Burkhard Ullmann montierte das Haus, in dem viele Neu-Cottbuser wohnten
Cottbus hatte in den Nachkriegsjahren eigentlich keine Hotels. Wer ab 1962 als Fachkraft in die aufstrebende Stadt kam und hier gebraucht wurde, zog in eine Einraumwohnung im einzigen Hochhaus. Rainer Wollmann aus Hänchen beschreibt es so: „Straße der Jugend 33 war zu DDR-Zeiten eine Ledigenwohneinrichtung. Es gab pro Etage etwa 20 Einraumwohnungen mit Waschbecken und eingebautem Kleiderschrank, eine Küche mit zwei Kühlschränken für alle zusammen und zwei Gemeinschaftsdusch- und Toilettenräume. Nach der Wende wurde das Objekt zu einem Bürohaus umgebaut.“ Burkhard Ullmann hat dieses Haus mit gebaut. Er fand sein Bautagebuch und kopierte für uns daraus einige Seiten. Neben Heinz Haschock, Ernst Weinert und Kurt Runge steht hoch oben auf rohem Beton Mozart. „Ich wurde so genannt, weil ich nach der Schicht mit der Geige am Fahrradlenker zur Musikschule fuhr.“ Weiter ist zu lesen: „1960 rannte ich zum Einfluchten auf der Baustelle Inselstraße hin und her… Im August 1961 montierten wir das erste Hochhaus in Cottbus. Als wir den Titelkampf ‘Brigade der sozialistischen Arbeit’ begannen, wurde ich zum Meisterlehrgang geschickt, weil Qualifizierung zum Wettbewerb gehörte. Am 15.2.1963 schloss ich das Abendstudium an der Ingenieurschule für Bauwesen ab.“ j9
Heike Kerkau aus der Theodor-Brugsch-Straße stellt fest: „Heute wird an dieser Kreuzung gebaut und es stehen auch nicht mehr so viele Bäume. Links geht’s zu den Messehallen, rechts in Richtung Bahnhof. Erkannt habe ich das Bild am Haus im Hintergrund.“ Auch Renate Brinke aus der Hagenwerdaer Straße „fallen erst einmal die schönen großen Bäume an der Straßenkreuzung auf.“ Hans-Hermann Schneider denkt beim 1962 fertiggestellten ersten Hochhaus von Cottbus auf dem ehemaligen Wintergartengelände ans Ende der 1950er-Jahre: „Da haben wir hier als Oberschüler an einer Großkundgebung mit dem Ministerpräsidenten der DDR, Otto Grotewohl, teilgenommen. An einem der Bäume hatte ich mein Fahrrad angeschlossen.“
Klaus Herold erinnert sich, dass es dort die Verkehrsbetriebe gab. Später, als die Tangente gebaut wurde, hat man unter anderem die Großenhainer Straße abgerissen. – Das zweiflügelige Hochhaus hatte auf dem Dach die Werbung ‘Neues Deutschland’ in großen Lettern“. Auch Konrad Donner, heute Wohnparkstraße, wohnte offenbar zeitweilig hier: „Haus 33 war für Neu-Cottbuser eine relativ komfortable Bleibe. Als Postanschrift genügte damals ‘Cottbus, Hochhaus’.“ Ein historisches Cottbus-Bild gewinnt heute Annemarie Grimmler, Cottbus, Amalienstraße. Herzlichen Glückwunsch.
Schreibe einen Kommentar