Altes Forst: Das Forster Jahnschloss

Hier legte Brühl die Saat für textilen Wohlstand.

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Auf dem Foto zusehen ist das verlorene Forster Jahnschloss

Die Aufgabe in der vorigen Ausgabe war schwer, aber für viele Forster und Kenner der Regionalgeschichte doch, zumal mit den textlichen Hinweisen, lösbar. Ines Krätsch aus der Jahnstraße in Döbern nennt gleich ihre Wissensquelle: „Im Jahrbuch Nr. 2 (NIEDERLAUSITZ 20-18, d.Red.) schildert Archäologe Jens Lipsdorf in seinem Beitrag ‘An den Brühlschen Fundamenten der Stadt Forst’ Befunde aus dem Jahr 2017: ‘Knapp 200 Jahre waren damals seit einem Großbrand vergangen, nach dem die Stadt nach Brühlschen Plänen neu angelegt wurde. Vorgängerbauten, die Brühlschen Fundamente, der flüchtige erste Aufbau und die Bauten der Nachwendezeit haben ihre Spuren in den Forster Grund gedrückt und sich teilweise ge- oder zerstört. Die Archäologen haben es schwer, die Bauspuren in der Erde zu definieren, zu dokumentieren und zu sichern. Sie erhalten dabei unverzichtbare Hilfe aus dem Stadtarchiv.’“
Bei mehreren Zuschriften bzw. Anrufen ist von einer großen Platane die Rede, so auch bei Irmtrud Pritschke aus der Taubenstraße in Forst: „Dieses Schloss befindet bzw. befand sich in Forst in der Kirchstraße. Es ist das Jahnsche Schloss nach Jan von Bieberstein benannt. Das waren die Standesherren. Bereits 1747 wurde in diesem Schloss eine Lein- und Tuch-Fabrik gegründet.“ Irmtrud Pritschkes Vater ist in diesem Schloss 1904 geboren worden. Sie erzählt weiter: „Es wurde 1945 völlig zerstört. Es gibt in der Kirchstraße in Forst eine prachtvolle große Platane, diese ist 145 Jahre alt. Wenn man mal in Forst in der Kirchstraße ist, sollte man nach der großen Platane Ausschau halten – denn dort stand das Schloss.“
A. Wenzel mailt uns: „Es handelt sich um das Jahnsche Schloss in Forst. Jahn von Biberstein war ein früherer Standesherr, der aber nur Teile des Schlosses baute; sein Name klebte aber fest an dem Gemäuer, weil Graf Brühl, der das Haus 1746 kaufte und bald danach eine frühe Tuchfabrik daraus machte, in Preußen in Verruf stand. Also wohl auch in Forst. Weitestgehend zu Unrecht, wie die Forschung jetzt weiß. Es gibt erste Zeichen von Stolz auf den umstrittenen Standesherrn in Forst; sein Sarg steht in einer zugänglichen Gruft in der Stadtkirche, die er einst errichten ließ.“
Aus Magdeburg mailt H. Schuster, eine frühere Forsterin: „Dieses ‘Schloss’ stand bis Kriegsende mitten in der Stadt. Es diente einigen Stellen der Verwaltung, und auch ein Museum war da drin. Ich meine, es gab dort auch Wohnungen, zumindest im linken Teil des Bildes. Jedenfalls ist das Haus mehrfach umgebaut worden, und die beiden Durchgänge sind erst ziemlich spät entstanden. Ältere Forster werden das noch genauer wissen. Dass eine Manufaktur darin war, ist mir nicht bekannt.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus hat wieder genau recherchiert: „Heinrich Graf von Brühl (1700-1763) war als Standesherr maßgeblich am Aufbau und der wirtschaftlichen Konjunktur von Forst beteiligt. So ließ er die Stadt nach einem verheerenden Stadtbrand 1748 nach einem Generalbebauungsplan nach Dresdner Vorbild, architektonisch komplett neu organisiert, aufbauen. Er legte mit der Tuchmanufaktur im Schloss auch den Grundstein für das Textilgewerbe. Heinrich Graf Brühl wurde am 4. November 1763 in der Gruft der Stadtkirche St. Nikolai beigesetzt, wo sein Sarkophag noch heute steht.“
Übrigens ist in Band 1 der oben schon erwähnten Jahrbuch-Reihe (NL 20-17) nachzulesen, dass Franziska Maria Antonia Gräfin von Brühl, die hochgebildete und außerordentlich selbstbewusste Ehefrau des sächsischen Premiers, ganz unmittelbaren Einfluss auf den Wiederaufbau der Stadt Forst genommen hat. Sie hatte zum Beispiel neue Straßenführungen festgelegt und den Bau eines Rathauses mit hohem Walmdach direkt hinter der Stadtkirche persönlich angeordnet. Fertig geworden ist es erst 1789 unter der Herrschaft von Graf Aloisius von Brühl, dem ältesten Sohn und Erbherrn des in Pförten residierenden Paares. Auch dieses Haus zählt zu den Kriegsverlusten. 1755 erhielt Forst nicht nur eine wertvolle Orgel in der Kirche, sondern durch das Einwirken der Gräfin auch eine Schule, die ganze 100 Jahre ihren Zweck erfüllte.

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