Lang, lang ist’s her: An die Conditorei Gerlach können viele nicht mehr erinnern, aber das Kaufhaus daneben gab es auch bis 1963 im Konsum-Eigentum. Früher war es Kaufhaus Schocken und Holger Blümel aus Kolkwitz zeigt eine Kopie vom Arbeitszeugnis seiner Oma, ausgestellt vom Kaufhaus Schocken. Er schreibt dazu: „Es handelt sich um die Spremberger Str. in Cottbus. Rechts das Haus mit den Bogenfenstern ist das Kaufhaus Adolph Bromberg, später Schocken. Bromberg ließ 1903 auf dem Grundstück sein Kaufhaus errichten und verkaufte es 1913 an die deutsche jüdische Familie Schocken, welche bis zur Enteignung durch den NS-Staat Eigentümer blieb. Dahinter sieht man den Kirchturm der damaligen Schlosskirche, jetzt Synagoge. Die Straßenbahngleise (seit 1903 in Cottbus) sind ebenfalls zu erkennen. Bei Schocken hat von 1913-1922 meine Oma, damals unter ihrem Mädchennamen Cassbaum (auch mit ‘ß’ geschrieben), gearbeitet. Das Schocken-Gebäude wurde im 2. Weltkrieg schwer kriegsbeschädigt, später noch als Kaufhaus genutzt, dann abgerissen. Heutzutage befindet sich Fielmann an dieser Stelle. Das Firmenlogo ‘S’ von Schocken kann man jetzt in der Schloßkirchstraße, Nähe Presse-Zentrum, am oberen Teil des Gebäudes sehen.“
Brigitte Albrecht vom Striesower Weg in Cottbus meint: „Das ist eindeutig in Cottbus die Spremberger Straße. Rechts war ein Kaufhaus für Waren des Haushaltbedarfes. Gut erkennbar sind die Schienen der Straßenbahn.“ Auf der rechten Seite vorn fühlt sie sich an das bekannte Café Lauterbauch erinnert. Aber das befindet sich viel weiter hinten, im Bild kaum noch wahrzunehmen.
Noch weiter nach hinten orientiert sich G. Peschank: „Am Ende des Bildes steht ein Haus, scheinbar mit einem roten Dach, welches zugunsten der rechts nach Sandow abbiegenden Straßenbahn weichen musste. Ansonsten hatte sich in der Sprem bis eine Woche bevor die Russen in Cottbus einfielen nichts verändert. Auf der rechten Seite hinter der Schlosskirche sind die Schaufenster des Juweliers F.F. Sack zu erkennen. In den letzten Kriegstagen flogen russische Bomberstaffeln in Cottbus ein. Dabei wurden vermutlich das Hotel ‘Weisses Roß“ und andere Häuser zerbombt. Hier in der Sprem traf es das Kaufhaus Waldschmidt und gegenüber das Kaufhaus Schocken und rechts daneben Schuh-Tak. Schocken war weitgehend zerstört. Ich sehe heute noch meine Schwester (Jahrgang ‘21), oben auf einem Eisenträger sitzend, die Steine klopfen. Im freiwilligen Aufbauwerk wurde das Kaufhaus bis zum ersten Stock wieder hergestellt. Den Schuh-Tak gibt es seit der Progromnacht nicht mehr. Ich war 6 Jahre alt, als mein Vater hier mit mir hohe Schuhe einkaufte. Im folgenden Winter war ich damit auf dem Amtsteich Schlittschuh laufen. Nach kaum zehn Minuten flog mir der Schlittschuh einschließlich Schuhhacken vom Fuß. Der Absatz bestand aus gepresster Pappe. Zum Glück war es nach Hause zum Kaiser-Wilhelm-Platz nicht weit.“
Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße in Cottbus beschreibt: „Das Foto zeigt die Grundstücke Spremberger Straße 8 bis 11/12 (angerissen) um 1911. Das bekannteste Haus ist die Nr.10, ein Mode-Kaufhaus. Errichtet wurde es durch den Kaufmann Adolph Bromberg 1903. Danach gab es zwei andere Betreiber, bis 1913 die Firma Schocken & Söhne Eigentümer wurde. Diese haben die Jugendstilfassade im Zeitgeist angepasst. Da der Schockenkonzern in jüdischem Besitz war, wurden nach der Machtergreifung 1933 zunächst ‘nichtjüdische Geschäftführer’ eingesetzt. 1938 gab es den Namenswechsel zu ‘Merkur Aktiengesellschaft’. Im Volksmund jedoch blieb es Schocken bis weit in die Nachkriegsjahre hinein, auch als es schon das Konsum-Warenhaus war und für viele Jahre die Einkaufsstätte Nr.1 in Cottbus. Im November 1963 musste es wegen Mängeln an der Statik gesperrt werden. Mitte der 1980er Jahre wurden das Kaufhaus und das danebenstehende ehemalige Cafe Gerlach abgerissen.”
Auf die Schlosskirche geht Jens Pumpa aus Cottbus ein: „Um 1701 siedelten sich Hugenotten in der Region an. Bis 1714 entstand das Kirchengebäude für ihre französisch-reformierte Kirchengemeinde. Die Kirche ist ein einschiffiger Putzbau mit Walmdach und niedrigem, rechteckigen Sakristeianbau an der Ostseite. Der 1870 erbaute, hoch aufragende Turm schneidet tief ins Kirchenschiff ein. Am 18. September 2014 wurde die Kirche der jüdischen Gemeinde zur Einrichtung einer Synagoge übergeben.“
Auch Leser-Kätzchen mauzt wieder: „Kaufhaus Schocken, dann die Kirche und die Ecke vom Juwelier-Gebäude Sack. ‘Sprem – wie hast du dich verändert’ meinte mein Dosenöffner. Solche Ansichten sind durch den Krieg und die Bomben leider in vielen deutschen Städten verschwunden.“
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