Ungarischer „Ikarus“ in der auferstandenen Rosenstadt Forst.

Viele schöne Impressionen erreichten uns: Aus Cottbus schreibt Herbert Ramoth: „Das ist die Berliner Straße in der Kreisstadt Forst etwa Anfang der 1960er Jahre. Für eine Stadt, die nach dem Krieg zu etwa 85 Prozent zerstört war, ein Bild des Wiederaufbaus, gewürdigt auch mit dieser Ansichtskarte. Der IKARUS 66-Bus aus Ungarn wurde für den Nah- und Regionalverkehr genutzt.“
Als Motiv aus dem VEB Postkartenverlag Bild und Heimat in Reichenbach hat auch der Spremberger Manfred Gnida dieses Bild erkannt: „Das Eckhaus links beherbergte seit 1920 die Commerz-und Privatbank und im oberen Stockwerk das Cafe ‘Hohenzollern’. Das rechte Gebäude war das im Krieg teilweise zerstörte Broschmannhaus, Mitte der 50er Jahre wieder aufgebaut. Darin befand sich das HO Haushaltswarengeschäft, genannt ‘Scherbelladen’. Heute steht hier ‘Kaufland’. Links war auch ein Fahrzeugladen. Die heutige Cottbuser Straße hieß einst auch Stalinallee und Straße des Friedens. Mit dem Platz sind Erinnerungen verbunden, wie der Besuch Walter Ulbrichts 1961 und die Friedensfahrt im gleichen Jahr.“
Frank Irmer aus Cottbus weiß: „Der Ikarus 66 befährt die Berliner Straße und würde beim links Abbiegen in die Cottbuser Straße fahren, rechts würden wir zur Kirche kommen. Da die Wohn- und Geschäftshäuser der Berliner Straße erst Anfang der 80er Jahre erbaut wurden, kann die Radfahrerin, ganz links im Bild, auch noch aus der Leipziger Straße kommen. Unter der Markise links neben dem Bus erinnert mich etwas an Eis…“
Auch Eberhard Witzke aus Cottbus und Angelika Kommritz aus der Ruhlander Straße in Schwarzheide beschreiben die Verkehrssituation richtig, und Fritz Dieter Buddrus meint: „Das ist ein Stückchen von Forst. Die Aufnahme konnte man (fast) bis zur Wende so machen.“
Heinz Lüdecke mailt: „Der Forster Linienbus fährt wohl Richtung Krankenhaus, vielleicht vom Bahnhof kommend. Die Ikarus-Busse wurden in Matyasföld, Nähe Budapest, gebaut und zwar bis ca.1970. Links das Eckhaus war mal die Deutsche Bank, daneben war der IFA-Laden, geleitet von Herrn Fechner. Ich erkenne auch noch die Chemische Reinigung und das Ausstattungshaus Schönborn, geführt von Familie Dottke; unsere Söhne waren Freunde. Rechts war der ‘Scherbelladen’. Schöne Erinnerung…“
Klaus Reiter aus Cottbus schreibt uns: „Diese Häuser waren nach dem Krieg stark zerstört und wurden teilweise saniert. Die Blickrichtung ist in die Straße der Befreiung, nach der Wende Frankfurter Straße. Rechts war die Buchhandlung, dahinter die Fleischerei Vogt. Das Haus wurde auch ‘Gutenberg-Haus’ genannt. Links waren der Gemüseladen Worisch und die Konsumbäckerei. Die Häuser dahinter wurden gegen Ende der Siebziger für einen Neubau abgerissen. Der Bus fuhr übrigens von Keune über Eulo und Krankenhaus zum Schlachthof.“

Spannendes erzählt Marion Berndt aus Cottbus: „Meine Tante wuchs in Forst auf und zog später nach Plauen. Zu Ihrem Foto schrieb sie: Eindeutig Forst! Ganz hinten in der Frankfurter Straße waren links zwei Schulen; dort wurde ich eingeschult. Ein Stück weiter ging rechts die kleine Frankfurter Straße ab und da – ganz hinten – hatten meine Neumann-Großeltern ein Haus. Zum Kriegsende lag ein Blindgänger im Haus. Alle hatten große Angst. Meine Mutter hat dann kurzentschlossen die Bombe geschnappt und aufs freie Feld geschafft.
Aus der Nazizeit weiß die Tante noch zum Haus links im Bild zu berichten: Da war ein jüdischer Schuhladen. Mutti war dort mit meiner Schwester Gitti einkaufen. Sie wurden beide beim Rauskommen fotografiert und das Foto hing dann an einer Litfaßsäule, weil sie bei Juden gekauft hatten.
Zur Schwarzen Jule (Stadteisenbahn) schrieb sie mir kürzlich: Meine Schwester Gitti und ich waren auf dem Weg in den Kindergarten. Die Schwarze Jule kam aus der Bahnhofstraße um die Ecke gebogen. Der Heizer schippte Briketts und da fielen ein paar raus auf die Straße. 1, 3 fix hob ich sie auf und tat sie in meine weiße(!) Schürze. Als der Heizer das sah, kamen noch ein paar Kohlen geflogen. Ich trug alle in meiner weißen Schürze bis zur Langen Brücke an der Neiße in den katholischen Kindergarten statt nach Hause. Ich war ganz stolz und meine Schürze nicht mehr ganz weiß.”
Viele weitere Leser schrieben uns, darunter Jens Pumpa aus Cottbus: Der ‘Ikarus 66’ wurde bis 1977 produziert. Die Fahrt mit der Forster Stadtlinie kostete 20 Pfennige.“
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