Bismarckturm in den Gubener Bergen lud zum Aufstieg ein

Das Foto zeigt den Bismarckturm in den Gubener Bergen
Das Foto zeigt den Bismarckturm in den Gubener Bergen

Das Foto zeigt einen Bismarckturm, doch wo befand sich dieser? Aus Spremberg schreibt Manfred Gnida: „Gezeigt wird ein Teil der Gubener Berge mit dem Bismarckturm zur Zeit der Obstbaumblüte. Schon etwa Ausgang des 19.Jahrhunderts wurden die Hänge zum Wein- und Obstbau genutzt und waren ein besonderes Ausflugsziel. Gut besucht waren die zahlreichen Gartenlokale, beliebt ein Blick vom Bismarckturm und die Einkehr in die nahe Bismarckbaude. Leider hat der II. Weltkrieg den Turm nicht verschont. Am 2.März 1945 wurde er gesprengt; Teile soll man heute noch vorfinden. Als der Eiserne Kanzler gestorben war, verstärkte sich die Bismarck-Verehrung und nahm kultische Züge an. Die Finanzierung dieser Türme kam damals nicht vom Staat, sondern durch Spendengelder. Es sollen bis 1934 ca. 240 solche Bauwerke errichtet worden sein, selbst in Ländern wie Dänemark, Frankreich, Österreich, Polen, Russland, Tschechien und in Übersee. In unserer Gegend gab/gibt es sie u.a. Burg im Spreewald, Senftenberg (Koschenberg, aus Holz), Senftenberg-West, Spremberg oder Sorau. 174 Türme sollen erhalten sein, darunter 146 in Deutschland. Zur Geschichte des Turmes in Guben habe ich gelesen, dass der Buchdruckereibesitzer Albert König den Bau anregte. Dem schloss sich der Verschönerungsverein an. Die Einweihung erfolgte am 2. September 1908 und zahlreiche Besucher bestiegen den Turm besonders gern zur Baumblüte. In der Umgebung des Turmes gab es Konzerte und am 100. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1913 war das Feuer vom Gubener Turm weithin sichtbar. Viele Postkarten erinnern an die wunderschönen Orte auf den Gubener Bergen. Mit der Sprengung des Turmes ging ein Stück Geschichte verloren.“
Klaus Reiter aus Cottbus weiß: „Der Bismarckturm vom heutigen Gubin war das Wahrzeichen der Gubener Berge. Als der Kanzler Otto Eduard Leopold von Bismarck 1898 starb, errichtete man überall Denkmäler. Mit dem Bau in Guben begann man 1907, und am 2.9.1908 wurde der Turm feierlich eingeweiht. Mit dem Bau des 26,70 m hohen Turmes wurde Maurermeister Schneider aus Guben beauftragt, der Architekt war Fritz Beyer aus Schöneberg. Der Sockel bestand aus schlesischem Granit, der obere Teil aus märkischen Feldsteinen. Eintritt für Erwachsene waren 10 Pfennige. Früher waren rundum Weinberge, die aber dem Obstanbau weichen mussten. Leider wurde der Turm nicht mehr aufgebaut.“
Arno Schulz aus Guben schickt uns ein Bild von den noch vorhandenen Resten des stolzen Turmes und schreibt: „Auf dem Bild ist der Bismarckturm auf der 112 m hohen Bäros Höhe zu sehen, heute in Gubin. Der höchste Punkt von Guben ist Ulrichs Höhe, die konnte wegen der Unterwühlung durch den Bergbau – die Braunkohle wurde untertage abgebaut – nicht genutzt werden. Der 26,70 m hohe, aus Granit und Backsteinen errichtete Bau stand einst in einem gepflegten Umfeld zwischen Obstbäumen und Wanderwegen. Das Gelände ist heute teilweise verwildert, die Wanderwege als solche kaum noch erkennbar, stattdessen noch immer von Schützengräben umgeben und vermüllt. Der Turm wurde, nach mir vorliegenden Angaben, am 2.3.1945 von den deutschen Verteidigern gesprengt. In den Höhen um den Bismarckturm tobten 1945 schwere Kämpfe mit vielen Toten. Das Gelände und die in der Nähe stehenden Bauten wurden dabei dem Erdboden gleich gemacht. Nur die schöne Aussicht in das Neißetal und auf Guben/Gubin ist erhalten.“

Die letzten Reste vom einst stolzen Gubener Bismarckturm sind heute noch auf den Gubiner Bergen zu finden. Ansonsten blieb von hier oben die wunderschöne Aussicht, wie Arno Schulz versichert.
Die letzten Reste vom einst stolzen Gubener Bismarckturm sind heute noch auf den Gubiner Bergen zu finden. Ansonsten blieb von hier oben die wunderschöne Aussicht, wie Arno Schulz versichert.

