Das ehemalige Eckhaus in der Wasserstraße in Cottbus

Ein feines Haus, das keiner mehr wollte. Dem vornehmen Eckhaus in der Wasserstraße folgte ein zeitgemäßer Neubau.

Wasserstrasse 7 CBS
Schon heruntergekommen, aber immer noch imposant: Das ehemalige Eckhaus in der Wasserstraße in Cottbus.

Reinhard Borrmann aus der Turower Straße in Cottbus berichtet: „In Cottbus. Die Häuser gehören zur Lobedan- und Wasserstraße.“ Und Gisela Weise aus Cottbus erzählt: „In Ihrer letzten Ausgabe vom 6. April war das ehemals herrschaftliche Haus aus der Cottbuser Wasserstraße abgebildet. Meine Großeltern wohnten im Nachbarhaus. Ich kenne das Haus gut, weil wir als Kinder dort rumgestöbert haben. Von der Hofseite aus ging ein Treppenaufgang für das Dienstpersonal hinauf. Es waren hohe Räume mit Stuck an der Decke und großen verzierten Kachelöfen. Nachdem die Besitzerin das Haus aus Altersgründen verlassen hat oder verstorben war, ist es zunehmend verfallen und mutwillig zerstört worden. Schließlich wurde es abgerissen. Ich bedaure, dass so ein prunkvolles Haus dem Abriss zum Opfer gefallen ist.“
Klaus Reiter ergänzt: „Das Haus stand Ostrower Platz, Ecke Lobedanstr. Der Platz wurde 1498 erstmals erwähnt, 1893 wurde der damalige Friedhof von Ostrow eingeebnet und es entstand ein Marktplatz. Meine Vermutung ist, der ehemalige Prachtbau stand zu lange leer, es wurde vieles zerstört und beschädigt. Eine Rekonstruktion war bestimmt zu teuer, also wurde es abgerissen und es entstand ein neues Eckhaus Nr. 7. mit 12 Wohnungseinheiten und einer Dachterrasse.“
Unser Leser S. Sachse hat ein Foto aus der Zeit vor gut 20 Jahren beigefügt, als schon das neue Eckhaus gebaut war. Er schreibt: „Das prachtvolle Eckhaus aus der Wasserstraße war der wichtige Blickfang auf der schmalen Südseite des Ostrower Platzes, an dem sonst ländliche Bebauung steht und an der Nordseite noch bis etwa vor zehn Jahren eine Fabrikantenvilla erhalten war. Der Verfall des Gründerzeithauses aus der Bauphase um 1900 oder kurz davor hat wohl mit der DDR-Wohnungspolitik zu tun, die es privaten Eigentümern nicht möglich machte, derartige Häuser zu erhalten. Von den staatlich angewiesenen Mieten konnte keine Werterhaltung finanziert werden, ganz abgesehen davon, dass in der Mangelwirtschaft auch weder Steine, noch Mörtelmaterial, noch Ofenkacheln oder Dachrinnen auf normalem Wege zu bekommen waren. So  verfielen wertvolle Immobilien, manche sogar noch, als die Wende schon neue Signale gesetzt hatte.“
Ulrich Buder aus der Lausitzer Straße in Forst fallen Kindheitsepisoden ein: „In beide Straßenrichtungen gehen meine Erinnerungen. Rechts die Straße führt über die Schranken bis zur Markgrafenmühle. Als Kinder beschauten wir bei geschlossenen Schranken immer die vorbeiziehenden Dampflokomotiven, die uns einnebelten. Wie eine Droge inhallierten wir den aus Kohle und Wasser entstehenden Dampf. Da ich durch die angespannte Wohnungssituation erstmal Forster Bürger geworden bin (abgekürzt „Forbü“), fahre ich da nun fast jeden Tag mit der ODEG durch. Links durch die Wasserstraße geht es zu einem damaligen Kindergarten. Dort holte ich meine dreijährige Schwester Kathrin in den Siebzigern nachmittags immer ab. Denn ich war schon elf Jahre älter. Meine Mutter arbeitete außerhalb. Nach dem Sportunterricht in der 12. Oberschule ging ich gleich im Trainingsanzug da hin. Meine Schwester freute sich riesig, wenn der Bruder kam. Ich fühlte mich wie ein Vater und schob den Kinderwagen heim. Zuhause reinigte ich noch die Wohnung, was mir heute schw

Ostrower Platz0004
Aus dem Jahr 2003 stammt dieses Bild vom Ostrower Platz. Zu der Zeit war das Eckhaus Wasserstraße schon durch einen Neubau (ganz rechts) ersetzt. Foto: S.Sachse

erfällt.“
Angelika Kinzel vom Neuhausener Weg in Cottbus weiß: „Das schöne Haus hat leider nicht überlebt und wurde nach meinen Erinnerungen Anfang der 80er Jahre gesprengt. Ich bin Ende der 70er Jahre in die Wasserstraße 6 gezogen (gleich unten wo der Wartburg steht) und habe einiges um dieses Haus mitbekommen. Zuerst wohnten noch einige wenige Leute dort, nach dem Auszug der letzten Mieter waren sogar Restauratoren/Stuckateure aus Polen da und haben das Haus begutachtet. Wir haben gehofft, dass es stehen bleibt. Leider hat sich dann doch nichts mehr getan und das Gebäude wurde nach und nach ausgeweidet. Alles was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen.  Als der Tag der Sprengung kam, mussten alle Nachbarn raus, einschließlich die vom Ostrower Platz und Umgebung. Von Weiten haben wir beobachtet, wie das Haus in sich zusammenfiel. Einige Jahre war dort ein wilder Parkplatz. Nach der Wende wurde dann die Ecke mit Wohnungen neu bebaut, Wasserstraße/Ecke Lobedanstraße.
Ich kann mich an das stattliche Haus, trotz seines damals schon schlechten Zustandes gut erinnern. Wenn man es gerettet hätte, dann wäre es sicherlich ein Schmuckstück geworden und auch eine Bereicherung für Cottbus.“
Erika Richter, An den Steinen in Drebkau kennt das Haus von innen: „Das Haus stand in Cottbus, Wasserstraße 7, gebaut 1900. Ich habe mit meinen Eltern und Geschwistern von 1950 bis 1965 dort gewohnt. Wir hatten eine 4-Zimmer-Wohnung und die Wohnung kostete 100 Ost-Mark Miete. Das Bad war in der Wohnung. Das Gebäude wurde abgerissen und dort steht jetzt ein Neubau. Ich bin jetzt 80 Jahre. An den zentral gelegenen Wohnplatz denke ich gern zurück.“.
Josef Kauczor aus der Cottbuser  Karl-Liebknecht-Straße wertet: „Wahnsinn, dass es dieses Foto gibt! Immer wenn ich dort (Cottbus, Wasserstraße) vorbeikomme, bin ich sauer, dass dieses Wohnhaus abgerissen wurde. Es ist – oder besser: war – ein Gebäude, welches es locker mit imposanten Häusern wie dem Nähe Teehäuschen (Töpferstraße) oder der ‘Paukerburg’ (Friedrich-Ebert-Straße, Nähe ‘Brandenburger Hof’) aufnehmen konnte. Ich hoffe sehr, durch andere Zuschriften nähere Angaben zu Baujahr und Abrissgründen zu bekommen. Vielleicht sogar Stimmen ehemaliger Bewohner zu den Wohnverhältnissen, auch wenn meine Begeisterung Schaden nehmen sollte.“ Wird es wohl nicht.

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