Vom Zigarrenhandel zur Konditorei / Wolfsdorff eröffnete 1910 in Cottbus.
Der bekannte Name Wolsdorff stand für Zigarren – Lösung B war richtig. Das wusste auch Jürgen Klingmüller. Er schreibt: „Insgesamt drei Filialen in den Toplagen von Cottbus unterhielt Erich Wolsdorff. Die Firmenschilder, weiße Blockschrift auf schwarzem Untergrund hinter Glas, waren das Markenzeichen.“ Georg Müller erinnert sich: „Den Kautabak konnte man nun getrost vergessen – der Siegeszug der Wolsdorff-Zigarren beginnt am 7. Mai 1907 am Georgsplatz der Hansestadt Hamburg. Erich Wolsdorff eröffnete schon drei Jahre später ein Geschäft in Cottbus. Das war am hiesigen Altmarkt.“ Wolfgang Bauch hat eine ähnliche Ansichtskarte im Internet gefunden. Diese belegt, dass das Geschäft einige Male seinen Standort gewechselt hat. Eine alte Aufnahme von 1917 beispielsweise zeigt, dass sich der Laden auch einmal in dem Haus gegenüber befunden hat. „Weiterhin findet sich ein Hinweis auf den Geschäftsstandort Wendenstraße 1. Dieses Gebäude wurde 1945 zerstört“, ergänzt Wolfgang Bauch. Nach dem Auszug des Zigarrengeschäfts hat Familie Seidel ihr Café mit angeschlossener Konditorei Kaiser-Wilhelm-Platz eröffnet. Christa Scherfchen weiß das aus erster Hand. „Da habe ich nämlich 1952 meine Prüfung abgelegt.“ Siegfried Henschel aus Cottbus schreibt: „Das spätere Café Seidel war beliebt und lief gut. Deshalb hat Herr Seidel einen Kommissionsvertrag abgelehnt. Danach wurde er ins Gefängnis gesteckt. Angeblich habe er Lebensmittel absichtlich umkommen lassen, was vollkommen absurd war.“ Klaus Herold fügt hinzu: „Die Seidels wurden enteignet, unter gewissen ‘Umständen’, welche sich ‘hygienisch’ begründet haben sollen, so jedenfalls wurde es mir mal von einer ehemaligen Angestellten erzählt.“ Michael Bodo Wunderlich erinnert sich noch gut an diese Zeit. „Ergebnis war die Aufgabe des Geschäfts, welches danach von der HO genutzt wurde, und der Verlust der Familie für die DDR, denn sie siedelte in die Bundesrepublik über.“ Renate Brink war im Café immer gern zu Gast. „Es was das Einzige wo man richtigen Diabetikerkuchen bekam.Überall wurde lediglich der Zucker durch Süßstoff oder Fruchtzucker ersetzt. Und in dem Café wurde Vollkornmehl verwendet, und die Stücken waren klein genug, um nicht über die vorgeschriebene Zahl der BE zu kommen.“ Sie bedauert, dass es das Café dort heute nicht mehr gibt. „Noch nach dem Krieg war im Volksmund vom ‘Café Seidel’ die Rede. Später hieß es dann ‘Café am Turm’, wobei gebürtige Cottbuser auch noch den alten Namen gebrauchten“, fügt Klaus Herold abschließend hinzu.
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