Was eine Balkonsanierung mit einem Paradigmenwechsel zu tun haben könnte, behandelt Simone Buderaus der Hallenser Straße:
Die „Platte“ ist kein DDR-Relikt. Ihr Ursprung reicht bis in die 1920er Jahre zurück. Jedoch wurde er in der DDR im großen Stil betrieben, verbessert und für Wohn- und Lebensqualität optimiert. So wie die Ausrichtung der Wohnungen nach Ost und West beim Typ „Mittelgang-Haus“ durchaus Sinn macht, ist es zweckmäßig, die Balkone auf der Südseite bei acht Stockwerken über die gesamte Breite der Wohnung zu legen, mit Sonnen- und Hitzeschutz bei hohen Temperaturen und durchaus auch aus ästhetischen Gründen. Erste Plattenbauten werden bereits unter Denkmalschutz gestellt.
Wohnungsbaugenossenschaften wurzeln ihrer Entstehung nach im genossenschaftlichen Prinzip der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und der Selbstverwaltung. Ziel ist das genossenschaftliche „Förderprinzip“. Auch vertreten sie ein „Identitätsprinzip“, welches dem Mieter zur Identität als Kunde und Teilhalber der Genossenschaft verhilft. Das Mitglied erhält das Recht auf die Entscheidungen der Genossenschaft einzuwirken.
An all das war vor der Balkonsanierung in der Hallenser Straße 5 bis 7 leider nicht gedacht.
Die ersten Balkone sind jetzt fertig. Und sie sind ein Affront für die Genossenschaftsmitglieder, die Architektur und das gesamte Bild des Brunschwigparks! Gemessen auch an dem, was bis jetzt in der Stadt an Balkonsanierungen erfolgte und durchaus gelungen ist, sinkt der gut frequentierte Brunschwigpark im Zentrum der Großstadt architektonisch gerade auf eine provinzielle Stadtrandlage ab. Zurück bleibt die Enttäuschung darüber, wieder einmal mehr irgendeiner nicht nachvollziehbaren Rationalität unterworfen zu sein, welche nicht den Bedürfnissen der Menschen entspricht. Meine Kritik richtet sich nicht nur an die optisch lieblosen und qualitativ minderen Balkone. Noch einen Schritt weitergedacht, wäre es auch angebracht gewesen, in der Wohnlage und bei dem Umfang der Fassade neue, innovative und ökologische Lösungen zu finden. Schließlich ist der Brunschwigpark auch ein ökologisches Kleinod der Stadt, welches durch die bereits erfolgten Fassadenversiegelungen und Baumfällungen im Umfeld schon erheblich gelitten hat. Andere Städte denken da weiter und zukunftsorientierter!
Ich frage mich wirklich wie eine gesellschaftliche Wende und ein Paradigmenwechsel gelingen kann, wenn immer wieder nur minimaler Einsatz und minimaler Wille das Maß der Dinge sind, wie dieses Beispiel es zeigt.
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