Altes Forst: Grüner Strom aus der Forster Mühle

Ein seltenes Bild aus der Stadtmitte erfreute nicht nur Leser der Rosenstadt.

Stadtmühle
Aufgenommen wurde das Fotomotiv in Forst.

Die Zuschriften enthalten vielfältige Informationen. Rainer Wollmann, Tannenweg, Kolkwitz-Hänchen, schreibt: „Die Stadtmühle befindet sich in der Mitte von Forst. Die Zentrumslage entstand, weil schon um 1380 der Mühlengraben im Auftrag von Johann III. von Biberstein gebaut wurde, ein 6,4 km langer Wassergraben. Er beginnt am Mühlgrabenwehr im Rosengarten und führt durch die Innenstadt, bis er am Schlaugks Eckchen wieder in die Neiße mündet. Damals wurde auch die Mühle gebaut, um für Forst und Umgebung Mehl zu mahlen. Mit der Industrialisierung wurde Energie für die Tuchfabriken benötigt, so dass hier nun auch Strom erzeugt wurde.“
Heinz Lüdecke freut sich: „Was für ein Foto und eine Kulisse! Das ist Forst und die Mühlenstraße. Ich bin ja Nachkriegskind (1947)) und kenne noch die Arkaden. Das Gebäude war zerstört, und es führte eine Behelfsbrücke über den Graben. Markant ist echt der Waggon, der dort steht. Die ‘Schwarze Jule’ hat ihn abgestellt. Das Foto zeigt noch den alten Teil der Stadtmühle, den es gar nicht mehr gibt. Gewiss seit ca. 35 Jahren wird hier Strom erzeugt – Grüner Strom. Ich kannte den ersten Besitzer, Herrn Oppermann (ein Ossi), der das Konstrukt ins Leben gerufen hat (Hut ab!), auch seine Tochter, die das Objekt nach dem Tod von Hans weiter geführt hat, aber auch seit Jahren den neuen Besitzer aus Bayern, Johann Setz. Er hat viel investiert und die Anlage läuft nahezu automatisch. Eine Meisterleitung! Aber auch den Mann, der seit dem Aufbau der Anlage dabei war, mag ich erwähnen. Es ist mein Freund Volker Halama, der ‘Mühlenwart’, aber es wird kein Mehl mer gemahlen…“
Mit „Miau“ grüßt auch wieder unsere Faltohrkatze „Elegance vom Schmusepalast“: „Antwort A stimmt, meint mein leider schreibfauler Dosenöffner und erklärt: Das Fahrgestell vom Waggon steht ziemlich hoch, weil der Waggon auf Rollböcken steht. Senftenberg hatte keine Schmalspurbahn und auch Guben nicht. Bleibt nur Forst übrig. Miau. – PS: Ich bin nun zehn Jahre alt und leider krank, werde wohl nicht mehr lange lesen und schreiben können.“ (Für Katzen eigentlich kein Alter, gute Besserung! d.Red.)
Jens Pumpa aus Cottbus hat erkannt: „Rechts im Bild sind die Forster Stadtmühlenwerke mit ihren Arkaden. 1920 wurde über dem Mühlgraben zwischen zinnenbekrönten Bauten ein zunächst eingeschossiges Mühlengebäude errichtet, das 1924 auf vier Geschosse (ein Eisenbetonbau) erhöht wurde. Die alte Mühlen wurde Lager. Das Bild dürfte so um 1930 entstanden sein.“
Auch Klaus Reiter aus Cottbus fand heraus: „Wir sind wieder mal in Forst (Kreis Sorau) in der ehemaligen Mühlengasse, heute Mühlenstraße Wenn man weiter geht, kommt man zur Elisabethstraße (rechts) und in die Rüdigerstraße (links). Vorn links ist das ehemalige Niederlausitzer Geldinstitut und rechts das Stadtmühlenwerk mit den Laubengängen. Nur ein Stück der Mühle ist erhalten, ansonsten alles neu bebaut. Ganz vorn ist noch ein Stück vom Augustplatz zu sehen, benannt nach Friedrich August Jähnicke, dem Stadtparkgründer. Geht man die Mühlenstraße weiter kommt man zur Lange Brücke und kann die Neiße überqueren.“
Hilmar Rubin aus der Weisswasserstraße in Forst schreibt: „Wie der Name schon sagt, diente die Mühle zum mahlen von Getreide zu Mehl, angetrieben von einem kleinem Wasserkraftwerk unterhalb des Gebäudes, hochgeleitet über eine Welle ins erste Stockwerk auf ein Tellerrad mit Holzzähnen und auf eine Welle, auf der zwei Generatoren, einer zur Erzeugung von 3-Phasen-Drehstrom ins Verbundnetz und einer für 1-Phasen-Gleichstrom für die in der Nähe liegenden Strassen und Häuser waren. Dann gab es auch noch eine Motor-Generator-Kombination zur Erzeugung von Gleichstrom, wenn der Mühlgraben zum Säubern abgelassen wurde. Hinter den ersten rechten Mauerbögen ist die Mühlgraben- brücke, die in den letzten Tagen des Krieges gesprengt wurde.“
Arno Schulz aus Guben überlegt: „Das Foto passt nicht zu Senftenberg und auch nicht zu der einstigen Mühle von Guben an der Neiße, die nie einen Gleisanschluß hatte. Die Stadtmühle von Guben, offenbar einst zum Klosterbesitz gehörend, hatte eine wechselvolle Geschichte und ging dann offenbar in den Seydelschen Mühlen auf. Die wurden von der Stadt gekauft, abgerissen und an diesem Platz 1922/23 (teilweise 1945 zerstört) das neue Rathaus errichtet, ebenso das Wasserkraftwerk. In Forst gab es die Stadteisenbahn, die vermutlich auch die Güterwagen zur Mühle transportierte.“
Manfred Gnida aus Spremberg berichtet: „Der Ursprung der Forster Stadtmühle reicht bis in die 1380er Jahre. Johann III. von Biberstein ließ vier Mühlen und den Mühlgraben bauen. 1924 wurde eine neue Brücke über den Mühlgraben gebaut und das eigeschossiges Bauwerk auf vier Stockwerke erhöht. Seit 1921 gab es eine Wasserturbine, die Strom für Tuchfabriken erzeugte. Das Mühlenge- bäude war durch seinen Laubengang etwas Besonderes. An den Wänden waren Malereien von Willi Jeunrich, die den Werdegang von der Ernte bis zum fertigen Brot zeigten. Leider erlitt die Stadtmühle durch Kriegseinwirkungen Schaden und es stand nur noch der Mittelbau. Zur Zeit der DDR nutzte die Energieversorgung Forst und Umgebung die Mühle als ihren Sitz. Das Haus wurde komplett saniert.“
Wir danken allen Einsendern!

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