Cottbus: „Grüne Woche“ vom „Dreifert-Eck“
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 24. April 2015Selbst ältere Cottbuser kennen den westlichen Altmarkt nur unbebaut:
Diesmal schreibt uns Frank Schröter, jetzt in Berlin lebend, eine Geschichte, in der die abgebildeten Häuser nur „vom Hörensagen her“ vorkommen. Er erzählt: „Als ich nahe Cottbus geboren bin, waren diese Häuser (Dreifert-Eck und Adler-Apotheke) schon 20 Jahre nicht mehr da. Trotzdem bat mich meine Tante in der damaligen Klosterstraße (ihr Haus ist längst abgerissen): ‘Geh zum Dreifert-Eck und hol mir die „Grüne Woche’. Ich wusste weder, dass der Eckplatz mit dem etwas erhöhten Wiesen- und Gebüschplatz und dem Zeitungskiosk davor Dreifert-Eck hieß, noch dass mit ‘Grüne Woche’ die damals sehr gefragte ‘Wochenpost’ gemeint war. An der Zeitung interessierte sich meine Tante vor allem für das große Kreuzworträtsel und für den Gerichtsbericht von Rudolf Hirsch auf der letzten Seite. Ich habe mir das erklären lassen und gemerkt. Und ich wurde einmal Zeuge eines Gesprächs von Frauen mit einem älteren, geradezu zart und zerbrechlich wirkenden Herren mit Brille und rosaroten Wangen. Er war Apotheker aus der hier abgebildeten Adlerapotheke und hat nach der Kriegszerstörung 1945 das Inventar in die neue ‘Adlerapotheke’ getragen. Die war an der Ecke Marktstraße/Bärgasse. Ich habe mir das alles gemerkt, weil ich mir recht bildhaft vorstellte, wie der kleine Mann einen großen Adler von hier nach da schleppte. Das war natürlich Unsinn, aber bei diesem Bild fiel mir das wieder ein. Bei dem Dreifert handelte es sich nicht um den ehemaligen Oberbürgermeister, nach dem eine Straße benannt ist; aber der soll aus der Händlerfamilie stammen, der dieses stattliche Geschäftshaus gehörte. Nach Erzählungen aus der Familie, also vom Hörensagen, weiß ich, dass es auf zwei Etagen Stoffe, Gardinen und wohl auch Garderobe gab.“ Weniger ausführlich schreiben Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus („Hier kann ich nur raten“) und mehrere andere Leser. Immerhin hat Jürgen Klingmüller aus der Willy-Brandt-Straße herausgefunden: „Die Aufnahme zeigt das sogenannte ‘Dreifert-Eck’, ein großes Textilwaren-Geschäft in der Berliner Straße 1. Im Haus links daneben befand sich die Adler-Apotheke. Das helle Haus im Hintergrund war das Stadtmuseum, das jedoch leider dem Bau des Neuen Rathauses Mitte der 30er-Jahre weichen musste. Die Aufnahme wurde auf jeden Fall vor 1903 gemacht, denn es sind noch keine Straßenbahngleise zu erkennen. Im Zuge des großen Stadtumbaus (ab 1988 schon) wurde dann auch diese Baulücke – ich finde: architektonisch gut gelungen – geschlossen.“ Jens Pumpa aus der Rostocker Straße berichtet: „Die Ecke Berliner Straße/Spremberger Straße (heute zum Altmarkt) wurde um 1885 mit einem überaus imposanten Wohn- und Geschäftshaus bebaut. Hier hatte die Firma C. F. Dreifert, Konfektion, Damenputz und Innendekoration, ihren Sitz. Links neben dem Dreifert-Eck befand sich die Adler-Apotheke.“ Renate Schill mailt: „Auf dieser Seite des Altmarktes war nur das Haus zur Marktstraße (heute Eiscafé) erhalten. Darin gab es auf zwei Etagen (mit Rolltreppe) einen gut geführten Herrenausstatter. Mein Mann kaufte dort seinen Hochzeitsanzug.“ Renate Brinke aus der Hagenwerderstraße findet: „Man könnte meinen, der Fotograf von vergangener Woche habe sich um 180 Grad gedreht. Links ist jetzt das Uhrmacher-Haus, dessen Ecke mit Balkon man gerade noch sieht. Es stand hinter dem alten Rathaus. Die beiden Häuser gegenüber sind inzwischen durch Neubauten ersetzt. Das helle Haus im Hintergrund wurde in den dreißiger Jahren abgerissen.“ Richard Gregor mailt: „Das Haus aus dem Nachlass eines Liersch war mal Stadtmuseum.“ Das ist richtig. Einige Leser vermuteten, das sei die Post. Aber die steht sowieso viel weiter hinten, wurde jedoch erst in den 1950er-Jahren anstelle des früheren Hotels „Weißes Ross“ errichtet. Das ist hier nicht zu sehen, weil es vermutlich noch gar nicht gebaut war. Es eröffnete erst zur Jahrhundertwende.