Der Forster Markt / Die Jule-Gleise waren klarer Hinweis auf Forst
Frank Junge aus der Elsterstraße in Forst schreibt: „Auf meiner Radtour gestern habe ich das Suchbild in Forst schnell mal mit dem Handy nachgestellt. Nichts erinnert heute mehr an die Bebauung von damals. Der Markt und der Lindenplatz sind völlig verändert. Selbst die Gleise der Schwarzen Jule sind verschwunden und niemand glaubt heute daran, dass auch an dieser Stelle Dampfloks Güter in die Fabriken brachten.“
Arno Schulz mailt: „Es ist der Marktplatz von Forst abgebildet. Ich kenne zwar keines dieser Gebäude um den einstigen Marktplatz; dort ist jetzt Wiese und stehen Häuser neueren Datums. Die Bebauung rund um die Sankt Nikolai Kirche wurde Opfer des Krieges oder später abgerissen. Eindeutig aber weisen die Schienen auf die Stadteisenbahn hin. Guben hatte zwar auch eine Straßenbahn mit 1000 mm Spurbreite, aber die Gebäude passen nicht zum Gubener Marktplatz. Döbern scheidet aus, dort gab es eine solche Bahn nicht.“
Gert Richter aus Alt-Deulowitz, Guben, schlussfolgert messerscharf: „Da ich dieses Bild vom alten Guben nicht kenne, vermute ich auf Grund der verzweigten Gleise, ich schätze Spurweite 1.000, Forst (C): Nach Inbetriebnahme der Bahnstrecke Forst-Weißwasser am 1. Sept. 1891 (1998 stillgelegt) wurde die Kohle aus den Abbaugebieten Kölzig und Döbern, die bis dahin von Pferdefuhrwerken transportiert wurde, zum Staatsbahnhof gebracht und dann wiederum von Pferdefuhrwerken zu den Fabriken transportiert. Da auch der Güterverkehr zwischen den Fabriken und dem Bahnhof so ablief, führte das zu Engpässen, die durch das Angebot der Lokalbahn-AG München dadurch gelöst wurde, dass jede Fabrik der Stadt einen eigenen Gleisanschluss bekam; 1927 waren 97 Fabriken mit 261 Einzelunternehmen angeschlossen.
Noch zwei Bemerkungen zum Aufstieg der Stadt Forst, bzw. ‘Lause-Forschte’, wie die Gubener etwas von oben herab zu sagen pflegten: Bis zur Übernahme der Niederlausitz 1816 durch Preußen war Guben Kreisstadt im Königreich Sachsen mit den Städten Sorau und Forst. Preußen teilte den südöstlichen Teil des Kreises ab; Forst wurde der neuen Kreisstadt Sorau zugeteilt. Nach dem 2. Weltkrieg war sie mit Guben ebenbürtige Kreisstadt und seit der Kreisgebietsreform ist sie die Kreisstadt; im Kreis liegt die Stadt Guben. Aber schon 1938 hatte Forst im Deutschen Reich das zweithöchste Steueraufkommen pro Kopf nach Hamburg; vielleicht auch ein Verdienst der Schwarzen Jule! Schon vorher sprach man vom „Deutschen Manchester“!
Andererseits macht mich mein persönlicher Eindruck traurig, dass in keiner anderen Stadt in der Nähe so viele Industrie-Ruinen stehen.“
Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern freut sich: „Gefunden habe ich die Lösung im Buch ‘FORST wie es früher war’ von Holger Preibisch. Dort erscheint das Motiv auf Seite 10 mit folgender Beschreibung: Marktplatz mit Lindenstraße. Blick vom Markt in die in Richtung Norden führende Lindenstraße. In der Bildmitte das noch zweistöckige Geschäftshaus der Familie Loewenstein Nachfolger – eine offene Handelsgesellschaft. Später wurde dieses Gebäude aufgestockt. Am linken Bildrand ist die Adlerapotheke zu sehen, die bis 1871 – mehr als 200 Jahre – die einzige Apotheke in Forst war. Gut zu sehen die Reparaturarbeiten mit dem Gerüst vor dem Eingang.” Christiane Schmidt aus der Forster Goethestraße meint: „Es muss eine alte Aufnahme vom Marktplatz in Forst (Lausitz) mit dem Geschäft W. Löwenstein (Nachfolger), dem Hotel Pittius und Mohrs Hotel sein. Die geradeaus führende Schienentrasse der ehemaligen Forster Stadteisenbahn führte in die Lindenstraße, das im Bild rechts abzweigende Gleis müsste in die Mühlenstraße führen.
Wolfgang Schenk aus Forst hat noch ein paar Anmerkungen zum Rätselbild: „ Ich habe mich riesig über das Ratebild am 20. Oktober 2018 gefreut. Ein Stadtteil von Forst in dem ich mich viel aufhielt, besonders nach dem Krieg. Das Bild zeigt die Nordseite des Marktes etwa um 1900 mit von links: Die Lindenstraße, welche bis zum Lindenplatz führte… Die Gubener Straße führt dann weiter nach Norden. Das noch kleine Kaufhaus Loewenstein, von einer jüdischen Familie betrieben, welches aus dem bescheidenen Kaufhaus bald ein schickes dreistöckiges Gebäude machte, welches das Hotel überragte, das als zweites Gebäude zu sehen ist (Besitz von Frau Margarete Geusert). Als drittes Gebäude folgt das Hotel Mohr, dessen Inhaber Emil Borchert hieß. Danach war im 4. Gebäude im Erdgeschoss die Bank für Industrie, Gewerbe und Landwirtschaft (nicht mehr im Bild). Zur Zeit der Judenverfolgung 1933 wurden Löwensteins enteignet und eingesperrt. Der Nachfolger hieß Levy… Das am linken Bildrand zu sehende Gebäude war die Adler Apotheke, damals die erste und einzige Apotheke in Forst. Gut zu erkennen ist das Gleis der Forster Stadteisenbahn, Schwarze Jule genannt, in der Kirchstraße und auf dem Marktplatz Richtung Mühlenstraße, Stadtmühl als nächste Station. Das Gleis führte in Richtung Osten bis über die Lange Brücke zum Kohlenplatz der Firma Orschel im Stadtteil Berge wo unsere Familie in der Pförtner Straße 30, bei Zahnarzt Müller wohnte. Der geplante Gleisanschluss zur Tuchfabrik kam durch den Beginn des 2. Weltkrieges nicht mehr zustande. Als wir am 13. März 1945 flüchten mussten, waren alle diese Gebäude schon rußgeschwärzte Ruinen und die Stadtkirche Nikolai ohne Turmspitze. Als wir 1947 wieder nach Forst kamen, haben meine Mutter und ich bei der Enttrümmerung geholfen… In der Gerberstraße stand nur noch das Cafe Teubert. Weiter nach rechts im Wohnhaus Penk wohnte mein Freund Kuno mit seiner Mutter und drei Schwestern. Alle Altbauten der Gerberstraße wurden für den Neubau von Wohnhäusern (bis in den Mühlgraben)abgerissen, wie der in der Mühlenstraße.
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