Wer den Spreewald bereist, staunt über die Doppeltürme der Kirche von Straupitz. Diese Dorfkirche entwarf Preußens Stararchitekt Karl Friedrich Schinkel im Auftrage von Ernst Christoph Freiherr von Houwald, dessen 244. Geburtstag kommenden Dienstag im Kalender steht. Wie die Türme das Land, so überragten Houwalds Dichtungen zu seinen Lebzeiten (1778-1845) die weiten Ebenen der Literatur im spröden Preußen. Seine Erzählungen, vor allem aber seine schön gebauten Tragödien, wurden in Berlin, Leipzig und auch in Weimar gelesen. Während Goethe „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ verfasste, inspirierte ihn Houwalds eben erschienene Tragödie „Das Bild“ (1821). Andere Werke hießen Die Heimkehr“ (1821), „Die Feinde“ (1825) oder „Die Seeräuber“ (1830) und sind als Classic-Reprint um 2018 neu erschienen.
Ernst von Houwald war der zweitgeborene Sohn des Niederlausitzer Landrichters Willibald von Houwald (1739-1799) aus Straupitz. Wie sein Vater studierte er das Recht in Halle, um in der heimischen sächsischen Provinz die Ordnung zu lenken. Als die Gegend 1815 preußisch wurde – er war inzwischen verheiratet und nach und nach kamen neun eigene und drei Pflegekinder – zog er sich aus der Verwaltung zurück und widmete sich seiner Begabung – dem Dichten. Bemerkenswert sind, von der Familie gespeist, solche Titel wie „Für Kinder gebildeter Stände“ (1819-24) und „Bilder für die Jugend“ (1832).
Die muntere Dichterfamilie lebte auf Schloss Sellendorf (heute Gemeinde Steinreich). Ganz entkam der Vater nicht der erlernten Juristerei: Die Niederlausitzer Stände wählten ihn 1822 zu ihrem Rechtsvertreter, und so nahm er seinen Wohnsitz nahe an der Hauptstadt Lübben auf Neuhaus (heute eingemeindetes Gut).
Das schön proportionierte Landhaus (heute u.a. Musikschule und Veranstaltungsort) wurde nun zu einem wahren Musenhof, an dem Bettina und Achim von Arnim, Franz Glillparzer, Emanuel Geibel, Ludwig Tieck und andere Vertreter des romantischen 19. Jahrhunderts gern verkehrten. Dass Houwalds Herz immer für sein Heimat-Spreewalddorf Straupitz schlug, belegt bis heute sein Engagement für den Kirchenbau. Schinkel arbeitete gern für den angesehenen preußischen Dichter, der die Vollendung des Baus aber nicht mehr erlebte. Er starb am 28. Januar 1845; sein Grab ist an der Steinkirchener Kirche. H.
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