das Vertrauen geschenkt. Ich gebe zu: Ich war sehr stolz auf diese Würde und kannte auch die Last.

Welche Themen waren Ihnen als Präsident der Handwerkskammer besonders wichtig?
Anfangs herrschte noch viel Zwist im Handwerk. Es fehlte an Vertrauen. In vielen Gesprächen, auch dem ein oder anderen Stückchen Kuchen, konnten wir alle befrieden und Akzeptanz schaffen.
Ich habe die Handwerkskammer als Ansprechpartner der Handwerker, als Dienstleister begriffen. Das funktionierte zunehmend.

Dann konnten Sie nach 20 Jahren im vergangenen Jahr einfach so als Präsident abtreten?
Loslassen ist nie einfach, aber mit Corina Reifenstein ist mir eine würdige Präsidentin gefolgt. Sie führt sehr erfolgreich mit ihrem Mann ein angesehenes Bauunternehmen und hat ihr Handwerk von der Pike auf gelernt. Sie ist eine starke Frau – genauso wie meine.
Wenn ich nicht eine so starke Frau an meiner Seite hätte, wäre vieles nicht möglich gewesen.

Vor welchen Herausforderungen sehen Sie das Handwerk?
Das Handwerk steht permanent vor großen Herausforderungen. Dazu gehören der aktuelle furchtbare Krieg und die Corona-Situation genauso wie Nachwuchsprobleme und die jetzt dramatische Rohstoffknappheit mit stark steigenden Preisen. Insgesamt schlägt sich das Handwerk in stürmischen Zeiten erfahrungsgemäß gut, war immer kreativ und anpassungsfähig. Der Handwerksmeister muss variabel und beweglich bleiben.

Welche Entwicklung hat das Handwerk am meisten verändert?
Durch Technik ist die körperlich schwere Arbeit weitestgehend zurückgedrängt worden. Heute muss kein Mensch mehr Mehlsäcke schleppen. Viele Einheiten sind digital vernetzt, anders wäre es heute nicht möglich, dass jeder unserer Kunden überall täglich sein Wunschbrötchen bekommt. In anderen Branchen ist es nicht anders.

Was machen Sie heute mit ihrer vielen Freizeit?
Ich bin immer noch Inhaber eines „kleinen“ Handwerksunternehmens und diese Aufgabe erfüllt mich sehr.
Auch meine Oldtimer müssen jetzt wieder geputzt und auf Vordermann gebracht werden. Machen Sie sich um mich keine Sorgen – ich bin gut beschäftigt.

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