Cottbus. Schlangen für eine Tiefkühltruhe

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Viele begehrte Haushaltsgeräte konnten meist nur nach langem Anstehen erworben werden

 

Schlangen für eine Tiefkühltruhe
Unser „Damals-war’s“-Foto hat bei vielen Lesern Erinnerungen geweckt. Richard Adolph schrieb uns: „Meine persönliche Begründung aus Erfahrung ist: In diesem Laden HO-Heimelektrik wurden zu DDR-Zeiten Anmeldungen für Mangelwaren-Geräte entgegengenommen, die dann nach fragwürdigen Wartezeiten geliefert wurden. Es handelt sich um den Laden der Firma Stein in der Straße der Jugend, den Frau Stein führte. Frau Stein wurde im Jahr 1972 durch das politische System enteignet und mit den Enteignungen in dieser Zeit ein Teil des Unterganges der DDR eingeläutet. Das ursprüngliche Geschäft von Frau Stein befand sich bis zum Abriss in der Petersilienstraße/Friedrich-Ebert-Straße, in dem man stets freundlichst und nach Möglichkeit auch gut bedient wurde. Nach der politischen Wende 1989 übernahm die Tochter von Frau Stein, Frau Kothe, mit ihrem Ehemann wieder die Firma mit dem Geschäft unter dem Gründernahmen Stein.“
Stammleser Diethart Schulz schrieb: „Das Foto zeigt eine diszipliniert und geduldig wartende Menschenschlange, die sich hier vor dem HO Haushaltsgeräte-Geschäft in der Straße der Jugend gebildet hatte, um Anmeldekarten für die begehrten Tiefkühltruhen zu erhaschen. Zu sehen sind größtenteils Frauen, die für solche und ähnliche Aktionen schon mal ihren Haushaltstag opferten. Wer solche Möglichkeiten nicht hatte, entfernte sich auch schon mal schnell von seinem Arbeitsplatz. Heute befindet sich an gleicher Stelle das Fachgeschäft „Elektrogeräte Stein“, nur mit dem Unterschied, dass hier keiner mehr Schlange stehen muss.
Wenn man eine Schlange irgendwo stehen sah, hieß die Kampfdevise: ‘Stell’ dich einfach dazu und lass dich überraschen!’ Nur so konnte man erfolgreich sein. Vieles wurde auch unter dem Ladentisch verhökert, das war die so genannte Bück-Dich-Ware. Dazu zählten sogar Zigaretten, wie die F6 und Deutsche Juwel. Einiges konnte man auch schneller bekommen, man musste nur ein paar Scheinchen ‘rüberwachsen’ lassen. Auch das zählte damals zum ganz normalen Alltag in der DDR.“
Erika Groba notierte auf einer Postkarte: „Lösung C ist natürlich richtig! Ich hatte Glück und brauchte nicht in dieser langen Schlange zu stehen. Eine Waschmaschine habe ich dort auch gekauft. Damals guckte sich der Verkäufer die lange Schlange an und sagte: ‘11 Waschmaschinen habe ich zum Verkauf“, und zählte 11 Personen ab. Ich war damals die Nummer acht.“