Der Cottbuser Bahnhof vor etwa 150 Jahren

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Der Cottbuser Bahnhof vor etwa 150 Jahren

Ein Stück Eisenbahngeschichte der damals noch industriellen Niederlausitz.

„Es war der Cottbuser Hauptbahnhof.“ So und ähnlich schrieben ganz knapp Manuela Fischer aus der Zimmerstraße in Cottbus und andere Leser. Manfred Gnida hingegen wendet sich ausführlich dem Bild zu: „Bahnhöfe werden gern auf Ansichtskarten abgebildet, und für Reisende sind sie Orte der Erinnerungen. Aus den Anfangsjahren zeugen heute noch historische und architektonische Ansichten von Bahnhofsgebäuden vom Prunk, mit dem dieser Verkehrszweig einst begann. Im Foto erblicken wir unter zeitlosem Himmel eine Anlage aus sehr früher Zeit, wie sie persönlich keiner mehr kennt. Abgebildet ist das Empfangsgebäude vom Bahnhof in Cottbus mit Bahnsteig. Dieser Bahnhof ist heute der größte Personenbahnhof im Land Brandenburg mit langer Geschichte. Im September 1866 ging mit der Eröffnung der ersten Bahnstrecke aus Berlin, welche 1867 bis Görlitz verlängert wurde, der Betrieb los. Das Empfangsgebäude wurde 1870 zwischen den Gleisen eingeweiht. Zum Inselbahnhof kamen Bahnstrecken nach Halle, Sorau, Breslau, Guben, Frankfurt/ Oder usw. hinzu. Leider wurden im Februar 1945 Teile des Bahnhofs zerstört und viele können sich erinnern, wie nach dem Krieg die Reiseabfertigung in Baracken stattfand. Man plante Ende der 1960er Jahre ein Empfangsgebäude an der Südseite zu errichten, wofür 1970 Bauvorbereitungen begannen. Durch den Braunkohleabbau in unserer Region wurde der Cottbuser Bahnhof zum Eisenbahnknoten. 1974 begannen die Arbeiten für den Bau eines Tunnels und am 5. Oktober 1978 ging nach vierjähriger Bauzeit das neue Empfangsgebäude in Betrieb. Anlässlich der Bundesgartenschau 1995 wurde es saniert und von 2018 bis 2020 wurde der gesamte Verkehrsknoten modernisiert. Der Bahnhof der Stadt wurde am 10. Dezember 2018 offiziell Hauptbahnhof und 2021 zum Hauptbahnhof des Jahres gewürdigt.
Auch Kultur spielte auf dem Bahnhof einst eine Rolle, denn er diente als Handlungsort eines Volksstückes eines Cottbuser Autors. Es war eine Verwechslungskomödie, die während des strengen Kriegswinters 1870/71 spielte ‘Eingeschneit auf dem Bahnhof Cottbus’ hieß. Das Theater war zu dieser Zeit noch nicht gebaut. Geschrieben hat das Stück der am 20. August 1839 in Cottbus geborene Dr. med. Ernst Page, praktischer Arzt, Wundarzt und Geburtshelfer sowie Betriebsarzt der Königlichen Eisenbahn, und sein Name stand auch im Adressbuch 1885 in der Taubenstraße. Durch seine Dichterleidenschaft und Bahnverbundenheit lag der Handlungsort des Stückes damals auch sehr nahe.“
Ramiro Lehmann, Schulweg in Cottbus-Sielow, der unsere Leser mit einem ebenso schönen Foto erfreut, schreibt: „Wenn ich richtig liege, handelt sich hierbei um den Bahnhof Cottbus, also Antwort C. Der Bahnhof wurde am 13.9.1866 eröffnet, das Empfangsgebäude – rechts – dann 1870. 1904 erhielt der Bahnhof eine Straßenbahnverbindung in die Stadt über die sogenannte Bahnhofsrampe. Es war ein sehr schöner Bau, von dem ich sehr viele Bilder habe. Leider wurde das Empfangsgebäude am 15.2.1945 bombardiert und später ganz zerstört. Nach dem Krieg mussten anstelle der zerstörten Gebäude Baracken für die Reisendenabfertigung gebaut werden. Reste der alten Empfangshalle wurden instandgesetzt. Dieses Provisorium hielt bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofes in der Vetschauer Straße. Dieser Inselbahnhof mit 12 Bahnsteiggleisen gehörte damit der Vergangenheit an. Anbei ein Bild von der entgegengesetzten Blickrichtung.“
Aus Guben schreibt uns Arno Schulz: „Es ist das alte Empfangsgebäude des Bahnhofs von 1870. Cottbus erhielt mit der Strecke nach Berlin 1866 Bahnanschluss. Diese Strecke wurde 1867 bis Görlitz verlängert. Danach kamen in kurzen Abständen weitere Strecken hinzu. Auf dem abgebildeten Foto ist am Ende des Zuges ein erhöht montiertes Bremserhäuschen zu sehen. Zu Beginn des Zugverkehrs wurden die Züge durch einen Bremser mit angehalten. Dieser wurde vom Lokpersonal durch Läuten oder Pfeifsignale zum Bremsen oder lockern der Bremsklötze angewiesen. Dazu war zur Kraftübertragung auf die Bremse eine Kurbel zu betätigen. Ein ‘Scheißjob’ im Winter in dem Häuschen, denn um die Signale zu verstehen, waren keine Türen daran angebracht und natürlich auch keine Heizmöglichkeit. Später wurde die Druckluftbremse erfunden und die Bremser überflüssig. Trotzdem kann ich mich erinnern, dass nach dem Krieg mitunter noch ein Eisenbahner im Bremserhäuschen mitfuhr. Es kann aber auch sein, dass seine Aufgabe eher Wachschutz war in dieser schlechten Zeit, oder es wurden noch uralte alte Waggons benutzt.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus ergänzt: „1870 wird ein neues Empfangsgebäude eingeweiht, welches eine Insellage besitzt. So sind nördlich und südlich dieses Hauses die Bahnsteige vorzufinden.

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Der Zug steht um 1880 vermutlich bereit für die Abfahrt nach Leipzig-Halle. Foto: Sammlung Ramiro Lehmann

Der Blick geht auf die südlichen Bahnsteige. Am 20.4.1870 fährt die erste Eisenbahn über Ruhland nach Großenhain. In den Folgejahren kommen Verbindungen nach Guben, Falkenberg, Forst, Leipzig und Frankfurt/Oder dazu. Damit man zwischen den jeweiligen Bahnsteigen wechseln kann, wird 1876 der Bau eines 130m langen Tunnels beschlossen. Dieser wird am 16.5.1886 eröffnet.“

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