Rainer Wollmann ergänzt: „Das schöne Obstbaumblütenmotiv mit dem Bismarcktum stammt von den Gubener Bergen. Dort wurde vor den Obstbäumen Wein angebaut. Die Weintradition ist wieder belebt worden, denn in Grano gibt es wieder einen Weinberg mit einer Weinscheune. Allerdings existiert der Bismarckturm nicht mehr. Die Errichtung von Bismarcktürmen hatte lange Tradition. Auf der Spitze dieser Bauwerke sollte eine Feuerschale angebracht werden, die an bestimmten Tagen wie ein Netzwerk in ganz Deutschland erleuchten sollte. Zu DDR Zeiten entsprach der Name für die Bismarcktürme nicht dem sozialistischem Gedankengut und sie wurden in Friedens-Thälmannturm oder ähnlich umbenannt. Nach der Wende wurden viele der Türme saniert und wurden wieder Ausflugsziele. Im Land Brandenburg gibt es noch elf Standorte.“
Gert Richter aus Alt-Deulowitz ist sich sicher: „Einen Bismarckturm in Verbindung mit der Baumblühte gab es wohl nur in Guben; Der Buchdruckereibesitzer Albert Koenig regte einen Bismarckturm-Bau an, wohl auch als Protest gegen Wilhelm II. wegen der entwürdigenden Entlassung des Reichskanzlers. Unter 160 Entwürfen entschied man sich für Architekt Beyer aus Berlin. Aus den geplanten Kosten von 25.000 RM wurden schließlich 40.000, die durch Spenden zusammen kamen. Der Bau des allein neun Meter hohen Sockels mit eingelassener Steintreppe aus Granit begann im Juni 1907. Der Schaft des Turmes bestand aus märkischen Backsteinen und der Kopf aus Feldsteinen. Auf der Eingangsseite waren Name und Wappen eingelassen. In 22 m Höhe befand sich die Aussichtsterrasse; über eine eiserne Treppe erreichte man die 4,7 Meter darüber liegende, nicht überdeckte Plattform. Bei klarem Wetter konnte man die Rauchfahnen der Dampfer auf der Oder bei Ratzdorf erkennen. Gesprengt wurde der Turm 1945 von der Wehrmacht, um den Russen keine Möglichkeit eines Artilleriebeobachter-Standorts zu geben.“
Dieter Leubauer aus Cottbus fügt an: „Ausdruck einer Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Bürgertum verbreiteten Verehrung eines Politikers war die Errichtung von ca. 240 Bismarcktürmen in Deutschland, den damaligen Kolonien und in einigen anderen Ländern zu Ehren des Eisernen Kanzlers Otto von Bismarck. Da konnten die Gubener nicht nachstehen. Der abgebildete Turm wurde dort 1908 eingeweiht. Aus militärischen Gründen ist er von der deutschen Wehrmacht gesprengt worden.“
Jens Pumpa aus Cottbus hebt nochmals den Anreger des Turmbaus hervor. Das war „der Buchdruckereibesitzer und Eigentümer der Gubener Zeitung, Albert Koenig aus Guben (1844-1909). Im August 1902 schlug er vor, einen Bismarckturm als Aussichtsturm auf der Spitze eines der Gubener Berge zu errichten. Am 13.1.1906 fand die von Oberbürgermeister Bollmann einberufene Sitzung des Gesamtausschusses statt, bei der sich der Standort Bäros-Berg nach langer Diskussion mit 19 von 34 Stimmen durchsetzte. Im August 1907 konnten alle Arbeiten abgeschlossen werden.

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