Damals war’s Cottbus: Im Saal gab es frühe Kinovorführungen

Vor dem Abriss wurden hier die legendären Cottbuser Pantoffeln produziert

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Mit einmontiertem Auto setzt sich die „Neue Welt“ Ströbitz (B) vorteilhaft in Szene

Brigitte Albrecht aus der Striesower Straße in Cottbus nennt sich „Ströbitzer Urgestein“. Sie ist in der jetzigen Kolkwitzer Straße aufgewachsen und auf ihrem Schulweg an  der „Neuen Welt“ vorbeigegangen. Es war, sagt sie am Telefon, „eine  gepflegte Gaststätte mit großen Kaffee- und Biergarten. Das Lokal hatte eine  wunderschöne Einrichtung. Ich habe schöne Erinnerungen daran. Die Kriegseinwirkungen 1945 hinterließen Spuren. Der Familienbetrieb lief nur eingeschränkt weiter. Der große Tanzsaal wurde für Kinovorführungen zweckentfremdet. Nachmieter war bei dem neuen Eigentümern die Pantoffel-Firma Jainz.“
Karin Rasche bemerkt: Das schöne Foto zeigt natürlich das Etablissement Neue Welt Ströbitz. Das war eine Kneipe, mir in persönlicher Erinnerung als schöne Tanzgaststätte und als nahegelegenes Dorfkino besonders für die Ströbitzer. Zuletzt war die Neue Welt bis 1990 eine Pantoffelfabrik. An deren Stelle, Kolkwitzer/Ecke Klein Ströbitzer Strasse, stehen jetzt Eigentums-Reihenhäuser. Täglich führt unser Weg in den Garten am Ströbitzer Badesee hier vorbei.“
„Es war eine sehr schöne Gaststätte, an den Biergarten kann ich mich allerdings nicht mehr erinnern“, schreibt Ramiro Lehmann, Schulweg in Cottbus. „Leider sind viele schöne Gaststätten mit Biergärten von der Bildfläche verschwunden, wie z.B. ‘Winklers Ball-Lokal’, auch in Ströbitz. Es wär schön, wenn dieses Bild auch im Kalender Berücksichtigung finden würde.“
„Wir sind hier in der Kolkwitzer Straße in Ströbitz“, meint Klaus Reiter vom Cottbuser Eschenweg. „Da, wo heute eine Wohnanlage steht, war früher die ‘Neue Welt’. Seit 1906 war es ein Kino mit etwa 370 Plätzen. Bekannt war, dass schöne Kinder- und Märchenfilme gespielt wurden. Natürlich war auch Gaststättenbetrieb. Leider brannte es ab, und ab 1919 konnte man sich wieder Filme anschauen. Nach dem Wiederaufbau sah das Gebäude auch etwas anders aus. Herr Vogler war der Veranstaltungsmanager und konnte viele Filme zeigen, die nicht im Weltspiegel gezeigt wurden, da Ströbitz nicht der Cottbuser Polizeigewalt unterlag. Die Nutzung des Gebäudes war vielseitig, Herr Max Linke veranstaltete das Treffen der Kanarienzüchter. Das war der Vorausscheid zu den DDR Meisterschaften. Im Gebäude befand sich auch die Pantoffelmanufaktur. Seit 1892 wurden Pantoffel hergestellt. Die gelblichen Latschen mit Karomuster waren in vielen Haushalten zu finden. Herr Hammel hat mit seiner Frau, glaube ich, 2019 das Geschäft geschlossen.
„Die ‘Neue Welt’ in Ströbitz gibt es nicht mehr“, erkennt auch Jens Pumpa, Rostocker Straße in Cottbus. „Sie war Gaststätte und Kino. Ein Feuer beendete den Kinobetrieb, aber im März 1919 wurde wieder gespielt. Jetzt stehen an dieser Stelle Reihenhäuser.“
Gewonnen hat diesmal Reinhard Schimke aus Hänchen.

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Er war ausgesprochen prachtvoll ausgestattet, der Saal der „Neuen Welt“ in Ströbitz. Hier surrte schon in den Kindertagen des Stummfilms der Kinematograph, und es gab große Feste bei Bauernhochzeiten und zu anderen Anlässen Foto: Sammlung Helga Nattke

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