HWK Cottbus stellt Konjunktur vor: Stimmung im Handwerk trübt sich

Manja Bonin und Arne Petersen
Am Donnerstag, 20. Oktober 2022, stellten HWK-Geschäftsführerin Manja Bonin und HWK-Geschäftsführer Arne Petersen die Ergebnisse der Konjunkturumfrage der HWK-Cottbus für den Herbst 2022 vor. Fotos: S. Roy

Cottbus (MB). Die Zukunftsaussichten im südbrandenburgischen Handwerk sind auf Talfahrt. Knapp 500 Unternehmen nahmen an der Umfrage der Handwerkskammer Cottbus (HWK Cottbus) teil. Von diesen rechnen fast die Hälfte der Betriebe in den kommenden Monaten mit schlechteren Geschäften. Das ist ein Tiefstwert.
Die Vorschläge zur Gaspreisbremse zielen zwar in die richtige Richtung, sind bisher jedoch nicht greifbar. Außer Ankündigungen und Durchhalteparolen gibt es noch immer keine konkreten Lösungen für die exorbitant gestiegenen Preise für Energie, Benzin und Diesel, Rohstoffe, Material usw. Das verunsichert die Unternehmen zutiefst. Diese Unsicherheit drückt sich in den Konjunkturdaten aus. Betroffen sind nahezu alle Gewerke. War in den letzten Jahren das Bauhauptgewerbe auf der Überholspur, liegen die Einschätzungen nun unter den Werten der Vergangenheit. Daher fordert die Handwerkskammer Cottbus eine Abfederung der Energiepreissteigerungen ohne weiteren zeitlichen Verzug. Außerdem müsse die Gaspreisbremse für kleine und mittlere Handwerksbetriebe – wie für die Industrie – schon im Januar kommen. Geht das nicht, müssen die Gas-Abschläge nicht nur für Dezember, sondern auch für Januar und Februar übernommen werden. Auch müssen Förderprogrammen zu Energieeffizienzmaßnahmen in Unternehmen zügig und unbürokratisch umsetzbar sein. Zu guter Letzt müssen auch die Kommunen Preisgleitklauseln umsetzen.
Zudem müssen sie auch in Förderprogrammen von Land und Bund Einzug halten, da die meisten Vorhaben mit Fördermitteln gebaut werden.

Arne Petersen
Geschäftsführer Arne Petersen sieht trotz der schwierigen Lage und der vielen Unsicherheiten optimistisch in die Zukunft. Das Handwerk soll auch zukünftig ein attraktiver Arbeitsgeber sein.

Bei all den Unsicherheiten in dieser Krise, sieht Arne Petersen, der neue Geschäftsführer der HWK Cottbus aber auch Chancen: „Gerade für Fachkräfte, die bisher Mangelware sind, gibt es im Handwerk Perspektiven.“ Auch zukünftig möchte die HWK Cottbus junge Menschen ansprechen. So konnten zum Beispiel die Lehrlinge in der Sanitär-Heizung- Klima-Branche diesem Jahr verdoppelt werden.

 

Hier Zahlen aus dem Konjunkturbericht der HWK-Cottbus:

Aktuelle Geschäftslage
Ein Viertel der Unternehmen ist mit seiner Geschäftslage unzufrieden. Besonders betroffen sind Unternehmen aus dem Nahrungsmittelhandwerk. Zudem schätzen Betriebe mit 50 Mitarbeitern ihre Situation deutlich schlechter ein als kleinere Firmen. Hier rechnet die Hälfte der Unternehmen mit einem Personalabbau im nächsten halben Jahr. Das wäre fatal, denn schon heute ist der Fachkräftemangel die größte Wachstumsbremse im Handwerk.

Erwartungen Geschäftsklima
Die Erwartungen für die kommenden Monate sind im Keller. Im Gesamthandwerk rechnet nur jeder zehnte Betrieb damit, dass sich die wirtschaftliche Lage verbessern wird. Im Vorjahreszeitraum waren es noch doppelt so viele. Schaut man in die einzelnen Gewerke, sieht die Lage noch dramatischer aus. So gehen drei Viertel der Bäcker und Fleischer von einer sich weiter verschlechternden Situation aus. Nicht ein einziger erwartet eine Aufhellung der Stimmung. Die Unternehmen glauben nicht, dass die Politik die Probleme in den Griff bekommt.

Umsatzentwicklung
Nur noch 25 Prozent der Betriebe berichten von wachsenden Umsätzen. Setzt man die deutlich gestiegenen Kosten in Relation, nimmt die Ertragskraft der Firmen ab. Während man bei großen Konzernen über e
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Personal
Das wirkt sich auch auf die Belegschaft in den Unternehmen aus. So rechnen 35 Prozent der Bäckereien und Fleischereien damit, dass sie künftig mit weniger Personal auskommen müssen. Im Vorjahreszeitraum waren es nur 14 Prozent. Gegenwärtig mussten ein Fünftel der Betriebe Personalverluste kompensieren. Die Zahl der neuen Auszubildenden zum Beispiel reicht nicht aus, um die Abgänge durch Rente zu kompensieren.

Verkaufspreise
76 Prozent der Unternehmen ist es gelungen, die gestiegenen Kosten zum Teil weiterzugeben. Das geht aber lange nicht 1:1, denn die Sorge, dass Kunden dann gar keine Aufträge mehr auslösen, weil sie selbst höhere Ausgaben in anderen Bereichen haben, ist groß. Gefährlich: Künftig gehen 34 Prozent (2021: 16,6 Prozent) der Unternehmen von sinkenden Erlösen aus. Bleiben die Kosten hoch, gefährdet dies die Liquidität.

Ergebnisse Sonderumfrage:
Um die Auswirkungen der Energiekrise auf das Handwerk einschätzen zu können, wurden im Zusammenhang mit der Konjunkturumfrage die Betriebe auch um diese Einschätzung gebeten. Danach sind die Energiekosten der befragten Unternehmen um fast 54 Prozent gestiegen. Doch das sind nicht die einzigen Kostensteigerungen, die Unternehmen verkraften müssen. Die größten Belastungen haben Betriebe seit Monaten bei den Preisen für Material sowie Benzin und Diesel.

Ausgewählte Ergebnisse:
Mehr als die Hälfte der Unternehmen haben gegenüber ihren aktuellen Strom- oder Gasverträgen Mehrkosten zu schultern. Im Durchschnitt betragen diese über 70 Prozent. Bei Gas sind die Kosten sogar doppelt so hoch wie vor der Krise.

Während sich die gegenwärtigen Diskussionen auf die Energiekosten beschränken, sind die Materialpreise sowie die gestiegenen Preise für Benzin und Diesel ebenso Faktoren, die die Unternehmen nach eigener Aussage sehr stark belasten. Die Politik ist aufgerufen, insbesondere die Spritpreise schnell zu senken. Um das Thema ist es relativ ruhig geworden.

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