Altes Senftenberg: Das respektable Senftenberger Gericht

Das schöne Gebäude lässt den einstigen Wohlstand im Revier erkennen.

Es war ganz erstaunlich: Diesmal haben sich mehrere versierte Kenner der Niederlausitz verirrt und ganz andere Objekte vermutet. Ins Spiel kamen eine Cottbuser Schule, der Senftenberger Bahnhof und weitere Gebäude. Die fast königliche Anmutung im Kohlerevier mag irritiert haben, aber sie lässt ahnen, welcher Wohlstand hier vor gut 100 Jahren herrschte. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass ein Gericht nicht gleich erkannt wird: Die meisten unserer Leser hatten nie ernsthaft mit Justitia Kontakt. Aber, so meint Brigitte Albrecht vom Striesower Weg in Cottbus: „Es ist eindeutig. Das Bild zeigt ein respektable Gebäude im Kohlegebiet Senftenberg.“ Dem schließen sich Lars Kühn aus der Wilhelm-Pieck-Straße in Großräschen und Jochen Kunzmann aus der Karl-Marx-Straße in Großräschen an: „Das Bild zeigt das heutige Amtsgericht in Senftenberg. Etwas weiter hat Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus recherchiert: „Wir sehen das Gebäude des Amtsgerichts Senftenberg, Steindamm 8. Das Amtsgericht Senftenberg verhandelt, wie alle Amtsgerichte in Deutschland, Rechtsangelegenheiten in erster Instanz. Das Gebäude, das die Stadtverwaltung für 500.000 Mark errichtete, wurde im Jahr 1910 bezogen und ist denkmalgeschützt. Das Amtsgericht gehört zum Bezirk des Landgerichts Cottbus und des Oberlandesgerichts Brandenburg.“
Helmut Stephan teilt mit: „Das respektvolle Bauwerk steht in Senftenberg am Steindamm und ist das Gerichtsgebäude. Seit 1874 befand sich das Amtsgericht mit dem Gefängnis im Schloss. Im Jahr 1910 zog das Gericht in das neu fertig gestellte Gebäude ein. Links im Bild ist die Storchenelster zu sehen. Dieser Graben ist der jetzigen Grünstraße gewichen, die zum toom-Baumarkt und weiter nach Großkoschen in Richtung Hoyerswerda führt. Rechts gegenüber befinden sich ein Autohaus und die Wendische Kirche.“
Rainer Wollmann vom Tannenweg in Kolkwitz-Hänchen schreibt: „Das Amtsgericht Steindamm, Senftenberg, welches bis 1910 von der Stadt errichtet wurde, da durch den rasant wachsenden Braunkohleabbau die Bevölkerung explosionsartig zugenom-
men hatte, war nötig, da das alte Amtsgericht im Schloss aus allen Nähten platzte. Das Gebäude wurde so errichtet, dass dies dem Richterstand entsprach. Davon zeugt das Türmchen auf dem Dach, welches etwas Luxus im Braunkohlenrevier darstellt.“
„Ein sehr markantes Gebäude“, findet auch Klaus Reiter. „Wenn man von Cottbus kommt und möchte zum Hafen in Senftenberg, biegt man an der Kreuzung links in den Steindamm ab und sieht das jetzige Amtsgericht. Hier musste ich bei den Infos nachschauen. Das Gericht war nicht immer dort, von 1874 bis 1910 war es im Senftenberger Schloss. Durch den Bevölkerungszuwachs stieg hier der Handlungsbedarf und man schuf diesen Prunkbau. 1995 wurde das Haus komplett renoviert. Interessant ist, dass Senftenberg nichts mit Senf zu tun hat, sondern der der Name bedeutet ‘Sanft am Hügel’. Seit 2016 ist Senftenberg Staatlich anerkannter Erholungsort.“
„Um ehrlich zu sein – ich wusste nicht, dass das ein Gericht ist. Ich meinte immer, dort säßen die ‘Kohlebarone’. Aber für diese Zuschrift habe ich es herausgefunden. Danke. Hoffentlich muss ich da nie hin“, schreibt uns Hildegard Günther, die im OSL-Kreis wohnt und die Gastronomie am Seehafen preist. Der Weg dahin lohnt immer, findet sie.

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dw Sfb
Auf dem Bild zu sehen ist das Senftenberger Amtsgericht.