Cottbus: Ein „Damals“ als Premieren-Zugabe?

Das Programmheft von „Messeschlager Gisela“ hat Bezug zum Rätselhaus.

Cottbus, Ostrower Straße
Cottbus, Ostrower Straße

Jens Pumpa aus Cottbus konnte recherchieren: „Die Fabrikantenvilla Ostrower Straße 15 wurde vermutlich 1878 gebaut. Sie ist ein kubischer Putzbau unter flachem Pultdach nach italienischem Vorbild. Ersteigentümer war Adolf Westerkamp, der sie mit Christoph Hasselbach bewohnte. In der DDR war das Gebäude Sitz des VEB Denkmalpflege. Die Villa beherbergt jetzt Büroräume. Die Tuchfabrik “Hasselbach & Westkamp” gehörte bis in die 1970er Jahre zu den führenden Textilunternehmen in Cottbus.“

Ausführlich schreibt Lutz Kleinert aus der Cottbuser Clara-Zetkin-Straße. Wir fassen zusammen: „Es handelt sich um die in Cottbus, fotografiert kurz nach der Wende. In der Sanierung steht sie nicht. Rechts am Bildrand sehen wir die Tuchfabrik Hasselbach & Westerkamp. Sie wurde vor ca. 25 Jahren abgerissen. Jetzt befindet sich dort der Mitarbeiter-Parkplatz eines Geldinstituts. Im Vordergrund unten rechts ist die Spitze eines schönen Flachbaus zu sehen, ebenfalls vor ca. 25 Jahren mit Bagger zerstört. Geblieben ist lediglich eine Außenwand mit den schönen Gittern und den Initialen H W (Hasselbach & Westerkamp). Mit über 200 Mitarbeitern dürfte die Firma der größte nicht-volkseigene Textilbetrieb im Cottbus gewesen sein, 1972 enteignet. Frau Hasselbach konnte man noch bis Ende der 1970′ Jahre in Cottbus begegnen.“

Ostrower Straße 15 in Cottbus - heute DSK
Ostrower Straße 15 in Cottbus – heute DSK – Cottbus-Büro der Deutschen Stadt- und. Grundstücksentwicklungsgesellschaft mbH.

Und Lutz Kleinert fügt hinzu: „Wird es auch gelingen, das Gebäude der „Preussischen Höheren Fachschule für Textilindustrie zu Cottbus” am Bonasken Platz abrissreif zu machen (umgangssprachlich ‘Webschule’)?? Im Jahr 2010 wurde es durch Brand schwer beschädigt. Jetzt wachsen Bäume aus der Fassade. Bei Polizei (damals Nutzer), Stadtverwaltung, Land Brandenburg und Denkmalschutzbehörde herrscht Gleichgültigkeit und Null Gefühl für dieses Cottbuser Traditions-Gebäude.“

Ulrich Buder aus Forst erinnert sich: „Hier bei der Tufa arbeitete mal ein waschechter Italiener aus Mailand als Heizer. Beim Stadttheater war er wegen asozialen Lebenswandels (Alkohol) rausgeflogen. Dort war er Opernsänger (Tenor), ein zweiter Pavarotti. Er schimpfte über den Staat. Die SED bezeichnete er als Glasaugen- und Linsenverband. Seine Wohnung war voller mediterraner Bäume, die im Sommer im Hof standen. Wahrscheinlich ist da meine Sehnsucht nach Italien entstanden…“

S. Sachse mailt: „Gut hinbekommen zur Premiere von ‘Messeschlager Gisela’. Im Programmheft ist über Hasselbach zu lesen, dass seine Fabrik bessere Messeabschlüsse hatte als die volkseigenen Betriebe. Das traf auch auf Herfarth und andere zu, die für Cottbuser Qualität standen. Alle wurden 1972 enteignet, Hasselbach und Westerkamp zuletzt. Herfarths Faprik am Thälmannplatz wurde sogar gesprengt, die von Hasselbach haben spätere ‘Sanierer’ weggeräumt.“ Die Tuchgeschichte der Stadt ist voller Spannung, Danke.

Neben der Villa: Flachbau mit Hasselbach & Westerkamp-Fenstern.
Neben der Villa: Flachbau mit Hasselbach & Westerkamp-Fenstern. Foto: G.A.

Günther Aschenbach ergänzt: „Für mich interessant, die Geschichte zur Fabrikantenvilla Hasselbach. Zu den beschriebenen Resten des Flachbaus habe ich 2014 ein Foto gemacht.“ Michael Max aus Cottbus fügt an: „Dem Weinspalier an der Straße mit uralten Pflanzen verpassten wir 1995 einen Verjüngungsschnitt und führten den Wein an der sanierten Pergola hoch. Der Davidstern aus weißem Marmor im Basaltmosaik im Eingang wurde 1996 wieder eingesetzt. In der Villa hatte die AGIB, eine Bielefelder Immobilienfirma ihr Domizil, die den Ostrower Wohnpark, den Lausitzpark und das Gebiet Seegraben in Groß Gaglow baute. Zwischen Villa und der ehem. Spinnerei (Steintal Bowling) schufen wir eien kleinen Park“

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