Er weihte als kaisertreuer Politiker 1914 die markante Jubiläumsbrücke ein.
Viele Leser haben diesmal geschrieben. Und die Ansätze sind unterschiedlich. Ulrich Buder erzählt: „Wenn ich dieses Bild sehe, bekomme ich gleich wieder Kopfkino! Unter dieser Brücke fließt ein Abzweig der Spree. Nach links kommt man Richtung Branitz, rechts geht es in die Madlower Schluchten und zum Badesee. In den 60ern bin ich im Winter mit meinen Eltern hier Schlitten gefahren. Um dahin zu kommen, musste man eine gefährliche Brückendurchfahrt nehmen. Es ist ein sehr flacher Tunnel. Darüber ist die Eisenbahnbrücke und oben an der Kante halbrundes Mauerwerk. Beim Durchlaufen musste man schon den Kopf einziehen. Ob das jetzt noch so ist, kann ich nicht sagen, weil ich dort lange nicht mehr war. Wir probten Anfang der 80iger mit der ‘Variant’-Formation im Fermeldeamt in Sandow. Dort arbeitete auch der Gitarrist von Jerry&Freunde. Einmal wollte er bei uns bei der Probe lauschen. Er kam rein und sah aus wie der Glöckner von Notre Dame. Wir erschraken und fragten, was ihm passiert sei. Er sagte, dass er im leicht angetrunkenen Zustand von dem Berg mit dem Fahrrad auf eben jenen Tunnel zugesteuert ist. Leider beachtete er nicht die Höhe und klatschte mit der Stirn auf die Tunnelkante. Er hat mehrere Sterne bei der Kollision gesehen… “
Susanne Haupt aus der Cottbuser Inselstraße zitiert den „Damals war`s“- Kalender aus dem Jahr 1999: „Ein architektonisches Kleinod weit draußen am Stadtrand ist die Jubiläumsbrücke in den Madlower Schluchten… Ab 1908 war nach den Entwürfen des Gartenarchitekten Glum begonnen worden, die stark zerklüftete Landschaft in einen Volkspark umzugestalten. Das bizarre Gelände am Hochufer der Spree verdankt seine abenteuerliche Tektonik ungeordneter Kiesentnahme beim Bau der Berlin-Görlitzer-Eisenbahn um 1866/67.“
Christian Lehm, Cottbuser Brückenkenner, weiß: Die Brücke wurde am 31. März 1914 eingeweiht. Anlass war das 25 jährige Kaiserjubiläum. Den Namen ‘Jubiläumsbrücke’ gab ihr der Stifter der Brücke, Fabrikbesitzer Richard Rottka. Sie ist die älteste erhaltene Brücke von Cottbus. Restauriert 2016.“ Auch Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus erkannte „die Jubiläumsbrücke im Volkspark Madlow. Bis vor kurzem hatte sie noch Stufen, die die Radler immer zum Absteigen zwangen.“ Reinhard Lehmann weiß: „Die Jubiläumsbrücke ist praktisch der Übergang vom Branitzer Park zum Volkspark Madlow. Sie wurde am 30.3.1914 von Oberbürgermeister Werner zum 25-jährigen Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelm II. eingeweiht. Die Brücke war in den letzten Jahrzehnten unter Denkmalschutz. Für den Radfahrverkehr durften die Stufen nicht entfernt werden. Heute sind die Stufen entfernt und es wurde angerampt. Denkmalschutz? Die Geländer sind noch original, verrostet und graffitibeschmiert. Sie waren farblich früher im sogenannten ‘Pücklerblau’. Es standen im Original 8 Vasen da, 7 sind jetzt z.T. zerstört, eine fehlt. Die Brücke sollte schon seit Jahren instandgesetzt und die Vasen originalgetreu erneuert werden. Wahrscheinlich fehlt der Stadt das Geld dazu.“
Manfred Gnida aus Spremberg hat auch diesmal genau recherchiert: „In den 1926 nach Cottbus eingemeindeten Madlower Schluchten befindet sich diese Brücke. Einst als Kaiser-Wilhelm-Auguste-Viktoria-Hain benannt, führte der Cottbuser Verschönerungsverein den Namen Volkspark ein. Hier befindet sich die Jubiläumsbrücke. Sie sei, sagt man, die schönste aller Cottbuser Brücken, welche durch Spende des Cottbuser Fabrikanten Richard Rottka (1862-1941) gebaut wurde und am 30. März 1914 von Oberbürgermeister Paul Werner übergeben wurde. Er selbst gab damals nach 22 Jahren sein Amt aus Altersgründen ab. Er wurde am 26. März 1914 Ehrenbürger. Die Einweihung der Jubiläumsbrücke war seine letzte Amtshandlung.“
Klaus Reiter ergänzt: „Brücken-Spender Rottka besaß seit dem 1.10.1892 eine Tuchfabrik für Streichgarn-Herrenstoffe. Sie befand sich in der heutigen Franz-Mehring-Straße. Als 1864 die Bahnlinie Cottbus-Görlitz gebaut wurde, entstand das Profil der Madlower Schluchten, umrahmt vom Spree und Badesee. Leider verkommt dieser zusehends. Der Rückbau der Rettungsstation (ich machte dort selbst Dienst) und Einbrüche in der Gaststätte machten diese Gegend unattraktiv.
Rainer Wollmann aus Hänchen verortet das Objekt: „Die Jubiläumsbrücke befindet sich 140 m nördlich der Eisenbahnbrücke. Da sich das Kiekebuscher Wehr in unmittelbarer Nähe befindet, stellte die Jubiläumsbrücke eine direkte Verbindung von den Madlower Schluchten zum Fürst-Pückler-Park dar. Ich empfehle, die Brücke in die Denkmalliste aufzunehmen. Auf das Umfeld geht Jürgen Klingmüller aus der Cottbuser Willy-Brandt-Straße ein: „1908 erhielt der Gartenbauarchitekt Glum den Auftrag, dieses Gelände zu einem Volkspark umzugestalten. Nicht alle geplanten Vorhaben wurden verwirklicht. In den 1970-er Jahren erhielt der Volkspark dann eine wesentliche Aufwertung – den Badesee mit den entsprechenden Einrichtungen und Gastronomie. Leider ist davon heute nicht mehr viel erhalten. Ich glaube, 2014 wurde die besagte Brücke umfangreich saniert und der lästige Höhenunterschied beseitigt. Der Park ist ein wichtiges Ausflugsziel für die Cottbuser Bürger.“
Weitere Beiträge über das historische Cottbus finden Sie hier!
Schreibe einen Kommentar