Damals war’s Niederlausitz: Die liebe Spreewaldguste
Bilder aus dem alten Cottbus | Von CGA Verlag | 19. Juli 2019Viele Leser erinnern sich gern an die Kleinbahn.
Die Spreewaldbahn lebt in der Erinnerung unserer Leser, und zwar weit über Cottbus und Burg hinaus. So weiß Herr Höhne aus der Spremberger Straße in Welzow sicher: „Auf dem Bild ist der Bahnhof Burg zu sehen. Der Zug fährt Richtung Cottbus.“ Auch aus Hörlitz, Lauchhammer, Spremberg, Guben, Forst und Döbern kamen die richtigen Antworten.
Ilona Fritsche aus der Greifenhainer Straße in Cottbus erzählt über „unsere geliebte ‘Bimmelguste’“ Hier ein Ausschnitt: „Ich bin mit ihr von Burg nach Cottbus gefahren. Von 1959 bis 1962 besuchte ich die gewerbliche Berufsschule in Sandow und später an Wochenenden die Meisterkurse der Handwerkskammer am Altmarkt. Wenn im Winter ‘drei Schneeflocken’ fielen, warteten wir manchmal bis zu einer Stunde, ehe der Zug vom Güterbahnhof her einfuhr und wir endlich einsteigen konnten.
Die Sitzplätze waren aus Holz, und wenn es sehr kalt war, legten wir selbst ein paar Kohlen in den Ofen. Jeder Waggon hatte solch einen eisernen Ofen. Manche Strecke fuhr der Zug so langsam, dass man meinte, nebenher Blumen pflücken zu können. Im Sommer war immer viel Betrieb. Wochenendausflügler aus Berlin kamen mit ihren Faltboten. Wenn der Berliner Zug nicht pünktlich im Cottbuser Hauptbahnhof ankam, ließ eine freundliche Schaffnerin die Bimmelguste warten..
Es gab auch einen Waggon für die Fahrräder und größere Gepäckstücke. Einmal hatte ich in Burg meine Kostümjacke unterwegs verloren. Die Schaffnerin gab mir ein Fahrrad, das vor der Gaststätte stand, und ich konnte meine Jacke holen und noch mit dem Zug nach Cottbus mitfahren.
Leider ging dieses Kleinod für den Spreewald verloren. Der jetzige Betreiber der Gaststätte wollte, dass die Trasse wieder hergestellt würde, scheiterte aber an oberster Stelle. – Sehr schade!“
Klaus Reiter vom Eschenweg Cottbus liefert ein paar Fakten: Die Spreewaldbahn wäre dieses Jahr 120 Jahre alt geworden. Stillgelegt wurde der Güterverkehr am 26.5.1968, der Reiseverkehr 1970. Während dem 1. Weltkrieg fuhr sie aus Personalmangel nicht. Bahnhöfe in Cottbus, Burg, Straupitz und Lieberose sind noch erhalten. Man müßte alles daran setzen, sie zu beleben.“
Wolfgang Schmidt, Potsdamer Straße in Cottbus schreibt: „In Straupitz wurden die Dampfloks mit Kohle und Wasser befüllt und ausgeschlackt, bevor sie die neue Fahrt antraten. Sieben Züge fuhren zwischen Cottbus, Burg und Straupitz pro Tag. 31,4 km in 75 Minuten. 1968 wurden 344088 Zeitkarten verkauft.
In der Erlebnisgaststätte Bahnhof Burg ist Spreewaldbahn-Zubehör zu sehen, wie Streckentelefon, Fahrpläne, Fahrkarten u. Dienstpläne. Auf den Gleisen stehen die rekonstruierten Waggons der Spreewaldguste – nur die Lok fehlt. In der Gaststätte fährt eine Miniausgabe der Spreewaldbahn und bedient die Gäste mit Getränken und Eis zur großen Freude von Klein u. Groß. Sogar das Tuten der Bahn bei Abfahrt oder das Läuten beim Schließen der Schranken ist zu hören. Ein Besuch lohnt sich. Seit der 1. Fahrt der Spreewaldguste am 20.5.1899 zwischen Burg und Cottbus-Flughafen bis zur letzten Fahrt am 3.1.1970 nach 17,9 km hielt sie fahrplangerecht um 19.30 Uhr im Bahnhof Burg an. Die allerletzte Fahrt des Zuges aus Straupitz endete um 21.42 in Cottbus und mit ihm nach 71 Jahren der offizielle Betrieb der ‘Spreewaldguste’. Lokführer Otto Rösner aus Byhleguhre hatte den letzten Zug aus Cottbus nach Burg gefahren und zwar mit der Lok 99 5703, die zur Zeit im Museumsschuppen in Lübbenau zu sehen ist.“
Friedhard König aus der Klosterstraße in Cottbus kann etwas zum Alter der Aufnahme sagen: „Nach dem letzten Fahrplan aus dem Jahre 1969 müsste der Zug um 12:45 Uhr in Burg abfahren. Die Bahnhofsuhr zeigt aber bereits 12:50 Uhr. Die Aufnahme wird also älter sein. Nach dem Sommerfahrplan 1957 gilt die Abfahrtzeit nach Cottbus 12:52 Uhr. Das könnte passen. Um 13:45 Uhr erreicht der Zug nach rund 18 Kilometern den Cottbuser Spreewaldbahnhof. Schade, dass die Bahn eingestellt worden ist. Etwas Nostalgie könnte unserer touristischen Welt guttun. Wir waren auf der Spreewaldbahn mit den Kindern unterwegs und hatten unseren Spaß.“
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