Seit Jahrzehnten hier die beste Adresse.
Herr Klammer, der mailt: „Zu dem Bilderrätsel in der letzten Ausgabe war gefragt, in welchem Zeitraum das Bild enstanden ist. Meiner Meinung nach muss das um 1913 sein muss.“.
Siegrid Fleischer vom Heinrich-Heine-Weg in Spremberg meint: „Die sehr schöne Aufnahme von Spremberg, Lange Straße, kann nur von 1913 stammen. 1893 gab es den Bismarkturm auf dem Georgenberg noch nicht. Er wurde erst 1903 eingeweiht, und 1933 wären auch Autos zu sehen. Ich hoffe richtig zu liegen.“ Das ist der Fall.
Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg kann das solide begründen: „Wie alle Gassen und Straßen im historischen Stadtkern, hat auch die im Teilbereich sichtbare, zusammen aber ca 340 Meter lange Lange Straße ,eine interessante Geschichte. Von derLangen Brücke bis zum Markt führend, wurde sie in älteren Schriften ‘Cottbussische Gasse”’ genannt, später dann ‘Lange Gasse’ und ab 1864 Lange Straße. Die Geschichte der Straße wurde wiederholt von Kriegen und ihre Folgen begleitet, und die einst vielen Stadtbrände hinterließen Armut und Not. Der Blick geht vom ‘Bullwinkel’ in Richtung Marktplatz und man erkennt unterschiedliche Dachkonstruktionen sowie Barockgiebel an den Bürgerhäusern. Besonders erkennbar sind im Hintergrund der Rathausturm und der Bismarckturm, was die Lösung der gesuchten Jahreszahl erleichtert. Der Bismarckturm wurde am 1,April 1903 eingeweiht, die Mode und der Verkehr passen hingegen nicht zu 1933, und man kann nicht sehen ob der Durchgang am Rathausturm vorhanden ist. Unter dem Turm war früher eine kleine zum Marktplatz geöffnete Markthalle. Sie wurde etwa 1933/34 zum freien Durchgang in die Lange Straße geöffnet.
Damals wie heute war und ist die Lange Straße eine beliebte Einkaufsmeile mit wechselndenen Angeboten und Inhabern. Traditionsgeschäfte, die ca.100 Jahre in Generationswechsel stehen, haben hohes Ansehen. Beispiele sind die Weinhandlung Gäßner (leider vor kurzer Zeit verstorben) aber auch Uhren-Handrick und Schwarz. Hier im Bild steht rechts ein altes Burglehnhaus mit Aufschrift Julius Schmidt; es war eine Kolonialwarenhandlung, zu Zeiten der DDR ein Heimwerkerladen und ist heute ein Modegeschäft. Darin wohnte bis zum Tod der bekannte Stadthistoriker Gerhard Schmidt. Hinter der nachfolgenden Mühlengasse waren die 1926 von Paul Berndt betriebenen Bayrische Wein-und-Bierstuben, die nach seinem Tod von Witwe Emma Berndt noch bis 1932 betrieben wurden. Später führte Karl Stupin das Haus bis Kriegsende unter ‘Paulaner Bräu’. Aus der jüngeren Geschichte kennt jeder dort ein Eisgeschäft, denn am 18. Juli 1946 erwarb der in der Nähe vom Markt ansässige Süßwarenhändler und Kartoffelbäcker das Grundstück und richtete in den Räumen eine Eisdiele ein. Als ‘Cafe Express’ und ‘Cafe Bierhold’ war es bis zur Geschäftsaufgabe (leider!) ein Besuchermagnet. Jedes weitere folgende Haus hat seine Geschichte. Kurz sei die Folge erwähnt: Elektronik-Center Krautz, früher Tengelmann-Kaffeegeschäft, Feiertag Fahrradhandlung, Reisebüro, Schuhverkauf, Stadt-Apotheke, Friseure, Fahrrad-Wünsche, Polen-Laden usw. Links nach dem historischen ehemaligen Kavaliershaus, der heutigen Sparkasse, sind an der Ecke zur Schulgasse die Namen Nowack, eine Lederwarenhandlung, die noch bis in die 30er Jahre des 20, Jahrhunderts genutzt wurde, in Erinnerung sowie das Seifen-Geschäft. Hier stand als Nachfolger R.A.Pape darunter und es wurde, wie mir berichtet wurde, von Hedwig Weise geführt. Die Fassade des Hauses wurde um 1913 im Jugendstil herausgeputzt und über der Tür vom Seifengeschäft war einst ein Balkon, auf Postkarten um 1950 noch sichtbar, aber 1994 abgebaut. Heute befindet sich im Haus Wielebs Molly Moden von Manuela Wiese. Auch hier folgen in Richtung Marktplatz Geschäfte wie Uhren-Schwarz und Handrick, Elektro-Behla oder Kosel`s Moderne Hauswirtschaft. Die Straße selbst hat viele positive Sanierungen bekommen. Sie wurde 1977 asphaltiert. Ab 1990 kam es zur Grundsanierung, welche am 26.August 1993 für den Verkehr freigegeben wurde. Wieder wurde es die beliebteste Einkaufsmeile. 1998 gab es dafür im Wettbewerb ‘Ideen für Erlebnisraum Innenstadt’ eine Auszeichnung.“
Ekkehard Schicketanz, der die schönen historischen Motive beifügte, schreibt: „Es ist ein Blick in die Lange Straße. Das Jahr der Aufnahme ist 1913. Auf dem Foto ist schon der Bismarckturm zu sehen, und den gab es 1893 noch nicht. Er wurde erst 1903 eingeweiht. Die Straßenszene ist aber auch nicht von 1933, denn da fuhren schon Autos und die wurden nicht von Pferden bewegt. An den Gebäuden ist es schwer zu erkennen, da einige davon noch stehen. Ich sende zwei Bilder – 1886 und 1932 – zum Vergleich mit.“
Aus Guben meldet sich Arno Schulz: „Hallo Team des Märkischen Boten, ich vermute, bei dem Ratebild handelt sich um ein Foto von 1913. Auf dem Foto sind nur umweltfreundliche Fahrzeuge, wie Pferdegespanne und Handwagen auf der Straße zu sehen. Es gab zwar 1913 schon Automobile, aber in sehr geringer Zahl. Wenn ich es richtig deute, ist rechts am Bordstein ein Niederrad oder auch Velocipede abgestellt. Diese Fahrräder lösten ab 1890 die Hochräder ab. Zuerst als ‘Ewigtreter’, dann mit Freilauf. Der im Hintergrund stehende Bismarkturm wurde am 1. April 1903 eingeweiht und somit scheidet A aus. Zu 1933 passen weder die Gaderobe der Passanten noch die Art des Straßenverkehrs.“
Klaus Reiter aus Cottbus meint; „Es war und ist die längste Straße in Spremberg. Bis 1864 wurde sie auch Lange Gasse genannt. Es war der Mittelpunkt des Handels. Es gab dort sehr viele Geschäfte und Gasthäuser. Die Straße ging vom Marktplatz bis zur Johannisgasse, wo auch das Lange Tor war, später Hoyerswerdaer Tor genannt.“ Auch Jens Pumpa bekräftigt: „Sie war wirklich die längste Straße der Stadt Spremberg. Sie ging vom Marktplatz bis zur Johannisgasse und war zu allen Zeiten Mittelpunkt des geschäftlichen und gesellschaftlichen Lebens der Stadt. Das wurde auch durch das Vorhandensein vieler Geschäfte und vor allem vieler Gaststätten betont.“
Rüdiger Weise mailt uns aus Berlin: „Das ist die Stadt der Kanuten und der Strittmatter-Verächter (jedenfalls in offiziellen Etagen). Die Straße habe ich in Erinnerung, weil sich links im Bild, noch etwas in Richtung Rathaus, in bester Lage ein SPD-Büro befindet, obwohl die Stadt doch ihre Nach-90-Blüte vorwiegend CDU-Leuten verdankt. Ich hatte da vor Jahren geschäftlich zu tun, erlebte Geselligkeit und bevorzugte das feinste Walnusseis Deutschlands, das es in einem kleinen, geschmackvollen Kulturcafé gab. Es soll wohl nicht mehr da sein. Ob es das in dem Bild von 1913 schon gab, weiß ich natürlich auch nicht.“
S. Sachse mailt: „Das klassische Spremberg-Motiv. Hinten Rathaus und der Turm auf dem Georgenberg. Eine Aufnahme von 1913, die dem heutigen Bild sehr ähnlich ist. Da hat sich Spremberg einen Schatz bewahrt, und das obwohl es ja im Krieg schwer zerstört wurde. Wenn Stadtfest ausgeschrieben ist, laufen wir gern diese Straße entlang und auch über den Markt, an dem es jetzt ein saniertes und gut gelungenes Bürgerhaus gibt.“
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